Filmkritik zu "Fifty Shades of Grey 2" Eine Verfilmung als solides und übersichtliches Fanprodukt

Bonn · Nach dem Aus im ersten Teil nähern sich Christian und Anastasia in der nun startenden Fortsetzung "Fifty Shades of Grey 2 - Gefährliche Liebe" wieder an. Ob sich der Kinobesuch lohnt? Unsere Kritik zum Film.

 Dakota Johnson als Anastasia Steele und Jamie Dornan als Christian Grey in einer undatierten Szene aus dem Film Fifty Shades Of Grey 2 - Gefährliche Liebe".

Dakota Johnson als Anastasia Steele und Jamie Dornan als Christian Grey in einer undatierten Szene aus dem Film Fifty Shades Of Grey 2 - Gefährliche Liebe".

Foto: Doane Gregory/Universal Pictures/dpa

Ob es sich bei E. L. James' Romantrilogie „Fifty Shades of Grey“ um gute Literatur handelte, wurde im Feuilleton hier und da entschieden bezweifelt. Aber bei 150 Millionen verkauften Exemplaren in 52 Sprachen erledigen sich solch lästige Qualitätskategorisierungen. Da setzt dann einfach mal die normative Kraft des Faktischen ein. Und Fakt ist, dass die mehrheitlich weibliche Leserschaft offensichtlich ihren Spaß hatte mit den amourösen Verwicklungen zwischen der grundunschuldigen College-Studentin Anastasia Steele und dem schmucken Milliardär Christian Grey, der nichts von Romantik hält, aber hofft seine neue Geliebte als Sklavin im sadomasochistischen Liebesspiel zu gewinnen.

Ging es im ersten Teil der Verfilmung noch um rotwangiges Verliebtsein, kavaliersmäßiges Umgarnen, verspielte Vertragsverhandlungen um Sexualpraktiken, war am Ende Schluss mit lustig. „Halt! Stop!“ waren Anas letzte Worte und die Aufzugtür ging zu. Im Sequel stehen nun ernsthafte Neuverhandlungen an, in die Ana (Dakota Johnson) mit erstarktem Selbstbewusstsein hineingeht. Freund Christian (Jamie Dornam)
hingegen sieht sehr mitgenommen aus und gewährt Ana endlich Zugang zu seiner traumatisierte Psyche. Die Mutter war cracksüchtig, starb, als er vier war, und erst nach drei Tagen fand die Polizei den Jungen neben der Toten.

„Danke, dass du es mir erzählt hast“ sagt Ana und streicht ihm über den Rücken. Die muskulöse Männerbrust mit den Brandnarben bleibt weiterhin Tabu. Aber am Ende des Films wird Christian Grey nicht nur das L-Wort, sondern auch H-Wort im Munde führen und mit einem Verlobungsring devot vor der Angebeteten niederknien. Dafür lässt sich Ana im Prozess gegenseitiger Annäherung ein bisschen den Hintern versohlen oder auch einmal Beinspreize oder Handfesseln anlegen. Regisseur James Foley, der die 600 Buchseiten kräftig kondensiert und zu einem soliden, übersichtlichen Fanprodukt umgearbeitet hat, achtet mit fast schon buchhalterischer Penibilität auf das ausgewogene Verhältnis zwischen Sexszenen und Beziehungsgesprächen.

Die Erotikschnulze ist im Kino ja noch ein weitgehend unerforschtes Genregebiet. Die Mischung aus gediegener Pornografie, Jane Austen und einer (kleinen) Prise De Sade hat sicherlich Zukunftspotenzial, weil sie die sexualisierten Wahrnehmungsmuster der voyeuristischen Mediengesellschaft bedient und gleichzeitig für romantische Bedürfnisbefriedigung sorgt - da wird uns kein Safeword helfen können.

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