Filmkritik: Neuer Film von Tim Burton Die Insel der besonderen Kinder

Bonn · Am Donnerstag kommt der neue Film von Tim Burton "Die Insel der besonderen Kinder" in die Kinos. Eine Kinokritik.

 Asa Butterfield als Jake (l) und Ella Purnell als Emma in einer undatierten Szene aus dem Film „Die Insel der besonderen Kinder“.

Asa Butterfield als Jake (l) und Ella Purnell als Emma in einer undatierten Szene aus dem Film „Die Insel der besonderen Kinder“.

Foto: dpa

Etwas Besonderes sein zu wollen, der Wunsch, in seiner eigenen, merkwürdigen Einzigartigkeit geschätzt zu werden, ist eine treibende Kraft im Jugenddasein. Diese Erkenntnis haben sich in den letzten Kinojahren zahllose Jugendbuch-Verfilmungen und Comic-Adaptionen erfolgreich zunutze gemacht.

Kaum eine junge Hauptfigur, die nicht eine besondere Gabe hat oder auf irgendeine Weise auserwählt erscheint. Harry Potter überlebt als einziger den Todesfluch Voldemorts und qualifiziert sich dadurch als begnadeter Zauberlehrling. Peter Parker mutiert durch einen Spinnenbiss vom schüchternen Schüler zum omnipotenten Spider-Man.

Den Spagat zwischen Individualismus und Kollektivität schafft schließlich „X-Men“, wo illustre Mutanten ihre jeweiligen besonderen Fähigkeiten gemeinsam im Kampf gegen Ausgrenzung bündeln.

Mit seinem neuen Film „Die Insel der besonderen Kinder“ nach dem gleichnamigen Fantasy-Roman von Ransom Riggs springt nun auch Tim Burton auf diesen Zug auf.

Fairerweise muss man hier darauf verweisen, dass Burton in Filmen wie "Edward mit den Scherenhänden", "Ed Wood" oder zuletzt "Frankenweenie" stets ein Herz für exzentrische Außenseiter hatte.

Burton ist als Regisseur für diesen Stoff sicherlich ideal besetzt, aber leider kann die Geschichte mit den kreativen Standards des Filmemachers nicht mithalten.

Als Mischung zwischen „Harry Potter“ und „X-Men“ präsentiert sich die Story um den jungen Jake (Asa Butterfield), der nach dem Tod seines geliebten Großvaters (Terrence Stamp) von Florida nach Wales zu jenem Kinderheim reist, in dem der Opa seine ungewöhnlichen Jugendjahre verbrachte.

Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Aber es dauert nicht lange, da findet Jake den Weg in eine Zeitschleife, in der das Heim und ihre sonderbaren Bewohner unter dem Schutz der Direktorin Miss Peregrine (wunderbar verschroben: Eva Green) weiter existieren.

In vielen Details erkennt man Burtons skurrile Gestaltungsfreude wieder: Der rostige, veralgte Passagierdampfer, der vom Meeresgrund hervorgeholt wird, die Totenskelette, die wiederbelebt als Kamikaze-Soldaten gegen die Bösewichte ankämpfen, die gesichtslosen Monster, die handgefertigt und nicht zusammengepixelt wirken.

Aber die sichtbare Liebe zum Detail kann hier die fehlende Originalität der Geschichte nicht wett machen. Zu deutlich wird in dem Drehbuch von Jane Goldman („X-Men: Erste Entscheidung“/„Kingsman“), dass hier die Versatzstücke aus erfolgreichen Young-Adult-Adaptionen recycelt werden. Das merkt man vor allen den jungen Figuren an, die in der Luft schweben, Pflanzen in Sekundenschnelle heranwachsen lassen oder mit einem zweites Gebiss am Hinterkopf essen können, aber darüber hinaus kaum charakterisiert werden.

Der Plot bewegt sich trotz verschlungener Zeitschleifenlogik im konventionellen Gut-gegen-Böse-Modus hin zum vorhersehbaren Show Down. Das alles hat man mindestens schon einmal und über weite Strecken auch deutlich besser gesehen – ein Satz, den man zu einem Tim-Burton-Film noch nie schreiben musste.

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