Neu im Kino: "Elvis & Nixon" Der King als Agent

Bonn · Lisa Johnsons brillant gespielte Politkomödie „Elvis & Nixon“ mit Michael Shannon und Kevin Spacey als Idealpaar ist ab Donnerstag auf den Kinoleinwänden zu sehen.

 Im Oval Office: Michael Shannon als Elvis und Kevin Spacey als Nixon.

Im Oval Office: Michael Shannon als Elvis und Kevin Spacey als Nixon.

Foto: epd

Das Bild aus dem Oval Office wirkt fast schon wie eine Fotomontage. Elvis Presley steht da in vollem Ornat: schwarzer Umhang, Seidenschal, weit geöffnetes Rüschenhemd und einen breiten, goldenen Gürtel um die Hüften geschwungen, als wollte er sich für den nächsten Batman-Film bewerben.

Neben ihm mit einem festen Handschlag verbunden US-Präsident Richard Nixon, der breitflächig in die Kamera grient. Aber das Foto, welches das am meisten angefragte Bild des amerikanischen Nationalarchivs ist, dokumentiert ein tatsächliches Ereignis. Im Dezember 1970 stand Elvis höchstpersönlich unangekündigt vor dem Nordwesteingang des Weißen Hauses und übergab den konsternierten Wachen einen Brief, der direkt an den Präsidenten adressiert war. I

n etwas krakeliger Handschrift zeigte sich der „King of Rock 'n' Roll“ bestürzt über die Entwicklung der Jugend im Lande. Hippies, Drogenkonsum und die kommunistische Indoktrination antiamerikanischer Kräfte wie den „Beatles“– dabei wolle er nicht länger tatenlos zusehen.

Deshalb bot Elvis dem „Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs“ seine Dienste als Undercover-Agent an und forderte eine entsprechende Dienstmarke ein. Lisa Johnson hat nun in „Elvis & Nixon“ diese Skurrilität der amerikanischen Geschichte aufgegriffen und das Treffen zwischen „The King“ und „The President“ zu einer sehr unterhaltsamen, kompakten Komödie ausgebaut. Der fabelhafte Michael Shannon spielt den bereits kräftig durchgeknallten Presley nicht als Karikatur, sondern als vom Star-Dasein gelangweilte Ikone, die sich nur im eigenen verschrobenem Gedankenuniversum bewegt.

Wenn er zum Flughafenschalter geht, um bei der verdatterten Angestellten ein Ticket nach Washington zu kaufen, verschwendet er keinen Gedanken daran, dass die drei Pistolen, die er mit sich trägt, nicht ganz den Sicherheitsvorschriften an Bord entsprechen könnten.

Auch den Wachen am Weißen Haus tritt er mit der Souveränität eines Showbusiness-Monarchen gegenüber. Johnson verwendet viel Zeit darauf, das komplizierte Anbahnungsprozedere des Treffens in Szene zu setzen. Das spontane Verlangen des berühmtesten Show-Stars der Welt führt im Weißen Haus zunächst zu befremdeten Reaktionen. Nixon (Kevin Spacey) hat keinerlei Verlangen, sich mit Promis zu treffen, die seinen bescheidenen Glanz überstrahlen könnten.

Obwohl keiner der beiden Schauspieler auch nur eine entfernteste Ähnlichkeit zu den historischen Figuren aufweist, gehen Shannon und Spacey in ihren Rollen und dem grotesken Promi-Ping-Pong vollkommen auf. Shannon unterspielt den Glamour-Faktor seiner Figur gekonnt und Spacey kann hier ein wenig an seine Erfahrungen als politisches Alpha-Tier in „House of Cards“ anknüpfen. Als Kinofiguren geben der durchgeknallte Rock-Star und das zugeknöpfte Staatsoberhaupt ein komödiantisches Idealpaar ab.

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