Erinnerung an den Film "Independence Day" Alles Böse kommt von oben

Hollywood · Eine Erinnerung an Roland Emmerichs „Independence Day“ (1996) aus gegebenem Anlass: Die Fortsetzung kommt am kommenden Mittwoch ins Kino.

„Independence Day“ 2016: Kein schöner Anblick, keine schönen Aussichten für den Planeten Erde.

„Independence Day“ 2016: Kein schöner Anblick, keine schönen Aussichten für den Planeten Erde.

Zwanzig Jahre hat Roland Emmerich gewartet, am kommenden Mittwoch ist es soweit: „Independence Day: Wiederkehr“ kommt ins Kino. Anlass für einen Blick zurück ins Jahr 1996. Die Außerirdischen waren damals auch nicht mehr das, was sie zuvor repräsentiert hatten.

Bei Steven Spielberg zum Beispiel waren sie runzlig und süß, menschenfreundlich und musikalisch. Statt „Nach Hause telefonieren“ („E.T“) und „Dah-Duh-Der-Duh-Daaaaah ...“ („Unheimliche Begegnung der dritten Art“) sprachen die Extraterrestrischen nun eine ganz andere Sprache: Es war die Sprache der Gewalt. In Roland Emmerichs zunächst in den USA anlaufendem Film „Independence Day“ kannten die „Aliens“ nur ein Ziel: die Eroberung der Welt und die Vernichtung der Menschen. Das kam an, den Leuten in Amerika war offenbar wieder nach Kino-Katastrophen zumute. Der Film brach Kassenrekorde, in der ersten Woche hatte „Independence Day“ rund 110 Millionen Dollar eingespielt; Spielbergs Dinosaurier-Spektakel „Jurassic Park“ brauchte 1993 neun Tage, um die 100-Millionen-Schallmauer zu durchbrechen.

Emmerichs Unabhängigkeitstag, am heutigen Samstag bei SAT.1 im Programm (20.15 Uhr), dauerte mehr als zwei Stunden. Die füllte der aus Deutschland stammende Hollywood-Regisseur („Universal Soldier“, „Stargate“) mit einer spannenden Geschichte und ansprechenden Effekten. Und mit patriotischem Pathos. Emmerich beförderte die Vereinigten Staaten ohne jeden Skrupel zum Weltpolizisten, unter dessen bewährter Führung alle Völker der Erde ihren Beitrag zum Kampf gegen den übermächtigen Gegner leisteten; nur die Bundeswehr blieb außen vor. Der Krieg fand familienfreundlich, ohne übertrieben hässliche Begleiterscheinungen statt. Vom Tod wurde oft gesprochen, gezeigt wurde er in homöopathischen Dosen. Zum Schluss ging den vielbeschäftigten Alliierten übrigens das militärische Gerät aus; soviel zum Thema Abrüstung. Ideologiekritisch war „Independence Day“, wie das Actiongenre allgemein, anfechtbar. Trotz gelegentlicher Komik verzichtete der Film völlig auf selbstironische Pointen.

Als der von Bill Pullman gespielte Präsident vor den kläglichen Resten seiner Armee stand, wurde er ganz ernsthaft zum großen Kommunikator. Aus ihm sprach der Mut der Verzweiflung und ein bisschen auch William Shakespeares fünfter Heinrich: „Denn welcher heut sein Blut mit mir vergießt, / Der wird mein Bruder; sei er noch so niedrig.“

Das Publikum in Amerika strömte jedoch nicht naiv-erbaulicher Botschaften oder spektakulärer Schauwerte wegen ins Kino. Es suchte die Begegnung mit dem Außer- und Überirdischen. Das amerikanische Magazin „Newsweek“ hatte entdeckt, dass fast die Hälfte der Bevölkerung an die Existenz von Ufos glaubte. Nahezu ein Drittel sei überzeugt, dass es bereits zu „Begegnungen der dritten Art“, Kontakten mit den Bewohnern fremder Sterne, gekommen war. Und beinahe die Hälfte verdächtigte ihre Regierung, die galaktische Wahrheit zu verheimlichen. Zwölf Prozent wollten schon ein Ufo gesehen haben. Mit anderen Worten: E.T. war nicht der erste Besucher von einem anderen Stern.

„Independence Day: Wiederkehr“ kommt, wie gesagt, nächste Woche bei uns ins Kino. Das Magazin „Filmdienst“ stellte fest: Die Fortsetzung „verbindet tricktechnisch perfekt Science-Fiction, Katastrophen- und Kriegsfilm, wobei sie, frei von jeder Ironie, auf spektakuläre Gigantomanie und die Fantastik der Bilder setzt“.

Das Ganze habe Substanz. „Untergründig geht es einmal mehr um Mut und Tatkraft, Heldentum und Zusammenhalt, auch unter Nationen.“

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