Von Blumen besessen "Tulpenfieber": Dane DeHaan verfällt Alicia Vikander

Berlin · In dem namhaft besetzten, an kuriosen Wendungen reichen Werk nimmt uns Regisseur Justin Chadwick mit ins Holland des 17. Jahrhunderts. Es brillieren Darsteller wie Christoph Waltz, Alicia Vikander und Judi Dench.

 In "Tulpenfieber" verliebt sich der Maler Jan van Loos (Dane DeHaan) in Sophia (Alicia Vikander), die mit einem älteren Kaufmann liiert ist. Dabei sollte er von dem Paar nur ein Porträt anfertigen.

In "Tulpenfieber" verliebt sich der Maler Jan van Loos (Dane DeHaan) in Sophia (Alicia Vikander), die mit einem älteren Kaufmann liiert ist. Dabei sollte er von dem Paar nur ein Porträt anfertigen.

Foto: PROKINO Filmverleih

Vielleicht wird Dane DeHaan irgendwann auf 2017 als das Jahr seines Durchbruchs zurückschauen. Noch dürfte der Name des 31-Jährigen vielen Kinobesuchern wenig sagen. In diesem Jahr aber gelingt es dem US-Amerikaner immer wieder, auf sich aufmerksam zu machen.

Es ging los mit einer atemberaubenden Tour de Force in Gore Verbinskis Grusel-Thriller "A Cure for Wellness". Dann durfte DeHaan in einer der teuersten europäischen Produktionen aller Zeiten mitmischen: Luc Bessons "Valerian".

Nun kann man sich erneut im Kino von der Strahlkraft dieses, zuweilen an Leonardo DiCaprio erinnernden Amerikaners überzeugen: In "Tulpenfieber" gibt DeHaan im trubeligen, von Blumen besessenen Amsterdam des 17. Jahrhunderts einen jungen Maler namens Jan van Loos. Der verliebt sich in die junge Frau eines älteren Kaufmanns. Mit dabei sind Judi Dench, Alicia Vikander und Christoph Waltz.

Eigentlich soll van Loos im hochherrschaftlichen Haus des Gewürzhändlers Cornelis Sandvoort nur diesen und dessen Ehefrau Sophia (Vikander) für alle Ewigkeit auf einer Leinwand fixieren. Dass der arme Maler und Sophia schon bald feurige Blicke austauschen, entgeht dem Kaufmann ebenso wie das erste Geheimtreffen des jungen Liebespaares.

Die Magd des Hauses verliebt sich unterdessen in einen Fischhändler. Auch dieser Willem ist bald infiziert vom in ganz Amsterdam grassierenden Tulpenfieber - mit einer besonderen Zwiebel aus einem Klostergarten möchte er das ganz große Geld machen. Den Verlockungen des Tulpenmarktes kann schließlich auch Maler Jan nicht widerstehen. Van Loos hofft, sich so eine Zukunft mit seiner Sophia aufbauen zu können. Die aber schmiedet einen so perfid-verrückten wie sehr genialen Plan, lässt sich auf einen Rollentausch mit ihrer Magd ein.

Man kann im Ausstattungs- und Kostümreichtum dieses gekonnt fotografierten Kinowerks schwelgen wie in einem Kabinett voller alter niederländischer Meister. "Tulpenfieber" wartet auf mit üppigen Interieurs, toll choreografierten Straßenszenen, die von einer Stadt in Aufruhr künden, starken Farbkontrasten und Momenten großer Düsternis. Regisseur Justin Chadwick ("Die Schwester der Königin") nimmt uns mit in die Hinterräume von anrüchigen Kneipen: Hier werden Tulpenzwiebeln zu horrenden Preisen gehandelt, der Markt droht zu kollabieren.

Von der Anmutung her erinnert "Tulpenfieber" an einen auch inhaltlich teils ähnlich gelagerten Film aus dem Jahr 2003: "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" mit Scarlett Johansson. "Tulpenfieber" aber ist ein ganz eigenständiges, vielseitiges Werk, das sich nur bisweilen zu verzetteln droht. Immerhin stehen hier ja nicht nur fünf Einzelschicksale, sondern auch die Spekulationsexzesse an der Tulpen-Börse im Fokus. Erstaunlich indes, wie wenige nur der titelgebenden Tulpen man im Film tatsächlich zu Gesicht bekommt.

Es ist ein in mancher Hinsicht merkwürdiger Film. Da ist zum einen die fast absurd zu nennende, zuweilen klamaukige Liebesgeschichte. Da ist die tolle und doch irgendwie skurrile Besetzung - Zach Galifianakis etwa kennen viele aus amerikanischen Quatschkomödien wie "Hangover"; in einem Kostümwerk dieser Art würde man den Amerikaner weniger verorten.

Auch Christoph Waltz ("Django Unchained") mutet in der Rolle des artigen Gewürzhändlers zunächst seltsam fremd und fast wie eine Karikatur an. Dass es sich bei "Tulpenfieber" dennoch um einen bewegenden, teils gar mitreißenden Film handelt, überrascht. Waltz etwa gelingt es, seine zunächst fragwürdige Figur sukzessive mit Wärme und Menschlichkeit auszustatten. Auch eine Performance wie die der großen Judi Dench ("Best Exotic Marigold Hotel") ist dazu angetan, diesem mit vielen Oberflächenreizen protzenden Film Tiefe zu verleihen.

Nicht zuletzt ist es allerdings das Spiel zweier Jungdarsteller, das sich im Gedächtnis festsetzt: Alicia Vikanders zwischen Traurigkeit und Langeweile, tiefer Verzweiflung und wilder Entschlossenheit oszillierender Blick steht dabei den eindringlichen Augen von Dane DeHaan in nichts nach.

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