Mit sozialkritischem Ton Keaton trifft Gleeson: Sommerliebe im "Hampstead Park"

Die Kinostars Diane Keaton und Brendan Gleeson spielen ein ungleiches Paar in der Sommerunterhaltung "Hampstead Park - Aussicht auf Liebe".

 Emily Walters' (Diane Keaton) und Donald Horner (Brendan Gleeson).

Emily Walters' (Diane Keaton) und Donald Horner (Brendan Gleeson).

Foto: Reliance Entertainment Productions/Splendid Films

Bei Regen tropft der in London lebenden Amerikanerin Emily das Wasser durch die Decke ihrer Wohnung. Doch das ist noch nicht das Schlimmste: Die attraktive und gebildete ältere Frau schwimmt nach dem Tod ihres Mannes in einem Meer von Schulden.

Im malerisch vornehmen Stadtteil Hampstead hangelt sie sich durch das Leben, jobbt nebenher ehrenamtlich im Kreis gut situierter Charity-Ladies in einer Wohltätigkeitsboutique. Bis sie auf jemanden trifft, dem es noch schlechter zu gehen scheint: den kauzigen Obdachlosen Donald, der im berühmten Park des Viertels in einer selbst gezimmerten Baracke haust.

Das ist der Beginn einer ungewöhnlichen Beziehungsgeschichte, wie sie die romantische Komödie "Hampstead Park - Aussicht auf Liebe" des britischen Regisseurs Joel Hopkins ("Liebe auf den zweiten Blick") erzählt. In den Hauptrollen sind die Schauspielgrößen Diane Keaton (71), Oscar-Gewinnerin von 1978 für Woody Allens "Der Stadtneurotiker", und Brendan Gleeson (62, "Brügge sehen ... und sterben?") zu sehen. Herausgekommen ist ein Film mit sozialkritischer Note, der Mut zu Gefühlen im reiferem Alter und über Standesgrenzen hinweg sowie zu einer gehörigen Portion Rebellentum machen will - und der dennoch im Konventionellen stecken bleibt.

Denn die Geschichte zweier sozial nicht kompatibel erscheinender Außenseiter, die jeweils allein ihr Leben nicht in den Griff bekommen, gerät eher bilderbuchmäßig: Ihre Affäre nimmt damit ihren Anfang, dass beide einander Antriebslosigkeit und Blindheit gegenüber den eigenen Verhältnissen vorwerfen - um am Ende aus den gewohnten persönlichen Bahnen auszubrechen und sich zum Entsetzen ihres Umfeldes aufeinander zuzubewegen. Dabei sind die Charaktere und Dialoge nach dem Drehbuch von Robert Festinger so übersichtlich angelegt, dass selbst Keaton und Gleeson erstaunlich wenig Charisma und Tiefe herauszukitzeln vermögen.

Und dass "Hampstead Park" zwischendurch zum Gerichtsfilm wird, in dem Juristen herausfinden wollen, ob der schlagfertige Ire Donald seine Hütte mit den Obst- und Gemüsebeeten zu Recht bewohnt oder daraus von Bauhaien vertrieben werden darf, macht das Geschehen auch nicht spannender. So fungiert schließlich der einstige Kurort Hampstead als eigentlicher Protagonist dieser Sommerunterhaltung. In den gezeigten Gassen mit ihren alten Häusern und kleinen, aber feinen Läden und Lokalen dürfte mancher Zuschauer selbst gern zuhause sein mögen. Ganz zu schweigen vom Park, der nicht nur Aussicht auf Liebe, sondern auch auf die im Dunst liegende Millionenstadt London bietet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort