Vierbeiner als Konkurrent "Der Hund begraben": Finstere Pläne eines Überflüssigen

München · Hans ist eifersüchtig - auf einen Hund. Denn seine Frau hat nur Augen für das Tier. Schlimm für einen Mann, der sich ohnehin überflüssig fühlt. Der Hund muss weg. Doch als er tatsächlich verschwindet, fangen die Probleme richtig an. Mit Justus von Dohnányi.

 Aus der Ehe von Yvonne (Juliane Köhler) und Hans (Justus von Dohnányi) ist die Luft raus. Der Vierbeiner Kurt aber fühlt sich sichtlich wohl.

Aus der Ehe von Yvonne (Juliane Köhler) und Hans (Justus von Dohnányi) ist die Luft raus. Der Vierbeiner Kurt aber fühlt sich sichtlich wohl.

Foto: Hendrik Heiden/Movienet Film

Kann man auf einen Hund eifersüchtig sein? Ja, und wie. Bei Hans ist es ein dahergelaufener Mischling, der ihm das Leben zur Hölle macht. Denn seine Ehefrau Yvonne hat den Streuner ins Herz geschlossen und hat nur noch ein Ziel: Das treublickende Tier zu verwöhnen.

Ihr Ehemann Hans fühlt sich komplett überflüssig, auch weil er gerade seinen Job verloren hat. Sein einziger Wunsch: Der Hund soll weg. Doch dann verschwindet das Tier tatsächlich und das Leben von Hans gerät vollends aus den Fugen. "Der Hund begraben" ist eine amüsante und ziemlich schwarze Komödie über einen Mann mittleren Alters, der seinen Platz im Leben verloren hat und nicht weiß, wie er über seine Probleme reden kann.

Sebastian Stern hat die Geschichte einfühlsam, schlicht und mit lakonischem Humor inszeniert. Herausragend auch die Schauspieler, allen voran Justus von Dohnányi ("Timm Thaler oder das verkaufte Lachen"). Mit feinem Gespür für leise Zwischentöne spielt er den frustrierten Hans, der eifersüchtig und immer verzweifelter um die Aufmerksamkeit seiner Familie ringt, während er sich von dem Hund Kurt an den Rand gedrängt fühlt.

In die Ehe mit Yvonne (Juliane Köhler, "Schoßgebete") haben sich Gewohnheit und Gleichgültigkeit eingeschlichen. Und die 14-jährige Tochter geht ihre eigenen Wege, seit sie ihren ersten Freund hat. Weil Hans glaubt, dass ihm eh keiner zuhört, verschweigt er seiner Familie die Kündigung. Stattdessen fährt er ziellos umher, liebäugelt in einem Autohaus mit einem teuren Cabrio und besucht den Vortrag eines Autors, der weiß, wie man beim Universum die Erfüllung von Wünschen bestellen kann.

Dort trifft er Mike, einen undurchsichtigen und etwas schmierigen Typen, der ihm helfen will - herrlich gespielt von Georg Friedrich ("Wild"). Doch stattdessen gewinnt Mike Yvonnes Zuneigung und drängt Hans nur noch weiter an den Rand. Für sie bringt Georg genau das Verständnis und die Einfühlsamkeit auf, die sie bei ihrem Ehemann schon lange vermisst.

"Manchmal habe ich in letzter Zeit so ein Gefühl, dass irgendwas nicht mehr stimmt mit mir", sinniert Hans. "Ich meine, ist das normal in meinem Alter?" Aber sicher, möchte man antworten. Es ist die Krise in der Mitte des Lebens, wenn sich bei vielen das Gefühl einstellt, dass die meisten Träume ausgeträumt sind. Eine tragische Erkenntnis, die viele auf aberwitzige Art und Weise kompensieren, sei es mit heißen Affären, schnellen Sportwagen oder jugendlich-pubertärem Auftreten.

Doch bei aller Absurdität macht sich Stern nicht lustig über seine Figuren. Er nimmt sie ernst und zeigt gleichzeitig die amüsanten Seiten ihres Verhaltens. "Mich interessieren spannend erzählte Verlierergeschichten", sagt der Filmemacher. "Humor ist für mich oft dann am interessantesten, wenn das Lachen auch aus tragischen Momenten herrührt, und man Menschen in ihrem falschen und absurden Handeln so gut versteht, dass man dennoch mitfühlen kann."

Der Hund begraben, Deutschland 2016, 86 Min., FSK ab 12, von Sebastian Stern, mit Justus von Dohnányi, Juliane Köhler, Georg Friedrich

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