Geisterdrama "A Ghost Story": Keine leichte Kino-Kost

München · Ein Gespenst, das durch ein Haus wandert und die Reste seines früheren Lebens entgleiten sieht: "A Ghost Story" berührt durch viele kunstvolle Bilder, ist aber vor allem experimentell und anspruchsvoll.

 C. (Rooney Mara) hat gerade ihren Mann verloren. Oder doch nicht?

C. (Rooney Mara) hat gerade ihren Mann verloren. Oder doch nicht?

Foto:  Universal Pictures

Action, 3D-Unterhaltung und eine Fortsetzung nach der anderen: Das typische Hollywood-Kino von heute ist eher schnell, laut und manchmal auch vorhersehbar. Doch mit dem Geisterdrama "A Ghost Story" lässt die Traumfabrik nun ein Stück Filmpoesie über die Leinwand flimmern.

Casey Affleck spielt M., einen nachdenklichen Musiker, der ein unscheinbares Leben in einem Haus auf dem Land führt. An seiner Seite seine Frau C., verkörpert von US-Schauspielerin Rooney Mara. Der Regisseur David Lowery lässt mit eindringlichen Nahaufnahmen tief in das Seelenleben des Paares blicken und verzichtet dabei auf viel Text. Als Zuschauer muss man sich deshalb schon am Anfang des Films konzentrieren.

Während C. eigentlich gerade dabei ist, ihren Mann von einem Umzug in die Stadt zu überzeugen, schlägt das Schicksal zu: M. stirbt vor dem Haus bei einem Autounfall. Später taucht seine Frau im Krankenhaus auf und sieht seine Leiche unter einem weißen Laken liegen - eine Beobachtung, die der Regisseur extrem in die Länge zieht und dem Zuschauer damit einiges abverlangt.

Die Einstellung dauert so lange, dass man sich wünscht, die Hauptfigur möge doch als Zombie wieder auferstehen und endlich etwas Leben in den Film bringen. Und was passiert? M. steht tatsächlich wieder auf. Aber nicht als Untoter, sondern als Gespenst. Und zwar als melancholisch-komisches Spukgespenst mit weißem Laken über dem Kopf und den beiden obligatorischen Gucklöchern. Oscarpreisträger Affleck ist von dieser Wendung an nur noch in ein paar wenigen Rückblenden zusehen.

Stumm und passiv kehrt M. im Laken-Look in sein Haus zurück und will seiner Frau bei ihrem Verlust beistehen. Dadurch verliert die Low-Budget-Produktion, die beim renommierten Sundance Film Festival im Januar Weltpremiere feierte, weiter an Geschwindigkeit.

Eine weitere in die Länge gezogene Szene zeigt, wie C. vor lauter Verzweiflung über den Tod ihres Mannes einen ganzen Kuchen isst und sich danach übergibt. Der 93 Minuten lange Streifen wird nun zur echten Geduldsprobe.

M. ist an sein Haus gefesselt und sieht dabei zu, wie seine Frau langsam in eine neue Zukunft entschwindet und sich die Welt um ihn herum drastisch verändert. Es vergehen Tage, Wochen und Jahre, doch Fragen bleiben: Die, nach dem Überdauern des Seins. Auf der Suche nach Antworten experimentiert "A Ghost Story" mit Horror-, Drama- und Fantasy-Elementen. Der Film ist zwar keine leichte Kino-Kost, hat aber durch die kunstvollen Bildkompositionen einen gewissen Reiz.

- A Ghost Story, USA 2017, 93 Min., FSK ab 12, von David Lowery, mit Casey Affleck, Rooney Mara, Will Oldham.

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