Kinofilm "Trautmann" Wie ein Kriegsgefangener zur Torwartlegende wurde

Bonn · Der Kinofilm „Trautmann“ erzählt von der ungewöhnlichen britischen Fußballerkarriere eines deutschen Kriegsgefangenen. 1949 demonstrierten im Großbritannien mehr als 20.000 Menschen gegen die Verpflichtung des Deutschen bei Manchester City.

 Er steht im Tor und hält den Kasten sauber: David Kross als Torwartlegende Bert Trautmann.

Er steht im Tor und hält den Kasten sauber: David Kross als Torwartlegende Bert Trautmann.

Foto: SquareOne Entertainment

"Traut the Kraut“ – so beschimpften die Fans Bert Trautmann, als er zum ersten Mal als Torwart von „Manchester City“ zwischen den Pfosten stand. Mehr als 20.000 Demonstranten protestierten 1949 gegen den Vertrag mit dem deutschen Fußballer, der als Kriegsgefangener auf die britische Insel kam und in 590 Spielen vom verhassten Feind zur gefeierten Fußballlegende aufstieg.

Nun hat sich Marcus H. Rosenmüller mit seinem neuen Film „Trautmann“ des Stoffes angenommen. Bisher hatte sich der Regisseur mit Filmen wie „Beste Zeit“ (2007) oder „Die Perlmutterfarbe“ vor allem als ebenso bodenständiger wie sensibler bayrischer Heimatfilmer einen Namen gemacht. Mit „Trautmann“ wagt er sich nun weit aus seiner Komfortzone heraus.

Der Film wurde als deutsch-britische Koproduktion komplett in englischer Sprache mit einer vornehmlich britischen Besetzung realisiert.

David Kross spielt den deutschen Wehrmachtsoldaten, der 1945 in einem Lager in der Nähe von Manchester interniert wird. Als Fallschirmspringer und Träger des Eisernen Kreuzes wird er vom Lagerkommandanten misstrauisch beäugt. Da muss der Lebensmittelhändler Jack Friar (John Henshaw) schon eine Kiste Zigarren springen lassen, damit er den Kriegsgefangenen als Ladenhilfe ausleihen kann. Aber eigentlich braucht Jack den Deutschen als Torwart für sein Provinzteam. Mannschaft und Publikum in St. Helens sind wenig begeistert über den Nazi-Keeper, aber der „Kraut“ hält den Kasten sauber und verhindert den drohenden Abstieg.

Nicht nur auf dem Spielfeld erarbeitet sich Trautmann allmählich die Sympathien der Engländer. Auch die Tochter des Ladenbesitzers Margaret (Freya Mavour) lässt ihre Ressentiment allmählich fallen. Als das Lager aufgelöst wird, lehnt Trautmann die Repatriierung nach Deutschland ab und bleibt in England, wo schon bald die Talentscouts von „Manchester-City“ auf ihn aufmerksam werden.

Rosenmüller bedient in „Trautmann“ die klassische Sportfilmdramaturgie, die den mühsamen Aufstieg eines Außenseiters über Rückschläge bis zum finalen Triumph vorsieht.

Im Finale mit gebrochenem Halswirbel

In diesem Fall ist dies das legendäre Finale zwischen Manchester und Birmingham 1956, das Trautmann in den letzten 15 Spielminuten mit einem gebrochenen Halswirbel absolvierte, wodurch er in der britischen Öffentlichkeit zum Fußballhelden aufstieg.

Aber die sportliche Erfolgsstory ist hier nur ein Vehikel: Der eigentliche „goal“ des Filmes ist die gesellschaftliche Integration des ehemaligen Kriegsfeindes. Vor dem Kontext heutiger Integrationsdebatten verfehlt eine Geschichte, in der sich ein Deutscher seinen Platz in einer ihm feindlich gesonnenen Umgebung erarbeiten muss, nicht ihre Wirkung. Rosenmüller zeigt den verständlichen Hass auf den Kriegsgefangenen in aller Deutlichkeit, um den steinigen Weg hin zur Versöhnung abzuwandern. Da hätte man sich allerdings noch mehr Tiefe und Mut zu offenen Widersprüchen gewünscht, gerade auch wenn es um Bewältigung soldatischer Schuldtraumata geht. Zu schnell knickt der Film hier vor den Harmoniebedürfnissen des Mainstreamkino ein.

Mit erstaunlichem Geschick lehnt sich „Trautmann“ an die Textur britischer Feel-Good-Movies an. Und hier zeigt sich wiederum Rosenmüllers Stärke, der in der englischen Working-Class der Nachkriegszeit sein Gespür für soziale Milieus genauso beweist wie zuvor in seiner bayrischen Heimat.

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