Nach 25 Jahren Terry Gilliam bringt endlich seinen "Don Quixote" ins Kino

Berlin · Terry Gilliams Opus Magnum hat es ins Kino geschafft. Nach mehr als 25 Jahren und einer Geschichte unglaublicher Rückschläge bringt der Regisseur seinen Don Quixote auf die Leinwand. Doch haben sich die Mühen wirklich gelohnt?

 Es ist vollbracht: Terry Gilliam mit "Don Quixote"-Darsteller Jonathan Pryce am Set.

Es ist vollbracht: Terry Gilliam mit "Don Quixote"-Darsteller Jonathan Pryce am Set.

Foto: Concorde Filmverleih

"Er ist endlich draußen - und raus aus meinem Leben!" Terry Gilliam hat es geschafft: Nach mehr als 25 Jahren und unglaublichen Rückschlägen hat er seinen Film "The Man Who Killed Don Quixote" auf die Leinwand gebracht.

"After more than 25 years in the making - and unmaking" (Etwa: "nach 25 Jahren in der Entstehung - und der Beseitigung") heißt es im Vorspann zum Film. "Es ist großartig, ich hätte alles getan, um endlich dieses Problem loszuwerden", erzählt Gilliam im Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Schon Ende der 1980er Jahre hatte Gilliam die Idee zu einem Film über Cervantes' berühmten Romanhelden und dessen Kampf gegen Windmühlen. Der erste Dreh im Jahr 2000 wurde nach nur sechs Tagen wegen einer Springflut und Tieffliegerlärm abgebrochen, am fünften Tag gab der Quixote-Darsteller Jean Rochefort auf, weil er wegen Schmerzen nicht mehr reiten konnte.

Die Dokumentation "Lost in La Mancha" hat dieses Scheitern für die Ewigkeit festgehalten. 2009 nahm Gilliam die Arbeiten am Drehbuch wieder auf, knapp zehn Jahre später kommt der Films jetzt ins Kino. Klar, dass das Ergebnis nun besonders kritisch beäugt wird; klar dass die Erwartungen an Gilliams' Opus Magnum unerreichbar hoch sind.

Dass der Film eine derartige Enttäuschung geworden ist, überrascht dennoch. Gilliam erzählt die Film-im-Film-Geschichte des talentierten Regisseurs Toby (Adam Driver), der vor lauter Selbstverliebtheit seine Liebe zum Film und zu den Menschen vergessen hat und sich stattdessen lieber in Zynismus und eine Affäre mit der Frau seines Chefs (Stellan Skarsgård) flüchtet.

Die entdeckt er wieder, als ein mysteriöser Mann ihm eine DVD mit seinem Studentenfilm über Don Quixote gibt. Toby besucht daraufhin das Dorf, mit dessen Einwohnern er den Film einst drehte - und muss feststellen, dass er mit den Dreharbeiten großes Unheil über den kleinen Ort und vor allem seinen damaligen Hauptdarsteller gebracht hat.

Der alte Mann (in seinen besten Momenten sehr berührend: Jonathan Pryce) hält sich nämlich immer noch für den legendären Don Quixote und die junge, unschuldige Angelica (sehr eindimensional: Joana Ribeiro), die sich damals in Toby verliebte, kam auf der Straße zum Schauspielerinnen-Ruhm vom Weg ab und wurde Prostituierte.

Wie immer in seinen Filmen spielt Gilliam mit Realität und Traum und bringt eine absurde Reise auf den Bildschirm. Der Möchtegern-Don Quixote hält Toby für seinen Sancho Pansa und Toby geht mit ihm zusammen auf die Suche nach seinem Ich von damals, nach seiner verlorenen Menschlichkeit. Es ist auch eine Abrechnung mit dem Kommerz des Filmgeschäftes.

Eine schöne Idee eigentlich - und märchenhaft erzählt. Doch kommt sie in Gilliams Film so verschwurbelt und unnachvollziehbar daher, dass seine mehr als zwei Stunden nur schwer zu ertragen sind. Die Szenen zwischen noch halbwegs nachvollziehbaren Beginn und zumindest ästhetisch beeindruckendem Showdown wirken streckenweise völlig willkürlich aneinandergereiht - fast so, als sei es Gilliam einfach nur darum gegangen, den Film endlich fertigzustellen, ihn endlich hinter sich zu lassen. Eine Irrfahrt durch ein Labyrinth von Ideen und Assoziationen, die kaum zu durchdringen sind.

Sollte Gilliam selbst auch nicht ganz zufrieden sein mit seinem Film, an dem er sich nach aller Energie, die er hineingesteckt hat, messen lassen muss wie ein Autor an seinem Hauptwerk, dürfte ihn das allerdings wenig stören. Im Interview erklärt er seine Strategie so: "Das ist das Gute an meinem Gehirn: Es erinnert sich nicht an das Schlechte, nur an das Gute."

The Man Who Killed Don Quixote, Spanien/Belgien/Frankreich/Portugal/Großbritannien 2018, 133 Min., FSK ab 12, von Terry Gillam, mit Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård

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