"Verschwörung" mit Claire Foy Fortsetzung der Stieg-Larsson-Trilogie im Kino

Bonn · In „Verschwörung“ verkörpert nun Claire Foy Stieg Larssons Romanfigur Lisbeth Salander. Vorher war Foy die Königin in "The Crown".

 Eben mal kurz die Welt retten: Claire Foy als Lisbeth Salander.

Eben mal kurz die Welt retten: Claire Foy als Lisbeth Salander.

Foto: epd

Die Millenniums-Trilogie des schwedischen Autors Stieg Larsson entwickelte sich vor allem aufgrund ihrer kraftvollen Heldin zu einem internationalen Bestseller-Phänomen. Von traumatischen, sexuellen Gewalterfahrungen geprägt, ist Lisbeth Salander als Symbolfigur weiblicher Selbstbehauptung gezeichnet, die sich gegen die korrupten, patriarchalen Strukturen stellt. Nach Noomi Rapace und Rooney Mara reiht sich nun Claire Foy („The Crown“) in die Riege der Lisbeth-Darstellerinnen ein. Als Vorlage dient der Nachfolgeroman „Verschwörung“, der 2015 von David Lagercrantz nach Larssons Tod verfasst wurde. Die Geschichte taucht tiefer in die Kindheit Lisbeths ein, die als junges Mädchen vor den sexuellen Zudringlichkeiten des Vaters flieht und ihre jüngere Schwester zurücklässt.

Mehr als 20 Jahre später ist Lisbeth zur feministischen Gerechtigkeitskämpferin geworden, die gewalttätige Ehemänner mit effizienter Überlegenheit zur Rechenschaft zieht.

Aber das ist nur ihre Freizeitbeschäftigung. Im Hauptberuf ist Lisbeth immer noch eine hochbegabte Hackerin und wird von einem Wissenschaftler beauftragt, der ein Programm entwickelt hat, das die Codes zu allen Atomraketen knacken kann. Ehe sie sich versieht, sind der schwedische Geheimdienst, ein gekränkter NSA-Agent und eine Geheimorganisation hinter ihr her, die in direktem Kontakt zu ihrer familiären Vergangenheit steht. In „Verschwörung“ mutiert Lisbeth von einer Heldin, die sich nur von ihrem eigenen moralischen Kompass leiten lässt, zu einer schnöden Weltenretterin. Diese klischeehafte Verflachung der Motivation passt dazu, dass Regisseur Fede Alvarez („Don't Breathe“) die Angelegenheit vornehmlich als Action-Noir-Thriller in Szene setzt. Das ist in seiner stilistischen Stringenz durchaus schick anzusehen und könnte als ambitioniertes Genrewerk durchgehen. Aber dieser Film rechnet sich nun einmal zum Stieg-Larsson-Universum und weiß mit diesen Ressourcen leider viel zu wenig anzufangen.

Foy tut ihr Bestes, um die Figur vor dem Klischee der schwarzledernen Action-Amazone zu retten. Aber der umtriebige Spionageplot gibt ihr zu wenig Raum, um ihrer eigenwilligen Heldin die notwendige Seelentiefe zu verleihen.

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