Neu im Kino Donnernde Gemetzel

Film-Klassiker: Guy Ritchies blutiges Monumental-Epos „King Arthur“ geht unter die Haut. Eine Filmkritik von GA-Kinoexperte Martin Schwickert.

 Held in Aktion: Charlie Hunnam in einer Szene aus „King Arthur“.

Held in Aktion: Charlie Hunnam in einer Szene aus „King Arthur“.

Foto: Warner

Unüberschaubar ist die Zahl der Filme und Fernsehproduktionen, die sich der guten, alten Artus-Legende bedient haben. Nun hat sich der britische Regisseur Guy Ritchie des mythisch durchwobenen Stoffes angenommen und angekündigt, die Angelegenheit zu einem sechsteiligen Franchise ausbauen zu wollen. Große Pläne, über die letztlich das Publikum und die Rechnungsprüfer der Studios entscheiden werden, aber ein ambitioniertes Vorhaben, das es mit epischen Kinogiganten wie „Herr der Ringe“ aufnehmen will. Ritchie bewies bereits in zwei „Sherlock Holmes“-Filmen, dass er einen selbstbewussten Umgang mit den Ikonen der britischen Populärkultur pflegt.

Die Verbindung von historischer Kulisse und moderner Pixelmalerei, die hier zuweilen etwas befremdlich wirkte, kommt nun in seinem „King Arthur“-Spektakel besser und deutlich organischer zur Geltung. Zum Auftakt gibt es erst einmal ein donnerndes Schlachtgemetzel. Gewaltige Heere und überlebensgroße Elefantengeschöpfe blasen zum Sturm auf die Festung. Angesichts der feindlichen Übermacht scheint die Verteidigung aussichtslos. Aber dann schnallt sich König Uther (Eric Bana) das Excalibur-Schwert um, galoppiert durch die flüchtende Soldatenschar hindurch und ermordet mit der Wunderwaffe den anführenden Zauberer der gegnerischen Armee. Mit dieser pompösen Auftaktsequenz ist der eigentliche Hauptdarsteller des Filmes eingeführt: das magische Schwert als phallisches Allmachtssymbol, das – wie man weiß – schon bald in einem Felsen stecken wird, aus dem es nur einer wieder herausziehen kann.

Schuld daran ist der machthungrige Königsbruder Vortigern (Jude Law), der einen Pakt mit dunklen Mächten eingeht und den Bruder meuchelt. Dessen kleiner Sohn kann mit einem Boot gerettet werden und wächst im verruchten Londinium in einem Bordell auf. Kindheit und Jugend im sozialen Brennpunkt stählen Arthur (Charlie Hunnam) zu einem urbanen Überlebenskünstler und gewitzten Kleinkriminellen. Konflikte mit der Ordnungsmacht bringen ihn in Gefangenschaft und nach Camelot, wo alle Männer anstehen müssen, um vergeblich am magischen Schwert zu rütteln. Ganz so mühelos, wie es die Sage vorgibt, zieht Arthur das Ding nicht aus dem Granit. Sobald er die zweite Hand an den Griff legt durchfahren ihn nicht nur Blitz und Donner, sondern auch die Bilder längst verdrängter Kindheitserinnerungen. Aber Vortigern hat seinen Mann gefunden und zögert nicht, den Neffen hinrichten zu lassen. Im Zuge eines hübsch inszenierten Tumults befreien Rebellen den Todgeweihten. Aber Schwert hin, Schwert her – Arthur pfeift aufs Auserwähltendasein und will lieber zurück in seine Kleinkriminellenexistenz.

Dass sich der Held zunächst seiner Berufung verweigert und sich erst mit eigenen traumatischen Erinnerungen konfrontieren muss, ist jetzt nicht die allerneuste Idee, bringt aber ein wenig frischen Wind in den schwermütigen Mythenstoff. Charlie Hunnam („Sons of Anarchy“/„Die versunkene Stadt Z“) erdet die Figur mit großer physischer Präsenz und einer gewissen Natur-Coolness, die einen interessanten Kontrast zur Fantasy-Textur des Filmes bietet. Denn Ritchie spart hier nicht an mystischen Digitalgemälden und epischen Gemetzeln. Aber das alles sieht nicht nur – im doppelten Wortsinn – fantastisch aus, sondern entwickelt auch eine enorme visuelle Dynamik, die das Publikum mit einem vortrefflichen Soundtrack ins Geschehen hineinzieht. Großes Kino, aber ohne Pathos und mit einer gewissen Lässigkeit inszeniert. Das ein oder andere Sequel würde man sich da durchaus noch anschauen.

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