Filmkritik Beste Unterhaltung bei "Solo: A Star Wars Story"

Ron Howards "Solo: A Star Wars Story" kommt ins Kino. Der Film unterhält bestens, ohne die Grenzen des Popcornkinos je zu sprengen.

In Hollywood herrscht ein ungeschriebenes Gesetz: Gelddruckmaschinen verschrottet man nicht. Und obwohl Han Solo im „Star Wars“-Universum sogar noch vor Luke Skywalker das Zeitliche gesegnet hat, gibt das tollkühne Flieger-Ass nun wieder Vollschub: als junge Ausgabe von Harrison Fords unverschämt coolem Hasardeur.

Puristen munkelten schon vorher, dass Alden Ehrenreich als Titelheld in „Solo: A Star Wars Story“ mindestens knietief in den Fußstapfen des Vorbilds versinken würde. Doch der junge Mime („Hail, Caesar!“) widerlegt die Skeptiker. Mit juveniler Arroganz und sarkastischem Grinsen schmuggelt er sich auf dem Schrottplaneten Corellia durchs Kleinganovenleben. Und obwohl er statt des „Millennium Falken“ vorerst nur ein Luftkissenauto steuert, träumt er schon von galaktischen Höhenflügen. Leider kommt ihm bei der Flucht aus Corellia auch die schöne Freundin Qi'ra (Emilia Clarke) abhanden, die er freilich bald als rechte Hand des blutrünstigen Gangsters Dryden Vos (schön böse: Paul Bettany) wiedertrifft.

Damit ist das Leitmotiv der Story angespielt, denn vor allem im turbulenten Finale zerbröckeln Loyalitäten, Bündnisse, aber auch Fronten fast im Sekundentakt. Zur moralischen Unberechenbarkeit trägt auch Woody Harrelson als granitharter Einzelkämpfer Beckett bei, der Han unter seine Outlaw-Fittiche nimmt und zugleich warnt: „Vertrau niemandem.“

Was natürlich auf den gutherzigen Zottelkumpan Chewbacca nicht zutrifft, der hier recht biestig in die Sternenkriegersippe eingeführt wird. Auch mit Donald Glover als smart-charismatischem, ultralässigem Glücksspieler Lando Calrissian dockt das Drehbuchduo Lawrence und Jonathan Kasdan an den Kernmythos an und gönnt Lando als Sidekick die feministische Droidin L3-37. Eine „Ehe“ mit Witz und Herz, während das raunende Mythengeschwurbel der Jedi-Elite in diesem rasanten Weltraumwestern völlig fehlt. Stattdessen: rauchende Colts.

Effektzirkus zwischen Eis- und Sandwüste

Man kann nur spekulieren, was das mitten im Dreh abgelöste Regiegespann Christopher Miller und Phil Lord („The Lego Movie“) aus dem Stoff gemachte hätte, doch Routinier Ron Howard bringt das schlingernde Projekt sicher ins Ziel. Vor allem dank Kameramann Bradford Young („Arrival“), der zunächst dem Prekariatsplaneten Corellia eine düstere Charles-Dickens-Aura gibt, dann Han Solos kurzen Kriegsdienst in der imperialen Armee in grimmiges Halbdunkel und Calrissians Spielhölle in magisches Zwielicht taucht.

Der Rest ist Effektzirkus zwischen Eis- und Sandwüste, mit einer monströsen Menagerie echsenhafter Fabelwesen und beinahe pausenlosem Trommelwirbel. Wobei Riesenkraken in lodernden Sternennebeln hier sogar vom heißen Actiontänzchen auf einem Güterzug ausgestochen werden, der wie eine spektakuläre Achterbahn um die eigene Achse rotiert.

Das alles unterhält auch dank einer Prise Ironie (Han und Chewbacca beim Füßeln in der Dusche!) bestens, ohne die Grenzen des Popcornkinos je zu sprengen. Die Kluft zwischen Rohstoffräubern und entrechteten Opfern wird eher angedeutet als ausgeleuchtet, und da Solo und Qi'ra in vielversprechenden Szenen stets rechtzeitig gestört werden, bleibt ihre Beziehung so jugendfrei wie vage.

Emilia Clarke scheint manchmal selbst nicht recht zu wissen, ob sie hier nun Mädchen oder Femme fatale sein soll. Und Alden Ehrenreichs Held macht eine gute Figur, aber keine nennenswerten Entwicklungssprünge. Kleiner Trostpreis: Immerhin wissen wir nun, wie Han zu seinem Nachnamen kam.

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