GA-Wandertag 2015 Am Ziel gibt's Deftiges und Bachemer Frühburgunder

BACHEM · Kritik und Lob liegen manchmal nur ein paar Stunden auseinander. So auch beim GA-Wandertag. Zu lange Wartezeiten auf die Busse am Bonner Hauptbahnhof brachten einige Teilnehmer dazu, spontan auf Autos umzusteigen und sogar noch andere Wandertagsfreunde mitzunehmen.

"Die Situation war schwierig. Als am Bahnhof gut 300 Leute auf die Busse warteten, hab' ich hochgerechnet, wie lange wir noch stehen", sagte Frank Nadenau aus Bornheim. "Deshalb haben wir umgesattelt."

Nickeligkeiten, die die Landschaft des Ahrtals dann jedoch schnell vergessen machte. Denn das Wandern war das Ziel, nicht das Fahren. Und so belohnten sich viele Teilnehmer dann nach 5, 10, 20 oder sogar 30 Kilometern mit dem Traditionsgericht des GA-Wandertages: der Erbsensuppe aus der Küche der Bundespolizei. "Das ist für uns ein Muss", lobte unisono eine Gruppe aus dem Vorgebirge, die es sich am Bachemer "Bau" gemütlich gemacht hatte und als passendes Getränk zur deftigen Kost spontan einen von der Bachemer Bürgergemeinschaft kredenzten Frühburgunder probierte.

Das freute auch Charly Schmitz, der für das Bachemer Weinfest verantwortlich zeichnet, das parallel im ganzen Dorf gefeiert wurde: "Von mir aus könnte jedes Jahr Wandertag zum Winzerfest sein. Der Besuch ist einfach toll. Die Leute haben nur gute Laune."

Hochbetrieb herrschte ab dem Mittag am Ziel-Zelt des GA wenige Schritte vor dem Aufgang zum Weinfestplatz "Bau". Da gab's für die Wanderer die begehrten Urkunden, auf denen Teilnahme und Strecke bestätigt wurden. Grund für für jede Menge Selfies mit Urkunden vor der Brust und dem Bachemer Backes im Rücken.

Wem es dann nach erfolgreicher Strecke und deftigem Essen noch nach Historie war, der kam im Obergeschoss des Backes auf seine Kosten. Norbert Natschke freute sich über regen Zuspruch in dem kleinen Winzermuseum - bei freiem Eintritt versteht sich. Oliver Piel vom Ahrtal-Tourismus strahlte: "Die Leute haben Spaß. Wir haben Freunde für das Ahrtal gewonnen." Und es gab auch Wanderer, die die morgendliche Fahrgemeinschaft abends wiederholten: nach dem "Weinlesezug der 10 000 Lichter".

Am Wegesrand:

Wie unterschiedlich können doch Wander-Outfits sein: Der eine kommt bei zwölf Grad am Morgen in kurzer Hose großen Schrittes an der Klönecke an, der andere in Steppjacke, die sibirischen Temperaturen standhält. Der eine trägt Wanderboots, der andere Tangoschuhe. Doch dass manche zum Start tänzeln, liegt doch eher an der Musikkapelle. Ein dickes Dankeschön geht an Familie Helmut Gäb, die völlig unkompliziert dem GA am Startplatz Strom und Wasser zum Beispiel für die Toilettenwagen zur Verfügung stellte.

Auch Bachems Ortsvorsteher Georg Schikowski ist die Kleidung wichtig: "Ich geh' noch mal schnell heim, um 10 Uhr ist Messe in der Anna-Kapelle, da zieh' ich dann den Anzug an", erklärt er dem zünftig mit Ahrsteig-Emblem-Weste startenden Andreas Wittpohl, Geschäftsführer von Ahrtal-Tourismus. "Das Ahrtal ist die Oase Bonns", sagt Ursula Knieps aus Bonn. Sie hat sich nicht allein auf die 10-Kilometer-Strecke gemacht, sondern ein quirliges Trio dabei: die Dackel Felix, Baghira und Desiree.

Im Einsatz befindet sich auch Weihnachtslicht-Ehrenvorsitzender Hans-Dieter Weber. Er verkauft an der letzten Pausenstation die Stärkung an die "Hard-Core"-Wanderer. Das sind die, die die 30 Kilometer über den Steinthalskopf und den Krausberg, bewirtet vom Dernauer Eifelverein, gemacht haben. Entlohnung für die Mühe sind auf jeden Fall das tolle Wetter mit 20 Grad und die gigantische Aussicht. Er gehört nicht zum GA, fällt aber jedem auf: Zwischen Altenwegshof und Hohenzollern steht ein Drehorgelspieler.

Seine Leierkasten-Klänge sind weithin zu hören. Schon vier Mal dabei, aber noch nie die 30 Kilometer gewagt: Ute und Heinz Jonas aus Sinzig sind sichtlich stolz, als sie das Ziel schon fast vor Augen haben. Und fest steht: "Wir gehen noch aufs Weinfest." "Im Pulk laufen finden wir gruselig", sagt ein Bonner Ehepaar, das sich deshalb bewusst für die längste Route entschieden hat. Es kennt die stillen Täler der Ahr rund um Kesseling besser als Ahrsteig und Rotweinwanderweg. Besonders gefallen hat dem Paar die Hütte auf dem "Kraus".

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