Manuel Torres beendet GA-Sommergarten "Die Musik war meine verbotene Liebe"

Bonn · Nicht spielen zu dürfen: Für einen Musiker eine Tortur. Für den jungen Manuel Torres Realität. Damals, als Kind, verbot ihm sein Vater die Gitarre, "weil er keine Perspektive sah", wie sich der gebürtige Chilene erinnert, der am Sonntag mit seiner Band das Abschlusskonzert des GA-Sommergartens 2014 im Rheinhotel Dreesen bestreiten wird.

Manuel Torres beendet GA-Sommergarten: "Die Musik war meine verbotene Liebe"
Foto: General-Anzeiger

Der erfahrene Sänger und Gitarrist setzt auf eigene Kompositionen, die von der gesamten lateinamerikanischen Musik beeinflusst wurden - und hat damit in der Region auch durchaus Erfolg. Doch früher war dies noch nicht absehbar. "In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, wurden Musiker zu Alkoholikern oder spielten in einem Bordell."

Doch die Leidenschaft war stärker. "Meine Mama war Bäuerin, hat aber immer auch Gitarre gespielt und mich mit der Folklore vertraut gemacht", erzählt er. Torres übte heimlich, das Radio lieferte ihm genug zusätzliches Material. "Die Musik war meine verbotene Liebe", sagt er.

Bis er dann irgendwann auftreten durfte. Nur um kurz darauf erneut unter Repressionen zu leiden. "Während meines Studiums kam ich mit 'La Nueva Canción Chilena' in Kontakt, der neuen Folklore, die eng mit politischem Aktivismus verknüpft war. Ich war infiziert, war mitten drin, hörte Violeta Parra und Víctor Jara", erinnert sich Torres. "Wir wollten eine chilenische Nationalmusik und sangen Lieder voller Sozialkritik."

Unter dem Pinochet-Regime kam dies nicht allzu gut an. Als Mitglied der Band Ortiga, einer der wichtigsten Gruppen des Landes, herrschte für Torres ein Auftrittsverbot. So kam er mit seinen Freunden 1983 nach Deutschland - und blieb. Hierzulande durfte Ortiga spielen, füllte unter anderem die Kölner Philharmonie.

Bis Torres für sich einen Schlussstrich zog. "Ich habe fast 20 Jahre dort mitgespielt, dann bin ich gegangen", sagt er lakonisch. Fing als Solo-Künstler wieder fast bei Null an. Und schrieb eigene Stücke. Diese werden nun beim GA-Sommergarten zu hören sein. Zusammen mit Pianist Pablo Paredes, der die diesjährige Sommergarten-Saison eröffnet hat, dem Flötisten und Saxofonisten Sergio Teran und dem Drummer Micky Kamo will Torres dabei einen Überblick über die Musik seiner Heimat geben.

Dazu gehören auch Stile, die auf den ersten Blick fehl am Platz wirken. "Es gibt gar keine großen Unterschiede in der Musik der lateinamerikanischen Länder", betont Torres. "Als ich ein Kind war, haben wir immer zur Cumbia getanzt, obwohl die ja aus Kolumbien stammt. Und auch Samba hat jede chilenische Gruppe gespielt. Das gehört alles zusammen."

Auch die Andenmusik der Inka spielt eine Rolle, aus der Instrumente wie die Panflöte oder das Charango (eine kleine Gitarre, die traditionell aus dem Panzer eines Gürteltiers hergestellt wird) stammen. "Wichtig ist, dass es die Musik aus dem Volk ist, die Lieder von Landarbeitern, die auf diese Weise ihre Gefühl kanalisieren, von Liebe, Gerechtigkeit und Heimat singen", erklärt Torres. Dem will der Sänger Rechnung tragen.

Von dem Ergebnis kann man sich am Sonntag im Kastaniengarten der Dreesens überzeugen. Das letzte 2014-Konzert des GA-Sommergartens mit Manuel Torres & Band findet am Sonntag, 24. August, von 11.30 bis 14.30 Uhr im Kastaniengarten des Rheinhotels Dreesen statt. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung ist dank eines mobilen Glasdachs regenfest.

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