GA-Serie "Rheinische Landpartie" Mit dem Kajak auf der Erft unterwegs

Bergheim · Diese Folge der GA-Sommerserie führt nach Bergheim zum Kajakspaß auch für Ungeübte - schließlich gilt die Erft als relativ ruhiger Fluss. Trotzdem stellt sich Anfängern im Lauf der Tour die bange Frage: "Schaff' ich das?"

Coole Wasserspiele: Das Wehr naht - deshalb besser anlegen und das Boot tragen. Zugleich ist der erste und längste Streckenabschnitt geschafft.

Coole Wasserspiele: Das Wehr naht - deshalb besser anlegen und das Boot tragen. Zugleich ist der erste und längste Streckenabschnitt geschafft.

Foto: Bernd Rosenbaum

Kajakspaß auch für Ungeübte - das verspricht die Erft, ein relativ ruhiger Fluss, zwischen Bergheim und Bedheim. Trotzdem stellt sich Anfängern im Lauf der Fahrt die bange Frage: Schaff' ich das?

Aber fangen wir vorne an: Um 11 Uhr treffen sich alle, die an diesem Sonntag morgen auf die Erft wollen, an der Zievericher Mühle in Bergheim. Eine kurze Einweisung vom Tourguide - Tiere und Pflanzen bitte in Ruhe lassen - dann steigen wir in Zweier-Kajaks. Alles, was nicht nass werden darf, haben wir in großen Plastiktonnen verstaut, die im Boot festgeschnallt werden.

Der Sohn, sieben Jahre, fährt mit mir; die zehnjährige Tochter mit meinem Mann. Mit Schwung legen wir ab - und fahren ein paar Meter weiter in die Uferböschung. Das Steuern will gelernt sein: rechte Seite, um nach links zu fahren, linke Seite, um nach rechts zu kommen. Geradeaus geht es mit gleichmäßigem Wechselschlag. Nach ein paar Minuten haben wir den Dreh ganz gut raus, bleiben dem Ufer fern und nehmen nicht mehr jeden herunterhängenden Ast mit.

Dafür sitze ich schon längst in zentimetertiefem Wasser. "Das ist ein Wassersport, da darf man auch nass werden" - so waren die Worte des Guides. Die Jeans saugen sich schön voll - hier wäre eine schnell trocknende Leggings das Kleidungsstück der Wahl gewesen.

So wie bei der Gruppe vor uns, die den Boots- zum Badeausflug macht und mit voller Absicht im Wasser planscht, zumindest die Kinder. Wir überholen kurzzeitig, liefern uns ein kleines Rennen mit dem Rest der Familie und genießen die ungewohnte Fortbewegungsart. "Können wir hier nächsten Sonntag wieder hin?" fragt mein Sohn, "dann machen wir die lange Tour."

Aussteigen geht nicht

Eine drei viertel Stunde später hat sich das Blatt gewendet: Der Sohn will aussteigen. Längst haben uns alle anderen Boote überholt. Ach was - wir sehen sie noch nicht mal mehr. Ich frage Tourguide Niklas, wie weit es noch zum Wehr ist. Dort sollen wir anlegen und das Kajak auf die andere Seite tragen. "Das war jetzt die Hälfte." Die Hälfte? Vom ersten Teil?

Aber es nützt ja nichts. Aussteigen geht nicht: Die Ufer sind Naturschutzgebiet. Also weiter: links und rechts und links und rechts. Ab und zu eine Brücke, ein Angler, der uns freundlich zuwinkt, und einmal sogar ein Schwanenpaar mit Nachwuchs. Und dann, endlich, das rettende Wehr.

Früher in der Schule sagte der Sportlehrer nach meinen Langstreckenläufen immer nur: "Angekommen". Meine Zeiten lagen außerhalb jeder Wertung. Daran muss ich jetzt denken. "Die sind ja langsamer als die Strömung", frotzelt ein Fahrer, als wir endlich in Sicht kommen. Pause! Danach erklärt sich auch mein Sohn zur Weiterfahrt bereit, aber nur mit der Aussicht, jetzt beim Papa im Boot sitzen zu dürfen. Und das letzte Stück bis Bedburg-Broich ist deutlich kürzer. Es ist auch kurzweiliger. Während mein Mann die kleinen Stromschnellen mit dem richtigen Geist nimmt - "Besser, ich sag' denen, wo's lang geht, als die mir", knallen meine Tochter und ich sofort mit der Breitseite gegen einen Brückenpfeiler. "Mama, du hast mir das Leben gerettet!", ruft sie. Wie sie darauf kommt, weiß ich nicht, aber zumindest halten die Boote, was vorher versprochen wurde: Sie können praktisch nicht umkippen.

Weg ist das Paddel

Fortan fahren wir allerdings rückwärts. Alle Versuche, zu drehen, enden dank der jetzt doch deutlich stärkeren Strömung im gegenüberliegenden Ufer. Da muss meine Tochter mit beiden Armen ein besonders fieses Gestrüpp von ihrem Gesicht fernhalten - schon ist das Paddel weg. Die Tourguides sammeln es ein, und uns gleich mit: Die letzten fünf Minuten werden wir gezogen.

Trotz dieser Demütigung - "Mama, das hätten wir jetzt auch noch geschafft!" - trägt die Tochter am Ende ein Lächeln im Gesicht. Der Sohn auch - er hat die Schussfahrt mit dem Papa genossen. Mein Mann ist entspannt, weil er ein paar Stunden überhaupt nicht an Arbeit gedacht hat. Und ich? Angekommen.

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