Hilfsbereitschaft in Bad Honnef "Wir haben einfach keinen Platz mehr"

BAD HONNEF · Am Montag hatte Robert Schlüter nur etwas abgeben wollen, Dienstagmorgen stand er wieder im katholischen Pfarrheim und packte mit an. Sichten, sortieren, umräumen: Bergeweise Bettwäsche, wohl an die tausend Handtücher, Töpfe, Geschirr, Besteck.

 Bergeweise Arbeit: Gestern Morgen sortierten die Helfer die Spenden, die am Montag abgegeben worden waren. Selbst ein Raum der Tafel war zwischenzeitlich bis zur Decke gefüllt.

Bergeweise Arbeit: Gestern Morgen sortierten die Helfer die Spenden, die am Montag abgegeben worden waren. Selbst ein Raum der Tafel war zwischenzeitlich bis zur Decke gefüllt.

Foto: Sülzen

Bis an die Decke stapelten sich die Spenden - eine Mammutaufgabe für die Ehrenamtlichen der Honnefer Flüchtlingshilfe, die zurzeit nahezu täglich die Ärmel hochkrempeln.

Am Montagnachmittag, kurz nach 17 Uhr, reichte die Warteschlange der Spender vom Pfarrheim bis vors Rathaus. Innerhalb kürzester Zeit war ein Raum der Tafel im Untergeschoss - ein vorübergehendes Lager - bis zum Anschlag gefüllt. Auch im ersten Stock, auf der Treppe und hinter der Eingangstür, die sich kaum noch öffnen ließ, stapelten sich Sachspenden.

Zugleich riss der Strom derer, die auf einen Aufruf hin hauptsächlich Haushaltswaren brachten, aber auch Kleidung abgeben wollten, nicht ab. Eine Situation, vor der mancher Helfer kurzfristig kapitulieren musste.

"Wir haben einfach keinen Platz mehr", warb Anne Schümer um Verständnis, dass nicht alles angenommen werden konnte. Nicht alle Spender brachten das auf. "Dann hätte ich es gleich in den Müll werfen können", sagte ein Mann. Das Gros der Ankommenden aber erkannte mit Blick in die Räume: Nichts ging mehr, zumindest vorübergehend.

Andere hinterließen Telefonnummer und Adresse, boten sich als Helfer an. Oder packten spontan mit an, wie Robert Schlüter. "Was diese Ehrenamtlichen leisten ist unfassbar. Ich vermag mir nicht vorzustellen, wie das ohne diesen Einsatz gehen würde", sagte auch Christa Luschinski, die im Honnefer Rathaus mit Nadine Batzella und Monika Bretschneider die Betreuung der Asylsuchenden koordiniert.

Schon am frühen Morgen kam sie ins Pfarrheim, um die Verteilung der Starterpakete durch Bauhof-Mitarbeiter zu veranlassen. Drei Familien, insgesamt 13 Personen, kamen gestern in Bad Honnef an. Die Starterpakete werden in die Unterkünfte gebracht, "damit die Menschen direkt die Möglichkeit haben, sich etwa die Betten zu beziehen", sagte Luschinski.

Nach den Erfahrungen von Montag gab es Gesprächsbedarf. Kann es zu viel Hilfsbereitschaft geben? "Nein", lautete die einhellige Antwort der Ehrenamtlichen, während sie unermüdlich Spenden schleppten. "Ich hätte nicht mit einer solchen Hilfsbereitschaft gerechnet", so Rita Schulte.

Das Problem ist: der Lagerplatz reicht nicht aus. Doch selbst wenn weitere Räume gefunden würden: Bei dezentraler Lagerung der Spenden bräuchte man noch mehr Helfer, die anpacken. Sicher sei, so die Ehrenamtlichen: Jetzt seien die Räume gefüllt, doch vieles werde bald verteilt sein, und auch in Zukunft würden Spenden gebraucht.

Schließlich reiße der Zustrom der Menschen nicht ab. Entsprechend hoffen die Helfer, dass zielgerichtete Aufrufe für Sachspenden von den Honnefern weiterhin erhört werden - aber ebenso die für Geldspenden, die nur die Stadt annehmen kann.

Fragen zu Sachspenden oder praktischer Hilfe beantwortet die Starthilfe-Koordinatorin, E-Mail: sigrid.hoeffken@t-online.de. Vertretung im September: ritaschulte@arcor.de.

Stadt koordiniert die Hilfe

Auch am Runden Tisch zum Thema Asyl ging es um den Stand der Flüchtlingshilfe. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Arbeit ehrenamtlich zu unterstützen. Monika Bretschneider (Fachbereich Soziale Dienste, E-Mail: monika.bretschneider@bad-honnef.de) koordiniert die Hilfen, unterstützt von Christa Luschinski und Nadine Batzella.

Erstbegleitung: Dahinter verbergen sich etwa die Begleitung von Neuankömmlingen zur Unterkunft, zur Tafel, zur Sachspendenausgabe und zu Kleiderkammern sowie gegebenenfalls zur Schulanmeldung, zum Jugendamt oder zum Sprachkursus. Voraussetzung: Die Helfer müssen zeitlich flexibel sein; ein Auto ist hilfreich. Der Vorlauf vor der Ankunft neuer Flüchtlinge beträgt oft nur 48 Stunden, die Ankunft ist meist zwischen 10 und 16 Uhr.

Paten: Paten sind Ansprechpartner für längere Zeit.

Sprachpatenschaften: Hierbei geht es darum, Hausaufgabenhilfe zu geben, zu dolmetschen oder beim Erlernen der deutschen Sprache zu helfen.

Geldspenden: Sie gehen auf das Konto der Stadt, Stichwort Asyl, Stadtsparkasse Bad Honnef, IBAN DE20380512900000100230. Bei Angabe von Name und Adresse auf der Überweisung wird eine Spendenbescheinigung ausgestellt.

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