Sammeln für Flüchtlinge "Viele Kinder sollen die Idee übernehmen"

BEUEL · Klingeln an der Tür in der Johannesstraße. Erika Granel öffnet und blickt in drei gespannte Mädchengesichter. "Wir sammeln für Flüchtlingskinder", erklärt die zehnjährige Vera Nostadt.

 Celia Olmos (v.l.) Vera Nostadt und Kati van Baal sammeln in der Nachbarschaft, so auch bei Erika Granel (hinten).

Celia Olmos (v.l.) Vera Nostadt und Kati van Baal sammeln in der Nachbarschaft, so auch bei Erika Granel (hinten).

Foto: Hagenberg-Miliu

"Du bist doch das Nachbarsmädchen. Ich dachte schon, es kommen Bettler", meint die 88-Jährige erleichtert. Und lässt sich dann von Vera und ihren Freundinnen Celia Olmos und Kati van Baal erklären, welche Aktion die drei Fünftklässlerinnen des Kardinal-Frings-Gymnasiums auf die Beine gestellt haben.

Auf ein Plakat hat Vera ein brennendes Haus gezeichnet und ein "Nein" daneben geschrieben. Ein dickes "Ja" prangt dagegen unter einer anderen Zeichnung, die eine glückliche Familie zeigt. "Wir wollen, dass es den Flüchtlingen, die jetzt nach Deutschland kommen, besser geht. Finden Sie nicht auch falsch, dass sie vor Krieg und Armut fliehen müssen?", fragen die drei Mädchen die nette Nachbarin. Die nickt sofort.

Vera und ihren Freundinnen sind die Bilder von Gewalt und Leid nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Deshalb haben die Zehnjährigen in der Nachbarschaft zu einer Spendenaktion aufgerufen. "Wir wollen den Flüchtlingen den Anfang so gut wie möglich gestalten", sagen die Drei. So laufen sie von Haus zu Haus und sammeln - auch Kleinstbeträge. "Es ist nicht wichtig, wie viel Sie geben, sondern nur, dass sich möglichst viele Menschen beteiligen", erklärt Vera.

Im Hintergrund freut sich ihre Mutter Anja Nostadt über das ganz eigenständige Engagement der Tochter. "Vera hat sich die Kontonummer für die Flüchtlingshilfe aufgeschrieben. Und dann begann sie erst am Rheinufer und später in unserem Viertel mit dem Sammeln." Wenn sie die Leute direkt anspreche, seien viel mehr bereit, etwas zu geben, als durch einzelnes, anonymes Überweisen auf ein Spendenkonto, davon ist Vera überzeugt. Mittlerweile sind über 200 Euro zusammengekommen, die sie auf das offizielle Spendenkonto überweisen will.

Erika Granel eilt in ihre Wohnung und kommt mit der Geldbörse zurück. "Ich habe schon eine große Summe auf ein Flüchtlingskonto überwiesen, aber euch will ich gern unterstützen", erklärt sie und steckt eine kleinere Summe in die Sammelbüchse. Dankbar verabschieden sich die Drei.

Ihre Aktion wollen sie unbedingt in der Schule und im Freundeskreis bekannt machen. "Es sollen doch möglichst viele, besonders Kinder wie wir, die Idee übernehmen." Sie hoffen auf den Nachahmungseffekt. Und wofür soll das gesammelte Geld am besten verwendet werden? Die Mädchen stimmen sich kurz ab: "Am schönsten wäre es, wenn damit Kindern geholfen würde, die auf der Flucht sogar ihre Eltern verloren haben", sagt Vera nachdenklich. "Gerade die sind doch sehr traurig. Vielleicht finden sie ja bald auch Ersatzeltern."

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