Flüchtlinge in Sankt Augustin Stadt baut Sporthalle zur Unterkunft um

SANKT AUGUSTIN · Die Bezirksregierung nimmt die frühere Medienzentrale der Bundeswehr noch später als geplant in Betrieb und sorgt für eine Hängepartie mit Folgen.

Die Einrichtung der früheren Medienzentrale der Bundeswehr zur Flüchtlingsunterkunft des Landes gerät zur Hängepartie. Eigentlich sollten die ersten Asylbewerber Anfang September an der Alten Heerstraße einziehen, gestern sagte Freia Johannsen, Sprecherin der Bezirksregierung Köln: "Ich hoffe, dass wir das Gebäude möglicherweise noch im November in Betrieb nehmen können, das ist aber nicht sicher." Derzeit beschäftigt sich noch der Bau- und Liegenschaftsbetrieb mit der Frage, was für die nötige Brandmeldeanlage gebraucht wird. Daraus wird laut Johannsen eine Vorlage erstellt, auf deren Basis ein Auftrag an die Unternehmen vergeben wird. Heißt: Es dauert noch.

Das hat Auswirkungen, denn die dort untergebrachten Flüchtlinge hätte das Land der Stadt auf ihre Zuweisungsquote angerechnet. Sankt Augustin hätte also zunächst keine weiteren Flüchtlinge aufnehmen müssen - was laut Stadt die Situation in den kommunalen Einrichtungen entspannt hätte. Peter Tielke, Fachdienstleiter Wohnen, sagte: "Die Verzögerung bei der Herstellung des Brandschutzes in der ehemaligen Medienzentrale stellt uns bei der Unterbringung der Flüchtlinge vor große Probleme. Unsere Planung sah die zugesagte Belegung im September vor. Dies und der weitere Anstieg der Flüchtlingszahlen führen dazu, dass wir bald schon alle Plätze belegt haben werden." Aktuell sind in Sankt Augustin mehr als 600 Flüchtlinge untergebracht.

Also richtet die Stadt wie berichtet die Sporthalle im Schulzentrum Menden als vorübergehende Flüchtlingsunterkunft für etwa 150 Menschen her. In drei bis vier Wochen sollen die ersten Asylbewerber einziehen. Gestern schauten sich städtische Mitarbeiter die Halle an. Bürgermeister Klaus Schumacher teilte mit: "Zumindest übergangsweise sehen wir keine andere Möglichkeit, als in einer dritten Sporthalle eine Flüchtlingsunterkunft einzurichten." Das Ziel der Stadt sei es, möglichst wenig Schulsport ausfallen zu lassen. Priorität habe der abiturrelevante Sport und der Sport im Wahlpflichtbereich.

Um die Organisation der ehrenamtlichen Helfer kümmert sich Mendens Ortsvorsteher Karl-Heinz Baumanns. Er sagte: "Humanitäre Hilfe kann niemals aufhören, deshalb engagiere ich mich." Wer sich im Schulzentrum Menden bei der Flüchtlingsarbeit beteiligen will, kann sich an Baumanns wenden unter der E-Mail-Adresse ortsvorsteher-menden@t-online.de.

Nicht nur für die Schulen, auch für die Vereine hat die Belegung der Halle Konsequenzen. Von den 630 Mitgliedern des TV Menden beispielsweise sind 550 in Turngruppen aktiv. "Für sie müssen wir jetzt andere Übungsräume suchen. Wir schauen uns nach kleineren Gymnastikhallen in Schulen um. Aber auch das ist nicht so einfach, da die Sekretariate in den Schulen während der Ferien nicht durchgängig besetzt sind", meinte Geschäftsführer Jürgen Kamp. Natürlich seien auch die anderen Sportvereine betroffen. Über das Wochenende hat der TV Menden sämtliche Sportgeräte aus den Schränken und der vereinseigenen Garage geräumt und privat untergebracht. Nun sucht der Verein einen Raum, der abschließbar und für die Übungsleiter frei zugänglich ist.

Wer einen Raum anbieten möchte, kann sich an Jürgen Kamp wenden unter Tel. 0162/7422482.

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