Unterbringung von Flüchtlingen im Haus Katharina Mehr Zustimmung als Kritik

Königswinter · Die Unterbringung von rund 220 Flüchtlingen im ehemaligen Altenheim Haus Katharina stößt in der Königswinterer Altstadt weitgehend auf Unterstützung. Bei der Informationsveranstaltung für die Anwohner in der CJD-Aula, zu der rund 150 Bürger gekommen waren, überwogen die Wortbeiträge, in denen Hilfe angeboten wurde, bei weitem die kritischen Stimmen.

Die Stadt hatte ein Großaufgebot auf das Podium gesetzt, um die Fragen zu beantworten. Dazu gehörten neben Mitarbeitern der Verwaltung auch die Polizei und das Forum Ehrenamt. Bürgermeister Peter Wirtz sprach bei seiner Begrüßung von einer "Welle, die über Deutschland hergekommen und mit überraschender Heftigkeit aufgeschlagen ist".

Ziel der Stadt sei es gewesen, die Flüchtlinge "vor dem drohenden Winter in guten, warmen und trockenen Quartieren" unterzubringen. Dezernentin Heike Jüngling nannte die aktuellen statistischen Daten zu den Flüchtlingen in Königswinter (siehe Infokasten). Sie machte auch deutlich, dass die Stadt mit dem Eigentümer von Haus Katharina einen Mietvertrag für fünf Jahre mit Verlängerungsoption geschlossen hat.

Der Wunsch des Bürgermeisters auf eine offene und faire Diskussion ging in Erfüllung. Die allermeisten Bürger, die sich zu Wort meldeten, wollten wissen, wie sie helfen können oder erkundigten sich nach der Lebenssituation der Flüchtlinge. Eine Bürgerin fragte, warum sie noch keine Antwort auf ihr Angebot ehrenamtlich zu helfen, erhalten habe. "Seit Ende des Jahres haben sich bei uns 320 Königswinterer Bürger gemeldet", sagte Jochen Beuckers vom Forum Ehrenamt unter dem Beifall der Besucher. Er bat um Verständnis, dass sein kleines ehrenamtliches Team bei dem oft sehr hohen Beratungsaufwand Zeit brauche. "Nicht jedes Angebot passt sofort. Es wird aber niemand vergessen."

Ein großes Thema waren auch die Sachspenden. "Eines der heiß diskutiertesten Themen", wie Jüngling sagte. Beuckers verwies hier auf die vier Kleiderstuben in der Stadt. "Das sind die Profis." Er appellierte an die Bürger, nur Sachen abzugeben, die sie auch selbst anziehen würden. "Damit vermeiden wir auch, dass die Sachen nicht wertgeschätzt werden." Andere Bürger sorgten sich um die fehlende Arbeit für die Flüchtlinge.

Die kritischen Stimmen waren ganz klar in der Minderheit. Eine Bürgerin wollte wissen, was sei, wenn doch ein Syrer und ein Afghane aufeinander losgehen würden. Jüngling erwiderte, das Bestreben der Sozialverwaltung sei es, potenzielle Streitigkeiten durch die Belegung zu vermeiden. "Wenn wir außerdem eine Wohnsituation schaffen, in der jeder seine Privatsphäre hat, ist das Konfliktpotenzial nicht so hoch", sagte sie. Der städtische Mitarbeiter Stefan Sieben erläuterte, dass sich 200 Personen im Haus Katharina 3800 Quadratmeter teilen. "Das sind fast 20 Quadratmeter pro Person. In den Wohnbereichen sind das acht bis neun Quadratmeter pro Kopf."

Eine andere Bürgerin monierte, dass in dem bereits bezogenen Doppelhaus an der Paul-Lemmerz-Straße die Haustür und die Fenster weit offen stehen. "Es wäre schön, wenn die Flüchtlinge über die hiesigen Gepflogenheiten unterrichtet würden." Auch dafür gab es Beifall. Ein anderer Bürger, der etwas lauter wurde, vermisste die Konzepte, wie es weitergehen solle. Eine Bürgerin befürchtete sogar einen Anschlag. "Bisher gibt es sehr viel Toleranz für die Situation.

Solange alle die Situation mittragen, glaube ich nicht, dass es so einen Brandherd wie in manchen Unterkünften auf der grünen Wiese gibt", sagte Jüngling. Pro NRW, das für heute Mittag eine Mahnwache am Bahnhof angekündigt hat, nannte sie "eine furchtbare Gruppe". Vor der Aula wurde mit Handzetteln zur Gegendemonstration aufgerufen. Die meisten, die gekommen waren, waren sehr entspannt. "Bisher haben alle in Königswinter gut reagiert. Diesen Geist sollten wir uns bewahren", sagte eine Bürgerin. Damit sprach sie an diesem Abend für viele.

433 zugewiesene Flüchtlinge, unter ihnen 110 Kinder, und 100 Flüchtlinge in der Notunterkunft leben derzeit in Königswinter. Unter den 27 Nationalitäten stellen die Syrer mit 30,5 Prozent die größte Gruppe. Die Stadt rechnet mit 500 Zuweisungen bis Jahresende.

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