Flüchtlinge am Flughafen Köln/Bonn "Manche Kinder kommen barfuß an"

Köln/Bonn · Langsam, aber sicher bringt der Kranführer der Feuerwehr Köln den Sanitäts-Container des Malteser Hilfsdiensts aus Saarbrücken in Position. In einem der beiden beheizbaren Zelte werden noch die Lampen montiert. Die Bierzeltgarnituren, an denen sich ab Dienstag bis zu 500 Flüchtlinge während ihres Zwischenstopps ausruhen können, stehen auch.

 Mobile Toiletten, Handy-Zugang, heiße Suppe: Am Flughafen stand gestern Mittag schon fast alles bereit für die Neuankömmlinge.

Mobile Toiletten, Handy-Zugang, heiße Suppe: Am Flughafen stand gestern Mittag schon fast alles bereit für die Neuankömmlinge.

Foto: Holger Arndt

Das Drehkreuz auf dem 1100 Quadratmeter großen Gelände am Flughafen Köln/Bonn wächst. "Es ist noch einiges zu tun", sagte Flughafenchef Michael Garvens am Montag. So müssen noch die 60 Toiletten aufgebaut und ausreichend Steckdosen installiert werden, damit die Flüchtlinge ihre Handys laden können. Auch der Internet-Zugang muss noch installiert werden, damit die Ankömmlinge Kontakt zu Verwandten und Bekannten aufnehmen können.

[kein Linktext vorhanden] Der Köln-Bonner Flughafen soll das Drehkreuz am Fernbahnhof Düsseldorf im täglichen Wechsel entlasten. "Nach den Ereignissen des Wochenendes mit weiteren Flüchtlingen an der österreichischen Grenze kann es aber durchaus sein, dass wir zwei Züge in Empfang nehmen müssen", schätzt Kölns Stadtdirektor Guido Kahlen. Er ist begeistert von der tollen Willkommenskultur der Kölner.

Über die am Samstag geschaltete Hotline und die E-Mail-Adresse hätten sich bis Montagmittag bereits über 150 Ehrenamtler gemeldet, die helfen möchten - vor allem mit ihren Sprachkenntnissen. "Wir waren positiv überrascht", so Kahlen. Neben Dolmetschern für Englisch seien sogar Helfer für die Sprachen Urdu (Pakistan), Dari (Afghanistan), Farsi (Iran) oder Arabisch gefunden worden.

Weitere ehrenamtliche Helfer

Der Chef der Kölner Berufsfeuerwehr Johannes Feyrer geht davon aus, dass der Einsatzleiter am Dienstag neben diesen Helfern weitere 100 Ehrenamtler aller in Köln vertretenen Hilfsorganisationen zur Verfügung haben wird, um die Flüchtlinge während ihres bis zu fünfstündigen Aufenthalts mit allem Nötigen zu versorgen, bis sie dann zu Aufnahmeeinrichtungen in ganz NRW gefahren werden. 21 Busse werden im Einsatz sein - sechs von der Bundeswehr, fünf von der KVB und zehn von privaten Unternehmern im Auftrag der Verkehrsbetriebe.

Drehscheibe am Flughafen Köln/BonnDüsseldorf dient dem Flughafen Köln/Bonn als Vorbild. Hier werden die Flüchtlinge meist innerhalb von zwei Stunden vom Zug zum Bus gebracht. Zwei Sonderzüge aus München oder Österreich treffen derzeit jede Nacht am Fernbahnhof im Flughafen Düsseldorf ein. Meist bringen sie Kriegsflüchtlinge aus Syrien. "Etwa ein Drittel will zu Verwandten oder Bekannten weiterreisen. Die anderen werden von uns auf Busse zu Aufnahmeeinrichtungen des Landes verteilt", sagt Michael Bergmann. Er ist Sprecher der Stadt Düsseldorf, deren Feuerwehr rund 200 Helfer pro Schicht koordiniert. Denn bis zu 1000 Menschen treffen meist zwischen 18 und 3 Uhr ein.

Sicherheitsleute passen auf, dass Kinder nicht auf Gleise laufen. "Manche Kinder kommen barfuß hier an. Wir geben Schuhe aus und warme Kleidung, wenn wir sehen, dass jemand nur ein T-Shirt trägt", erklärt Bergmann.

Ankunft ist unkalkulierbar

Die Ankunft der Züge sei absolut unkalkulierbar. Wenn ein Zug zu dicht hinter einem anderen ankommt, muss der Notfallmanager der Bahn ihn warten lassen. "Aber wir haben nicht nur Biertischgarnituren aufgeschlagen, sondern auch 200 Feldbetten. Hier soll zwar niemand übernachten. Aber auf den Betten kann man sich ausruhen und warten, bis man dran ist."

Grundsätzlich gibt es für jeden Ankommenden einen Snack, Wasser und eine Gemüsesuppe. Sie ist "halal", also auch bei religiös bedingten Essenseinschränkungen erlaubt. "Die Menschen haben ein großes Bedürfnis, in der Heimat Bescheid zu sagen, dass sie angekommen sind. Eine Handyladestation erleichtert das. "Für alle, die kein Handy haben, stehen zehn Telefone bereit."

Es gibt eine Wickelstation, Windeln, Zahnbürsten und Zahnpasta."Wir haben jetzt keine Arztstation aufgemacht, weil dann wohl jeder krank wäre. Aber es wird genau geschaut, wer Hilfe braucht, und dann wird geholfen. Die Flucht war für viele kräftezehrend."

Die Bahn hat einen Schalter zum Fahrkartenverkauf besetzt. Gepäck haben die Flüchtlinge kaum dabei. Vielleicht Plastiktaschen, Rucksäcke und nur sehr vereinzelt einen Koffer. "Das ist auch gut so, denn in den Bussen ist nicht viel Platz für Gepäck. Ziel ist es, dass alle etwa zwei Stunden nach dem Aussteigen aus dem Zug in einem Bus sitzen."

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