Flüchtlinge in Rheinbach Hilfsbereiter Freund klarer Worte

RHEINBACH · Für viele Flüchtlinge, die wie der Iraker Niama Maleki (45) mit seiner Familie nach Rheinbach gekommen sind, wird Klaus Ölke zu einer Art "erster Kümmerer".

 Als Ansprechpartner für die Flüchtlinge in Rheinbach organisiert Hausmeister Klaus Ölke (rechts) auch das Nötigste für die Ausstattung der Unterkünfte. Iraker Niama Maleki ist dankbar für die Hilfe.

Als Ansprechpartner für die Flüchtlinge in Rheinbach organisiert Hausmeister Klaus Ölke (rechts) auch das Nötigste für die Ausstattung der Unterkünfte. Iraker Niama Maleki ist dankbar für die Hilfe.

Foto: Axel Vogel

Freundlich und ohne Berührungsängste weist der Hausmeister, der im Auftrag der Stadt alle Flüchtlingsunterkünfte betreut, den Malekis ihr neues Zuhause zu: Zwei Zimmer in der gerade erst sanierten Flüchtlingsunterkunft in Wormersdorf steht dem Ehepaar Maleki mit den fünf Kindern zur Verfügung.

Ölke hilft ihnen aber auch beim Einräumen der Matratzen oder erklärt ihnen, wo Waschmaschinen und die Küche in der städtischen Unterkunft zu finden sind, die von 40 Personen aus aller Herren Länder bewohnt wird. Auch bei deren kleinen Sorgen und Nöte beim Eingewöhnen versucht der 51-jährige Hausmeister an Ort und Stelle zu helfen.

Dabei hat Klaus Ölke einiges zu tun bei mittlerweile zwölf städtischen Flüchtlingsunterkünften, in denen derweil über 400 Personen leben. Ob des rasanten Zustroms in den letzten Monaten ist sein privater Hausmeisterdienst mittlerweile rund um die Uhr im Auftrag der Stadt im Einsatz. Trotzdem ist für ihn sein Betreuungsservice, den er jedem Neuankömmling gewährt, selbstverständlich, weil er sagt: "Die meisten Flüchtlinge haben viel hinter sich, und man merkt ihnen die Strapazen an."

Bei aller Hilfsbereitschaft ist Klaus Ölke aber auch ein Freund klarer Worte und Regeln. Denn auch das lehren seine Erfahrungen: "Manche kommen offenbar mit völlig falschen Vorstellungen hierhin."

Wenn man in einem fremden Land, einer völlig unbekannten Kultur ganz neu anfangen muss, ist das ein tiefer Einschnitt. Keiner wüsste das besser, als der Iraker Niama Maleki, der dankbar für die freundliche Aufnahme im geradezu paradiesisch friedlichen Rheinbach ist. Er und seine Familie sind Schlimmes gewohnt, quasi alltäglichen Krieg, Gesetzlosigkeit, Terror und Anschläge.

In ihrer Heimat Bagdad ging es den Malekis vergleichsweise gut, denn dem Schiiten gehörte in der Millionenmetropole am Tigris ein etwa 400 Quadratmeter großer Elektromarkt, wie er berichtete. Zudem besaß er ein Wohnhaus, wo er mit seiner Familie lebte.

Doch möglicherweise war es gerade ein gewisser Wohlstand, der ihm in seiner bürgerkriegsgeplagten Heimat zum Verhängnis wurde. Weil er sich weigerte, Schutzgeld an Milizen zu zahlen, die in seinem Viertel das Sagen hatten, folgten zwei Bombenattentate: Auf sein Geschäft und sein Wohnhaus. Bei einer Explosion wurde eine seiner drei Töchter schwer verletzt. "Ich konnte damit nicht mehr leben", berichtet Maleki. Er ließ in Bagdad alles stehen und liegen und machte sich zusammen mit seiner Familie auf eine vierwöchige Reise über die Türkei und den Balkan nach Deutschland.

Bewegende Schicksale wie das der Malekis kennt Ölke mittlerweile viele. "Als ich vor zwei Jahren anfing, für die Stadt zu arbeiten, gab es 52 Flüchtlinge zu betreuen, jetzt sind es über 400." Korrespondierend mit den Flüchtlingszahlen stieg auch der städtische Bedarf an Ölkes Hausmeisterdiensten: Aus ein paar Stunden in der Woche sind derweil über 60 geworden. Zeit für andere Aufträge habe er praktisch nicht mehr: "Ich musste sogar noch einen Mitarbeiter einstellen", so Ölke.

Schließlich muss er sich um viele Dinge rund um die städtische Flüchtlingsunterbringung kümmern. Zu seinem Tageswerk gehört es etwa, mit dem städtischen Team "Asyl" um Sozialamtsmitarbeiter Burak Gül zu überlegen: Welcher Flüchtling kommt in welche Unterkunft? "Man kann nicht einfach jede Ethnie zusammenlegen, das würde Ärger geben", gibt Klaus Ölke zu bedenken: "Hier muss man Fingerspitzengefühl entwickeln."

Daher sieht er auch jeden Tag in jeder Unterkunft nach dem Rechten, hört nach, ob es Probleme, gar Streit gibt und repariert Technik, die in einer Unterkunft streikt. Wegen der weiterhin steigenden Flüchtlingszahlen muss Ölke auch ständig neue Liegenschaften herrichten. Dazu gehört das Aufstellen von Betten und Kleiderschränken ebenso wie von Waschmaschinen und das Einrichten von Küchen.

Bei all seinem Engagement legt Ölke allerdings großen Wert auf Regeln und Verbindlichkeit: "Es gibt eine Reihe von Personen, die nutzten die Gastfreundschaft aus." Sein gradliniges Auftreten hat seiner Ansicht nach gefruchtet: "Die Menschen respektieren mich als einen zentralen Ansprechpartner." Dass sieht Bürgermeister Stefan Raetz ähnlich. Hausmeister Oelke sei so wichtig, weil er nicht nur Ansprechpartner für die Flüchtlinge allen Lebenslagen sei, sondern auch Kontakt zu den Ehrenamtlichen halte. "Er ist die gute Seele in den Unterkünften", betont Raetz.

Wahrscheinlich ist es auch Ölkes Engagement geschuldet, wenn der Iraker Maleki sagt: "Ich will hier in Rheinbach bleiben." Er hoffe nun inständig, mit seiner Familie "endlich in Frieden leben zu können".

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