Ratsbeschluss in Rheinbach Flüchtlingswohnhaus wird gebaut

RHEINBACH · Der Rat in Rheinbach votiert einstimmig dafür, einen Teil des Spielplatzes im Rheinbacher Norden zu nutzen und dort Wohnhäuser für Flüchtlinge zu errichten.

Gegen die Pläne zur Bebauung der laut FDP "grünen Lunge des Rheinbacher Nordens" hatten sich die Liberalen der Glasstadt noch Mitte September ausgesprochen. Im Jugendhilfeausschuss stimmten sie gegen das Vorhaben, an der Keramikerstraße, Wohnhäuser für Flüchtlinge, zu errichten.

Das Areal liege den Bürgern besonders am Herzen und mache nicht nur für Familien mit Kindern einen wichtigen Teil ihrer Freizeitgestaltung aus, hatten die Freidemokraten erklärt. Während der jüngsten Sitzung des Rates votierten die Liberalen für die Pläne - und nicht nur die FDP-Fraktion. Ohne Gegenstimmen segnete das Gremium das Vorhaben ab - bei einer Enthaltung von Albert Wessel (UWG).

Fraktion tat sich mit Zustimmung schwer

Seine Fraktion habe sich bei der Frage nach der Zustimmung schwer getan, sagte FDP-Fraktionschef Karsten Logemann. Grund: Noch im Sommer habe die Partei auf dem Areal ein Fest organisiert, um ein neues Spielgerät zu ermöglichen. Allerdings habe sich die Flüchtlingssituation zwischenzeitlich dramatisch verändert. "Jetzt wird jedes freie Bett genutzt", so Logemann. Grund genug, dem Bau zuzustimmen. Hintergrund: Wohnungen, in denen rund 50 Menschen leben können, plant die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft für den Rhein-Sieg-Kreis mbH (GWG) auf dem städtischen Grundstück.

Eine "starke emotionale Bindung" hegt auch Birgit Formanski (SPD) zu der Grünfläche. Dennoch könne auch sie dem Bau zustimmen, da der Spielplatz nicht verschwindet, sondern lediglich um ein Drittel verkleinert wird. "Es ist genügend Platz da", sagte die Sozialdemokratin - auch für einen möglichen "Umzug" des Stauffenbergs an der Stauffenbergstraße. Die kleine Hügelkette sei als Spielstätte und Rodelhügel beliebt, so Formanski. Verständnis für die Anwohner äußerte Albert Wessel (UWG). Zwar unterstütze er die Bemühungen der Stadt, Wohnmöglichkeiten für Flüchtlinge zu finden, dennoch lehne er das Vorhaben an jener Stelle ab. Die Wiese sei "ein Treffpunkt aller Kulturen" und stehe für "gelebte Integration".

Anwohnerin zeigt sich enttäuscht

Enttäuscht vom eindeutigen Votum für die Bebauung ist Anwohnerin Barbara Karla. Sie schrieb einen Brief an alle Ratsmitglieder sowie Bürgermeister Stefan Raetz, da sie die Grünanlage als idealen Ort der Begegnung für Kinder, Jugendliche, Familien, Großeltern und Studenten sieht. Alternativplätze, die zum Verweilen einladen, seien fußläufig weit entfernt. "Ihnen scheint nicht bewusst zu sein, dass mittlerweile in der Nordstadt sehr viele Familien mit Kindern leben", schreibt Karla an die Mandatsträger.

Enttäuscht ist sie auch von der Informationspolitik der Stadt. Durch einen Bericht im General-Anzeiger habe sie von den Bauplänen erfahren. Notwendig sei es, seitens der Stadt, rasch eine angemessene Informationsveranstaltung anzubieten. Allerdings habe die Gruppe "insofern schon etwas erreicht, als dass die Verwaltung den Anwohnern verschiedene Dinge zugesichert" habe, sagte Karla im Gespräch mit dem GA.

Zusicherungen an die Anwohner

Dazu gehörten etwa die frühzeitige Information der Anwohner, die Einbindung der Spielplatznutzer in die Planung des neuen, um ein Drittel verkleinerten Spielplatzes, eine angemessene Höhe der Neubauten und die Bespielbarkeit des Spielplatzes während der Bauzeit. Ein besonderes Augenmerk wollen die Anwohner auch auf die Instandhaltung und die Sauberkeit der Flächen legen. Gerade der letzte Punkt sei "in der Vergangenheit oft zu kurz gekommen", so Barbara Karla. Einen konkreten Termin für die Bürgerinformation werde es bald geben, erklärte Raetz.

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