Dezentrale Unterbringung in der Verbandsgemeinde Altenahr Flüchtlinge im Naturfreundehaus Berg

ALTENAHR · Vier Menschen werden die Region zunächst von einer ihrer schönsten Seiten kennenlernen: eine Flüchtlingsfamilie aus Syrien, die in diesen Tagen ins Naturfreundehaus Berg einziehen soll.

 Das Naturfreundehaus in Berg wird vorübergehend auch Flüchtlinge beherbergen.

Das Naturfreundehaus in Berg wird vorübergehend auch Flüchtlinge beherbergen.

Foto: Martin Gausmann

Zwar kann die ländliche Idylle den Neuankömmlingen nach den Strapazen der Flucht Ruhe und Erholung bringen. Frage ist, ob die mit der Eingliederung in einem fremden Land verbundenen Probleme aus der Abgeschiedenheit des Vischelbachtals heraus gelöst werden können.

Stephan Farr, Leiter des Ordnungs- und Sozialamts der Verbandsgemeinde Altenahr, gibt Entwarnung. Die Familie werde nur wenige Wochen bleiben, und die Verbandsgemeinde benutze das Naturfreundehaus lediglich als "Sprungbrett". Die Ankömmlinge seien in Trier "erfasst", müssten allerdings noch einmal zur "Anhörung" dorthin, wo über ihren endgültigen Verbleib entschieden werde. Im Naturfreundehaus werden sie nicht allein sein. Schon in der nächsten Woche sollen weitere Flüchtlinge folgen, und auch der normale Betrieb läuft parallel weiter.

Leiterin Brigitte Auras-Schwicker sieht im Einzug ihrer neuen Gäste kein Problem. "Wir sind durch den Besuch von Schulklassen mit Migranten vertraut und haben immer wieder ausländische Gäste", sagt sie. Wenn wohl auch kein Schwarzbrot auf den Tisch komme, so gebe es mit Reis, Nudeln, Pizza und anderem eine Reihe von Möglichkeiten bei der Versorgung. Vielleicht hätten die Gäste auch Lust, sich selbst einzubringen.

Wie Amtsleiter Farr berichtet, ist es Ziel der Verbandsgemeinde, die Ankömmlinge dezentral unterzubringen, auch mit Blick auf eine mögliche Integration. Dies werde schon in verschiedenen Orten so praktiziert. Vor allem werde versucht, Wohnraum in Privathäusern anzumieten. Dafür seien Betten, Küchen und jede Art von Einrichtungsgegenständen erforderlich.

Mit Blick auf ein harmonisches Miteinander sollten die Besonderheiten der verschiedenen Nationalitäten, ob Iraker, Iraner, Afghanen, Syrer, berücksichtigt werden. Unterbringung in großen Hallen oder Sportstätten sei nicht beabsichtigt. Auch Quartiere in Hotels könnten nur vorübergehend genutzt werden - zumal diese oft nur im Winter zur Verfügung stünden. Aktuell leben mehr als 80 Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde, nur einige sind anerkannte Asylanten.

Anpacken und helfen wollen viele. Zu einem ersten Treffen mit Freiwilligen im Altenahrer Pfarrheim sind 70 Interessierte gekommen, berichtet Gregor Doege. Er macht derzeit in der Pfarreiengemeinschaft Altenahr eine Ausbildung zum Ständigen Diakon und hat die Koordination der Ehrenamtler übernommen. Es wurden Arbeitsgruppen aufgestellt, die etwa bei Behördengängen helfen, Material transportieren, Freizeitgestaltung anbieten, Patenschaften übernehmen wollen oder in Begegnungscafés mit anpacken.

Viele der Freiwilligen seien in Wartestellung, sagt Doege. Einzelne Familien würden bereits betreut, unbürokratisch würde Sprachunterricht angeboten, Übersetzungshilfe sei immer willkommen. Die Materiallager mit Spenden von Möbeln und Kleidung seien gut gefüllt, Nähmaschinen würden gesucht. Doege geht davon aus, dass sich die Flüchtlingszahlen in den kommenden Monaten "rapide vergrößern", dann würden wohl auch wieder Spenden gesucht.

Gelingen soll die Betreuung der Flüchtlinge, indem viele an einem Strang ziehen. Die Verbandsgemeinde, das Rote Kreuz, die Caritas und die Kirchengemeinden seien bereits an einen Tisch gebracht, die Arbeitsgruppe Quo Vadis komme dazu, sagt Doege: "So klappt die Zusammenarbeit prima."

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