Café International in Aegidienberg Ein Ort der Begegnung

AEGIDIENBERG · Amir klebte einen Punkt auf die Landkarte an der Wand des evangelischen Gemeindesaals. Auf Syrien. Der 19-Jährige ist allein von dort aufgebrochen. "Vor einem Monat bin ich in Deutschland angekommen", erzählte er beim ersten Café International, das künftig an jedem Freitag Treffpunkt für Flüchtlinge und Aegidienberger sein soll. Organisator ist der Runde Tisch Asyl.

 Gut aufgehoben in Aegidienberg: Migranten im Café.

Gut aufgehoben in Aegidienberg: Migranten im Café.

Foto: Frank Homann

Pfarrer Stefan Bergner hatte alle Flüchtlinge gebeten, einen Punkt auf ihr jeweiliges Heimatland zu pappen - Syrien, Irak, Afghanistan, Albanien, Bosnien-Herzegowina, Palästina wurden so gekennzeichnet. 251 Flüchtlinge leben derzeit in Bad Honnef, 40 davon in Aegidienberg.

"Die Punkte zeigen, wo Sie herkommen. Egal, woher wir kommen. Heute führt unser Weg hier zusammen", sagte Bergner im vollbesetzten Saal. Denn auch zahlreiche Aegidienberger waren der Einladung gefolgt, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, die hier Zuflucht gefunden haben. Bergner: "Unsere Kirche ist die Friedenskirche. Unsere Straße hier ist die Friedensstraße. Egal, ob Muslime, ob evangelische oder katholische Christen - alle sind wir hier auf der Straße des Friedens unterwegs." Und als Heaven Heelemann, die vor 25 Jahren aus Damaskus nach Deutschland kam, übersetzte, gab es großen Beifall für diese einfühlsamen Worte.

Maida Krividic arbeitet in der evangelischen Gemeinde. Sie flüchtete vor 23 Jahren aus Bosnien-Herzegowina. "Als Fremde ist sie zu uns gekommen - und gehört zu uns", stellte Pfarrer Bergner sie vor und bat Maida zu berichten, was wichtig ist für Neuankömmlinge. "Die Sprache lernen, kommunizieren, einen Job finden. Ich kam damals auch aus dem Krieg - ich verstehe Euch", wandte sie sich direkt an die Flüchtlinge.

Weil das Erlernen der Sprache nicht von heute auf morgen geht, meinte Bergner: "Dann geht es eben mit Händen und Füßen. Wenn das auch nicht hilft - wir haben ja noch unser Herz." Ganz viel Herz zeigen auch zahlreiche Aegidienberger. Ulli Wilhelmy etwa gehört zur Gruppe von "Lehrern", die den Flüchtlingen die deutsche Sprache vermittelt. Die 15 Schüler ihrer Gruppe kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. "Wir üben das Alphabet, Zahlen und bilden Sätze. Es macht Spaß. Ich möchte helfen", sagt die frühere Karnevalsprinzessin.

Der Männerkochclub will mit den Flüchtlingen kochen. Der Vorsitzende des Schachclubs Siebengebirge, Theo Nöhles, besuchte das Café International. Er möchte Flüchtlinge einmal in der Woche zum Schachspiel einladen. "Ich hole sie auch bei Interesse zu unseren Clubabenden nach Bad Honnef." Das Kernteam des Runden Tischs Asyl unter der Federführung der beiden Kirchengemeinden war jedenfalls glücklich über den Zuspruch. Pfarrer Bergner und Wally Feiden hatten vorab auch sämtliche Flüchtlinge besucht und sie eingeladen.

Da hörte Bergner solche aufwühlenden Geschichten wie die vom Familienvater, der sein Baby mit ausgestrecktem Arm über Wasser hielt, als das Schlauchboot bei der Flucht nach Griechenland gekentert war. Die Idee zum Café hatten die Aegidienberger von der Initiative im Tal übernommen. Die Bäcker und Frauen aus dem Ort spendierten den Kuchen. Bergner: "Hier können alle mitmachen, mithelfen und das Café gemeinsam gestalten." Altbürgermeisterin Wally Feiden hat aber auch kritische Stimmen gehört, Anrufe erhalten von Aegidienbergern, die das kritisch sehen. Feiden: "Wir wollen den Flüchtlingen keine Hängematten spannen und sie schaukeln. Aber Hilfe geben. Schaukeln müssen sie selbst." Auch Bergners katholischer Kollege Heiner Gather war gekommen. Und Nadine Batzella aus der Stadtverwaltung. Sie machte den Ehrenamtlichen ein großes Kompliment: "Ein Riesendankeschön an alle. Sie sind uns eine unheimlich große Entlastung."

Kontakt

Das Café International findet an jedem Freitag ab 16 Uhr im evangelischen Gemeindesaal statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wer mithelfen möchte, meldet sich bei der Evangelischen Gemeinde, Tel. 02224/972172, bei der Katholischen Gemeinde, 02224/9897241 oder unter der privaten Nummer 02224/8426.

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