Notunterkunft in der Turnhalle Palastweiher Die Flüchtlinge kommen am Freitag

KÖNIGSWINTER · Bis Freitag muss Königswinter die Notunterkunft für Flüchtlinge bereitstellen. Dies geht aus dem schriftlichen Amtshilfeersuchen der Bezirksregierung hervor, das die Stadt am Mittwoch erreichte. Am Dienstag hatte die Kölner Behörde die Drachenfelsstadt zunächst, wie berichtet, mündlich informiert.

Da Königswinter somit nur drei Tage bleiben, um die Voraussetzungen für die Unterbringung von voraussichtlich 100 Flüchtlingen zu schaffen, wurde in dem eigens in der Verwaltung gebildeten Arbeitsstab auch gestern auf Hochtouren gearbeitet. Bereits am Dienstag war die Wahl nach intensiver Abwägung auf die Turnhalle Palastweiher und einen Teil des dazu gehörenden Parkplatzes gefallen.

Gestern wurden Feldbetten und sechs Zelte organisiert, die auf dem Parkplatz aufgestellt werden. Die Flüchtlinge sollen in den Zelten schlafen, alle anderen Bereiche wie die Essensausgabe oder der Bereich, in dem Kinder spielen können, werden in der Turnhalle untergebracht.

Auf der Arbeitsliste der Verwaltung stehen unter anderem die Beauftragung eines Sicherheitsunternehmens und eines Caterers sowie die Bereitstellung von eigenem Personal für die Registrierung der Flüchtlinge. Die Verwaltung muss auch die medizinische Untersuchung der Flüchtlinge organisieren. Für all das braucht sie dringend Unterstützung.

Malteser helfen bei medizinischen Erstuntersuchungen

Gestern konnten die Malteser Bad Honnef als Hilfsorganisation für den Sanitätsdienst und die organisatorische Unterstützung der medizinischen Erstuntersuchungen gewonnen werden. Die Stadt Königswinter arbeitet ferner mit dem Bad Honnefer Krankenhaus zusammen, dessen Mediziner Impfungen und Röntgenuntersuchungen vornehmen werden.

Am Dienstagabend hatte sich Dezernentin Heike Jüngling drei Stunden lang in Hennef informiert. Die Nachbarkommune musste in der vergangenen Woche ebenfalls innerhalb von drei Tagen eine Turnhalle herrichten. Am Freitag kamen dort die ersten 100 Flüchtlinge an. Weitere 50 folgten gestern.

"Die Hennefer sind ganz tolle Kollegen. Sie haben uns über ihre positiven und negativen Erfahrungen berichtet. Außerdem haben wir Checklisten bekommen", sagte Jüngling.

Überhaupt hätten auch mehrere andere Kommunen und der Kreis Hilfe angeboten. "Es gibt einen tollen Schulterschluss zwischen den Gemeinden." Wie lange die Notunterkunft zur Verfügung gestellt werden muss, geht aus dem Amtshilfeersuchen nicht hervor. Dort wird nur von "vorübergehend" gesprochen. "Wir gehen von einigen Wochen aus", sagte Jüngling.

Auch die ehrenamtliche Betreuung der Menschen in der Notunterkunft wird ein Thema, jedoch erst, wenn die Fragen der Unterbringung geklärt sind. "Wir müssen sehen, dass wir zunächst die Pflichtaufgaben gut hinbekommen", so Jüngling. Anschließend darf auch das Forum Ehrenamt, das bereits die Hilfe für die "normalen" Asylbewerber organisiert, mit einem Anruf rechnen.

Die Präsidentin trifft sich mit Stadtspitzen

Landräte, Oberbürgermeister und Bürgermeister sind gestern auf Einladung von Regierungspräsidentin Gisela Walsken zu einem Gesprächsaustausch über die Flüchtlingssituation nach Köln gekommen. Die Bezirksregierung Köln hat mittlerweile alle Städte und Gemeinden im Regierungsbezirk mit mehr als 40 000 Einwohnern gebeten, in Amtshilfe für das Land Nordrhein-Westfalen Notunterkünfte für bis zu 150 Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen. Ein Hilfeersuchen, das die Städte allerdings nicht ablehnen können. Die Kosten für die Unterbringung trägt das Land.

"Es ist unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe, geflüchteten Menschen Schutz und Obdach zu bieten. Mir ist klar, dass unsere Kommunen vor immensen logistischen und menschlichen Herausforderungen stehen", räumte die Regierungspräsidentin ein. "Wege, die das Land alleine gegangen ist, gehen wir heute gemeinsam mit den Kommunen. Wir brauchen diese Unterstützung. Wie lang dieser Weg sein wird, kann ich nicht abschätzen."

5000 Asylsuchende pro Woche

Aufgrund der steigenden Flüchtlingszahlen reichten die mehr als 26 500 landesweiten Plätze in Notunterkünften nicht aus, um alle Flüchtlinge unterzubringen. Derzeit träfen wöchentlich weit mehr als 5000 Asylsuchende in Nordrhein-Westfalen ein. Walsken: "In der vergangenen Woche haben rund 6600 Flüchtlinge Zuflucht in NRW gesucht." Die Bezirksregierung Arnsberg weise die Ankommenden täglich den fünf Regierungsbezirken zu.

Da die Zahlen ständig stiegen, sind die Plätze in den Unterkünften der Bezirksregierung Köln belegt. Sobald die sich noch im Aufbau befindlichen Einrichtungen in Chorweiler, Wegberg, Euskirchen und Sankt Augustin fertig seien, verfüge die Bezirksregierung über zusätzliche 2900 Plätze. Weitere Landeseinrichtungen seien in Planung. Walsken verwies darauf, dass Plätze, die eine Kommune für das Land zur Verfügung stellt, auf das Kontingent der Städte und Gemeinden angerechnet würden.

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