Wer verdient in der Region an den Flüchtlingen? "Asylantencontainer - wirtschaftlich und schnell verfügbar"

KÖLN/BONN · Flüchtlinge strömen nach Deutschland, und hier müssen sie versorgt werden. Unternehmen, die Wohncontainer produzieren, oder Firmen wie die Essener European Homecare, die mit 500 Mitarbeitern über 5000 Asylbewerber in 50 Unterkunftseinrichtungen betreut - längst hat sich eine ganze Branche rund um die Migranten etabliert.

Privatleute vermieten Ferienhäuser oder sonst nicht genutzten Wohnraum an Kommunen, die darin Flüchtlinge unterbringen. Der GA hat sich umgehört, wie die Geschäfte laufen. Helmut Hamm, Inhaber des gleichnamigen Hotels in Bergisch Gladbach, ist einer von denen, die auf Flüchtlinge umgesattelt haben. Auf der Homepage des Hotels stehen zwar noch die Zimmerpreise, doch buchen kann hier niemand mehr.

"Wir sind seit Jahresbeginn eine reine Asylbewerberunterkunft", sagt Hamm. Rund 50 Plätze bietet das Hotel nach dem Umbau. Statt 60 Euro fürs Einzel- und 80 Euro fürs Doppelzimmer bekommt Hamm jetzt elf bis 16 Euro pro Flüchtling und Nacht. Dafür hat die Stadt einen Pachtvertrag über zehn Jahre mit ihm abgeschlossen. Reich wird Hamm so nicht, er hat aber langfristige Sicherheit.

Die 25.000-Einwohner-Stadt Meckenheim hat 95 von aktuell insgesamt 182 Flüchtlingen bei Privatleuten einquartiert. Der Richtwert für die Miete, die die Stadt zu zahlen bereit sei, liege bei 6,20 Euro kalt pro Quadratmeter, sagt Stadtsprecherin Marion Lübbehüsen. Das ist rund ein Euro weniger als die ortsübliche Vergleichsmiete. Das Kostenkorsett ist auch sonst eng geschnallt.

Mit Hilfe der Bürger organisiere man fast alles selbst, sagt Lübbehüsen. Externe Dienstleister wie European Homecare nehme die Stadt nicht in Anspruch. "Wir bestreiten das aus Bordmitteln. Wenn wir etwas für die Flüchtlinge brauchen, wie etwa Bettwäsche, kaufen wir es hier ein." Von den Bürgern werde vieles kostenlos angeboten, "zum Beispiel auch Fahrräder", freut sich Lübbehüsen über die Spendenbereitschaft.

Auf der Internetseite des Unternehmens Optirent aus Morsbach prangt ein grellroter Hinweis: "Asylantencontainer - wirtschaftlich und schnell verfügbar". Das Unternehmen mit 25 Mitarbeitern, etwa 60 Kilometer von Bonn entfernt, vermietet bundesweit Container. Als Unterkunft für Flüchtlinge stellt Optirent derzeit auch Kommunen rund um Köln mobilen Wohnraum zur Verfügung.

[kein Linktext vorhanden]"Es ist ein Fass ohne Boden", erklärt Daniel Dimmer, Abteilungsleiter Vermietung und Verkauf. Die Nachfrage habe sich innerhalb der letzten drei Monate verdoppelt. Lieferzeiten dauerten mittlerweile bis Ende des Jahres. Hauptsächlich mieteten Kommunen die Container, aber auch Hausbesitzer: "Privateigentümer stellen sich die Wohncontainer in den Garten, um ihn dann der Kommune anzubieten", so Dimmer.

Etwa 7000 Container vermietet Optirent derzeit. Wie viele davon als Flüchtlingsunterkünfte dienen, kann Dimmer nach eigener Aussage nicht verlässlich sagen. Auch zu den Kosten macht er keine Angaben: "Das ist unterschiedlich und abhängig von Laufzeit, Menge und Ort." Allerdings betont Dimmer, die Preise hätten sich nicht geändert.

Auch die Stadt Bonn nutzt Wohncontainer als Unterkünfte, allerdings nicht von Optirent. Dem Gefühl nach seien die Preise schon leicht gestiegen, belegen könne man es aber nicht, erklärt Sprecher Marc Hoffmann. Die derzeit 1104 Asylbewerber und Flüchtlinge, die dezentral im Stadtgebiet untergebracht sind, leben auch in Hotels und privaten Ferienwohnungen. "Die Preise, die wir zahlen, sind unterschiedlich", erklärt Hoffmann.

Die Telekom stattet Unterkünfte mit Festnetzanschlüssen und Internet aus, wie ein Sprecher bestätigte. Über die Größenordnung der Aufträge von Kommunen machte er keine Angaben.

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