Fit ins neue Jahr Abnehmen, ohne zu hungern - ein Selbstversuch

BONN · Ich bin nicht zu dick. Ich bin nur elf Zentimeter zu klein für mein Gewicht. 1,87 Meter bei 98 Kilogramm. Behauptet die Waage im Fitness-Studio an diesem frustrierenden Januarabend.

 Frühstück ist fertig: Am ersten Tag gibt's nur frisch Gepresstes.

Frühstück ist fertig: Am ersten Tag gibt's nur frisch Gepresstes.

Foto: Wolfgang Kaes

Hinter mir liegen die zahllosen süßen Verführungen der Adventszeit und der Weihnachtstage; auch der Silvesterabend und der Geburtstag waren Kalorienbomben.

"Das verteilt sich bei dir doch gut", sagt meine Frau, die geborene Diplomatin. "Außerdem hast du überdurchschnittlich viel Muskeln; die sind schwerer als Fett." Ist sie nicht ein Engel? "Und außerdem: Mit 55 funktioniert der Stoffwechsel eben nicht mehr so wie mit 18."

Das hätte sie jetzt nicht unbedingt sagen müssen, aber es ist nun mal die Wahrheit: Als 18-Jähriger wog ich 76 Kilogramm und konnte nach dem Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln noch locker eine Tafel Schokolade vertilgen.

Die Rechnung ist simpel: Was an gefutterter Energie nicht verbraucht wird, das wird seit Menschengedenken als Fettreserve gespeichert - für schlechte Zeiten. Nur kommen die schlechten Zeiten nicht mehr so oft vor wie in der Steinzeit. Was also tun?

"Ich esse ich jetzt mal gar nichts mehr", sage ich. "Völlig falsch", sagt meine Frau. "Das löst doch nur den Jo-Jo-Effekt aus." Soll heißen: Das genetische Gedächtnis wittert schlechte Steinzeit-Zeiten und löst augenblicklich Alarmstufe rot aus, was sich bei der nächsten Nahrungsaufnahme böse rächt.

Meine Frau erklärt mir in kundigen Worten, was nun zu tun sei. Ich übersetze es mal salopp so: Ölwechsel fällig und Zündung neu einstellen. Für den Anfang, zum Testen, die Light-Version als Vier-Tages-Programm (alle Mengenangaben gelten für eine Person):

  • Frühstück: 1 Möhre, 1 Apfel, 2 Orangen, 1 Zitrone (oder 1 Grapefruit) in den Mixer (mit etwas Wasser) oder Entsafter. Anschließend alles trinken, auch wenn die Menge zunächst abschreckt.
  • Mittagessen: 1 Banane, 1 Apfel, 2 Pfirsiche und 1 Kiwi mit einem Schuss Wasser in den Mixer.
  • Abendessen: 1 halbe Salatgurke, 1 Apfel, 2 Orangen, 1 Bund glatte Petersilie in den Mixer (mit etwas Wasser) oder Entsafter.

Das war's für den ersten Tag. Die hoch dosierten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente entgiften, entschlacken und entwässern den Körper.

  • Frühstück: 250 Gramm Naturjoghurt (ungezuckert, fettreduziert) in eine Schüssel geben, dazu 1 klein geschnittener Apfel, 4 Esslöffel zarte Haferflocken, 1 Esslöffel Leinsamen, 1 Teelöffel Leinöl, 4 Walnüsse.
  • Mittagessen: 1 Portion Basmatireis, dazu Gemüse dünsten oder dampfgaren (z.B. Möhren oder Lauch), 1 Teelöffel Albaöl oder Trüffelöl sowie etwas geraspelten Parmesan über den Reis, dazu 1 halbe Portion Hüttenkäse.
  • Abendessen: 2 Rühreier mit 2 Tomaten (in Scheiben in etwas Olivenöl in der Pfanne anbraten) und/oder 1 Paprika (in Streifen geschnitten im Backofen grillen). Alternatives Abendessen: grüner Salat, wahlweise mit Tomaten, Gurke, Frühlingszwiebeln, Fetakäse (light), dazu etwas Thunfisch, Lachs oder Putenbrust. Ganz wichtig: am Abend die Kohlenhydrate in Richtung null senken.

Dritter Tag wie zweiter Tag, vierter Tag wie erster Tag. Wenn Sie hart im Nehmen sind, können Sie auch an maximal fünf Tagen so verfahren wie am zweiten Tag. Allerdings sollten der erste und der letzte Tag des Programms immer der Saft-Tag sein.

Wichtig: An allen Tagen sollten sie zusätzlich zwei Liter Flüssigkeit zu sich nehmen: stilles, ungekühltes Wasser und/oder Kräutertee. Kaffee ist erlaubt, allerdings in Maßen - und vor allem ohne Zucker. Nur ein Milligramm Zucker in der Nahrung, und das gesamte Programm war für die Katz. Strikt verboten: das kleine Frust-Häppchen zwischendurch und natürlich Alkohol. Bier und selbst der trockenste Wein enthalten Zucker.

Nach dem vierten Tag fühle ich mich ungelogen zehn Kilo leichter - auch wenn die Waage behauptet, es seien nur 2,5 Kilogramm.

Vor allem aber hat sich der Körper umgestellt, das Hungergefühl ist deutlich reduziert, und mit etwas Disziplin und Willenskraft fällt es nun leichter, dauerhaft weniger zu essen und mehr Sorgfalt auf die Auswahl der Nahrungsmittel zu legen. Ich hatte zwar Urlaub an den vier Tagen, doch das Programm erfordert keineswegs mehr Zeit, als für die Zubereitung herkömmlicher Mahlzeiten aufzuwenden ist. Eine interessante Erfahrung war auch, wie gut Lebensmittel schmecken können, wenn sie nicht mit scharfen Gewürzen und dicken Soßen überkleistert sind.

Übrigens hat sich meine Frau das alles nicht einfach so ausgedacht, sondern die Bausteine von der Kölner Ernährungsberaterin Natalie Quagliata, die mit Spitzenkoch Dieter Müller zusammenarbeitet, erhalten und im Lauf der Jahre für sich modifiziert.

Internet: www.s-lust.com

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