Dekra testet mobile Öfen: Auf Weihnachtsmärkten gefährlich

Stuttgart · Ein defekter Ofen kostete 14 Menschen in einer Behindertenwerkstatt im Schwarzwald das Leben. Nun verdeutlicht ein Test, dass derartige Gefahren auf jedem Weihnachtsmarkt lauern können.

 Im Dekra-Experiment verwandelte sich eine Weihnachtsmarktbude in eine Flammenschleuder. Schlecht gewartete mobile Öfen können zu einer verheerenden Explosion führen. Foto: DEKRA/ Thomas Küppers

Im Dekra-Experiment verwandelte sich eine Weihnachtsmarktbude in eine Flammenschleuder. Schlecht gewartete mobile Öfen können zu einer verheerenden Explosion führen. Foto: DEKRA/ Thomas Küppers

Foto: DPA

Mobile Öfen wie bei der Brandkatastrophe in der Behindertenwerkstatt im Schwarzwald sind laut einem Test der Dekra auch auf Adventsmärkten eine Gefahrenquelle. Bei beschädigten Dichtungen, porösen Schläuchen oder falsch angebrachten Anschlüssen drohten verheerende Explosionen. Deren Feuerball könne ganze Hütten wegsprengen. Das geht aus einem Versuch des Stuttgarter Prüfkonzerns hervor, dessen Ergebnis der Nachrichtenagentur dpa vorlag.

Die Dekra hatte noch vor dem Unglück mit 14 Toten in Titisee-Neustadt auf Weihnachtsmärkten eingesetzte Flüssiggasanlagen getestet. Ein solches Gerät mit Propangasflasche, ein Katalytofen, verursachte die Katastrophe in der Werkstatt. Die Gassysteme können diverse Verbraucher befeuern. Neben Öfen wie in der Behindertenwerkstatt gehören dazu auch Grills, Pfannen oder Kocher, wie es sie auf den meisten Weihnachtsmärkten gibt.

Die Testexperten schreiben: "Der Bummel über den Weihnachtsmarkt kann buchstäblich brandgefährlich werden, wenn Betreiber von Verkaufsständen schlecht gewartete oder ungeprüfte Flüssiggasanlagen für Grills, Pfannen oder Heizgeräte verwenden." Die Marktbeschicker wüssten oft nicht, dass ihre Anlagen regelmäßig zu kontrollieren und zu warten seien, obwohl es eindeutige gesetzliche Vorschriften gebe.

Die Dekra untersuchte mit ihrem Test ein wirklichkeitsnahes Szenario. Im Dezember 2005 wurden bei einem Brand auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt drei Menschen verletzt. Laut Polizei explodierte eine Gasflasche, als die 61 Jahre alte Besitzerin eines Standes ihren gasbetriebenen Ofen einschaltete. Als ein Polizist die Frau aus der zerstörten Bude retten wollte, folgte auch noch eine Verpuffung.

Der Prüfkonzern beschreibt seinen Versuchsaufbau so: "Die Gefahr entsteht typischerweise, wenn der Betreiber die geschlossene Hütte nach einer Pause wieder in Betrieb nimmt. Strömt über längere Zeit Gas aus, kann tatsächlich ein zündfähiges Luft-Gas-Gemisch entstehen, das durch einen Funken - beispielsweise vom Lichtschalter - gezündet wird." Die Dekra testete die Versuchshütten in drei Szenarien: Mit geöffneter Verkaufsklappe - wie im laufenden Geschäft also - und auch während einer Pause mit geschlossener Klappe und Tür. Variante drei war die verriegelte und verrammelte Hütte mit verschraubten Zugängen, so wie die Buden üblicherweise über Nacht zurückgelassen werden.

Selbst bei Variante eins (laufender Betrieb) war die Konzentration ausreichend für eine heftige Verpuffung, in der Plastikpuppen in und neben der Hütte Verbrennungen erlitten. Die anderen Szenarien ergaben Explosionen, die manche Menschenattrappen meterweit durch die Luft katapultierten und Trümmer wegschleuderten.

Dekra-Experte Ulrich Droste leitete die Versuche. Sein Fazit: "Die Tests haben gezeigt, dass von flüssiggasbetriebenen Kochern und Grills in Markthütten erhebliche Gefahren ausgehen können, wenn die Gasanlagen nicht den einschlägigen Vorschriften gemäß kontrolliert und gewartet werden."

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