Geocaching statt Computer: Aktivitäten im Freien für Kinder

Kassel · Trotz Playstation, Smartphone und Co: Rausgehen ist für die meisten Kinder und Jugendlichen nicht aus der Mode gekommen. Und doch ist von den Eltern eine Menge Kreativität und Abwechslung gefragt - und manchmal ein wenig Überredungskunst.

Ob Kletterparks, Kanutouren oder eine elektronische Schatzsuche: Outdoor-Aktivitäten und überhaupt die Beschäftigung in der freien Natur stehen bei Kindern und Jugendlichen trotz der modernen Computerwelt hoch im Kurs. Darüber sind sich die Experten einig. Doch heute muss es etwas mehr sein als die einfache Wandertour. Geocaching heißt das Spiel, das Kinder verschiedener Altersstufen gleichermaßen begeistert. Dabei ist die Grundidee dieser elektronischen Schatzsuche gar nicht so neu und erinnert an die Schnitzeljagd bei zahlreichen Kindergeburtstagen. Ausgestattet mit einem GPS-Empfänger und entsprechenden Koordinaten aus dem Internet gilt es, einen Schatz, den sogenannten Cache, zu finden, den andere Leute an ungewöhnlichen Orten in der Natur versteckt haben.

Stefan Westhauser, operativer Leiter des Institutes für Erlebnispädagogik der CVJM-Hochschule in Kassel-Bad Wilhelmshöhe, erklärt, wie die Schatzsuche funktioniert: "Man gibt die jeweiligen Koordinaten in sein GPS-Gerät ein, und das führt einen nahe an den Schatz heran. Wenn man ihn dann gefunden hat, kann man noch seine Unterschrift in einem Logbuch hinterlassen und sogar den Schatz in einer Blechdose gegen einen anderen gleichwertigen eintauschen." Einmalig registrieren kann man sich für das Geocaching beispielsweise auf der weltweit größten Internetplattform www.geocaching.com. Einziger Nachteil dieses Abenteuerspaßes: Das GPS-Gerät ist relativ teuer.

Neben Kletterparks, Naturerlebnispfaden oder Minigolfplätzen sind nach Beobachtung des Erlebnispädagogen vor allem gemeinsame Kanutouren beliebt, da hier die ganze Familie gefordert ist. An den entsprechenden Anlaufstellen erhält man eine Einweisung in Sicherheit und Paddeltechnik und kann sich sogar die notwendige Ausrüstung leihen. Solche Erfahrungen seien für die Kinder sehr intensiv. Das wirke sich positiv auf die Entwicklung aus. "Überhaupt sind Kinder und Jugendliche auch heute noch gerne draußen in der Natur", meint Westhauser. "Doch häufig wissen sie es einfach noch nicht."

Davon ist auch Annette Sacher vom Zentrum für Familie und Soziales in Bayreuth überzeugt. Sie zieht es mit ihrem Mann und ihren Kindern immer noch gerne raus in die Natur - und das, obwohl die Kinder schon 12, 14 und 16 Jahre alt sind. "Früher haben wir oft eine Wanderung auf den Nußhardt im Fichtelgebirge gemacht, sind über Stock und Stein gelaufen und haben uns aus Seilen Naturschaukeln gebaut. Da waren die Kinder stundenlang beschäftigt", erzählt Sacher.

Solche Unternehmungen können sogar noch im Jugendalter ihren ganz eigenen Reiz entfalten, wenn man sie nur interessant gestaltet. Wie wäre es zum Beispiel mit Wandern auf schmalen Pfaden, Klettern über Steine und Wurzeln, einer Fahrradtour und vielleicht sogar einmal einem Wanderritt? Der Vorteil daran ist: Die Angebote kosten kaum Geld und funktionieren auch bei leichtem Regen.

Doch mit zunehmendem Alter ist auch das noch zu wenig - dann sind Herausforderung und Action gefragt. "Herausforderungen bieten viel für das Selbstgefühl der Kinder. Wichtig ist aber auch, dass die Eltern Anreize schaffen und selbst Spaß daran haben", sagt Almut Krapf. Sie ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und Sportpädagogin am Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik der Universität Leipzig. Beispiele für anspruchsvolle Aktivitäten im Freien kennt Krapf genügend. Beliebt seien heute vor allem das Wildwasser-Rafting oder Down-Hill-Touren. Dabei gilt es - analog zum Skisport - mit einem speziellen Hochgeschwindigkeitsfahrrad eine abgesperrte Strecke so schnell wie möglich hinabzufahren.

Egal ob Geocaching oder Down-Hill-Touren: Die Beschäftigung in der freien Natur hilft Kindern nach Meinung von Almut Krapf dabei, ein Verständnis von sich selbst zu entwickeln und zwar in emotionaler, sozialer und physischer Hinsicht. "Da ist zunächst einmal das Wagnis, das man bei manchen Aktivitäten eingeht", erklärt die Sportwissenschaftlerin, "und dann müssen sich die Kinder und Jugendlichen nicht nur auf eine kleine Gruppe oder die Eltern einstellen, sondern gehen schon einmal körperlich an ihre Grenzen."

Vielleicht ist es ja gerade das, was die zahlreichen Aktivitäten im Freien für Kinder und Jugendliche auch heute noch so attraktiv machen: Sie können sich austoben und für einige Stunden dem Schulstress entfliehen.

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