Norbert Schneider: "Ohne Kontrolle bringt sich das Netz um seine Schönheit"

Der Direktor der Landesmedienanstalt über die Arbeit als oberster Medienhüter in Nordrhein-Westfalen

Norbert Schneider ist Direktor der Landesanstalt für Medien in Nordrhein-Westfalen. Mit ihm sprach Benjamin O'Daniel.

General-Anzeiger: Die Landesmedienanstalten gelten als die obersten Medienhüter für Fernsehen und Internet. Wo liegt der Unterschied zwischen der Fernsehlandschaft und der Internetlandschaft?

Norbert Schneider: Das Internet ist mehr als nur ein neues Verbreitungsmedium von klassischen Inhalten. Es gibt nicht mehr nur wenige Sender und viele Empfänger, sondern jeder kann senden und jeder empfangen. Die Masse an Inhalten, Partizipationsmöglichkeiten, die globale Verbreitung und permanente Aktualisierung hat für die Nutzer viele Vorteile. Sie birgt aber auch Gefahren in sich, beispielsweise durch nicht altersgerechte Inhalte überwältigt zu werden oder durch falsche Informationen getäuscht zu werden.

GA: Letztlich gibt es doch nur zwei Wege, dieses Problem zu lösen: Kontrolle hochfahren und Medienkompetenz steigern. Befürworten Sie eine strengere Regulierung?

Schneider: Wir befinden uns auf dem Weg in eine Kontrollgesellschaft, was ich sehr kritisch sehe. Wenn es ein Kontrollsystem gibt, muss immer geklärt werden, was mit den Daten passiert. Auf der anderen Seite nützt es nichts, eine Regulierung komplett zu verweigern, wie es einige Internetliebhaber fordern. Im Netz gibt es keinen Freifahrtschein. Sonst bringt sich das Internet letztlich um seine Schönheit.

GA: Der neue Jugendmedienschutz-Staatsvertrag ist vor kurzem abgesegnet worden. Möchten Sie in Zukunft jede Internetseite kontrollieren?

Schneider: Nicht der Oberförster hält den Wald sauber, sondern die Angst, er könnte kommen. Generell hinken wir immer hinterher, was die Regulierung angeht. Ein konkretes Beispiel aus dem neuen Staatsvertrag: Es soll unter anderem die Regelung durchgesetzt werden, dass es für Erwachsenen-Seiten eine funktionierende Altersabfrage gibt, so dass diese Seiten nur geschlossenen Benutzergruppen zugänglich sind - wie im realen Leben auch. Aber in der Praxis wird dies dauern.

GA: Der andere Weg ist, die Medienkompetenz zu steigern. Was bedeutet dies konkret?

Schneider: Es gibt zwei Fragen: Was mache ich mit einem Medium - und was macht das Medium mit mir? Es müssen auf technischer Ebene, aber auch auf sozialer und mentaler Ebene Kompetenzen aufgebaut werden. So wie ich weiß, wie ich eine Fernbedienung zu bedienen habe, muss mir auch klar sein, wie das Internet funktioniert. Die Kunst besteht immer darin, für sich einen Mehrwert zu organisieren.

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