Eine Branche im Wandel

Neue Medien, neue Berufe: Die Wirtschaft sucht zehntausende IT-Experten. Ein neu gegründetes Institut der Fachhochschule und der Filmhochschule in Köln soll bei der Ausbildung helfen.

Immer realistischer und komplexer werden die Computerspiele der neueren Art - viel Arbeit für Experten, die die Spiele gestalten und programmieren. Dieser Screenshot stammt aus dem mehrfach ausgezeichneten Spiel "Heavy Rain".

Immer realistischer und komplexer werden die Computerspiele der neueren Art - viel Arbeit für Experten, die die Spiele gestalten und programmieren. Dieser Screenshot stammt aus dem mehrfach ausgezeichneten Spiel "Heavy Rain".

Foto: General-Anzeiger

Bonn/ Köln. Auf dem Flachbildschirm im Büro des Professors läuft die Demo-Version eines neuen PC-Spiels. Björn Bartholdy schaut nur kurz auf die flackernden Bilder.

Der Direktor des "Cologne Game Lab" hat viel zu tun. Er leitet das neu gegründete Institut, das von der Fachhochschule und der Filmhochschule in Köln betrieben wird und in wenigen Monaten die ersten Master-Studenten aufnimmt.

Kreative aller Richtungen werden dort gemeinsam virtuelle Spielewelten erschaffen. "Ein Computerspiel ähnelt in seinen Grundzügen einem Film oder einem Theaterstück. Es braucht Autoren und kreative Designer, die mit Informatikern zusammenarbeiten", sagt der Kommunikationsdesigner, der sich auf 3D-Animationen spezialisiert hat.

Etwa 10 000 Menschen arbeiten laut Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware für die Spielewelt in Deutschland. Es ist der "verspielte Teil" der Softwarebranche - dem es so geht, wie der gesamten Softwarebranche:

Es fehlt an Nachwuchskräften. "Erfahrene 3D-Designer und Programmierer werden dringend gesucht und teilweise im Ausland abgeworben", sagt Olaf Wolters, Geschäftsführer des Bundesverbands.

Die Branche sei im ständigen Wandel; im Augenblick seien Browser-Games - kostenlose Onlinespiele - begehrt. Auch in diesem Segment fehle es an Fachkräften, so Wolters.

Ein ähnliches Bild ergibt sich im Blick auf die gesamte Branche der Informationstechnologie (IT) - eine Branche mit weit verzweigten Arbeitsmöglichkeiten und vielen offenen Stellen, betont Stephan Pfisterer, Bereichsleiter Bildung und Personal beim Branchenverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom).

520 000 Angestellte arbeiten im Software- und IT-Servicebereich in Deutschland. Es ist ein Arbeitsmarkt, der in den vergangenen Jahren stetig zwischen 2,5 und fünf Prozent gewachsen ist - und der Wirtschaftskrise weitgehend trotzt.

"Bis 2015 werden alleine im Mittelstand etwa 80 000 neue Stellen entstehen. Teilweise natürlich auf Kosten alter Arbeitsbereiche, aber auch sehr viele neue Jobs", nennt Pfisterer eine Zahl aus einer aktuellen Bitkom-Studie.

Info 17,5 Milliarden Dollar Vermögen jeweils haben die Google-Gründer Sergey Brin und Larry Page durchs und im Netz gemacht. Der jüngste Internet-Reiche ist Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, 25 Jahre alt, mit vier Milliarden Dollar Vermögen.Die besten Chancen haben laut dem Job-Experten der Bitkom Informatiker und Wirtschaftsinformatiker, die nach ihrem Studium in der Entwicklung, Beratung und im Projektmanagement arbeiten wollen.

Pfisterer: "Ein Versandhändler will schneller als seine Konkurrenz liefern. Hierfür benötigt er ein computer- und internetgestütztes System, das seine Zulieferer, Lagerbestände und den Vertrieb koordiniert.

Der IT-Entwickler erfindet hierfür Programme, der Berater analysiert die Lage des Händlers und sucht nach der besten Lösung, der Projektmanager sorgt für die Implementierung in das bestehende System."

Wichtig sei in jedem Fall, dass die Studenten bereits während ihres Studiums Praxiserfahrungen sammeln. Genau die macht Bernd Schönbach gerade. Der 28-jährige Informatikstudent aus Bonn arbeitet neben seinem Studium bei einem Unternehmen, das im Internet Speicherplatz für andere bereitstellt.

"Nach dem Studium möchte ich gerne im Projektmanagement-Bereich arbeiten", sagt der Student - ohne, dass er von dem Gespräch mit dem Bitkom-Experten weiß. Der wird sich sicher freuen. Ein Student mehr, der dem Fachkräftemangel entgegenwirkt.

Informationen zum Studium##ULIST##

Einen Überblick über das Informatikstudium gibt die Internetseite www.einstieg-informatik.de. Dort steht auch eine Liste zu den verschiedenen Schwerpunkten der Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland.

  • Auch die Gesellschaft für Informatik informiert auf ihrer Seite www.gi-ev.de über Studiumsmöglichkeiten, aktuelle Themen und Arbeitsmöglichkeiten.
  • Eine weitere Infoalternative bietet der Arbeitskreis Wirtschaftsinformatik an Fachhochschulen auf der Internetseite des Arbeitskreises www.akwi.de/studienfuehrer. (odb)
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