Cybermobbing: Böse Attacken im Internet

25 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen haben bereits Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht. Das Theaterstück "r@usgemobbt"aus der Feder der Autorin und Diplom-Sozialarbeiterin Dagmar Schönleber klärt auf.

 Nicht nur Jugendliche trifft es: Auch am Arbeitsplatz hacken Kollegen über den Rechner aufeinander herum.

Nicht nur Jugendliche trifft es: Auch am Arbeitsplatz hacken Kollegen über den Rechner aufeinander herum.

Foto: dpa

Bonn. Nik ist neu an der Schule. Freunde hat der Elfjährige dort noch nicht gefunden - mal abgesehen von seiner Banknachbarin Natali, die selbst Probleme in der Klasse hat. Aber es kommt noch schlimmer, als Lissy, Anführerin einer berüchtigten "Gang", Nik zu ihrem Lieblingsopfer kürt.

Tag für Tag wird er auf dem Schulweg "abgezogen" und in dieser demütigenden Situation auch noch gefilmt. Nur ein Deal könnte ihn aus seiner misslichen Lage befreien, doch genau der stellt Nik vor eine schwere Wahl. Und auch Salokin, sein Avatar (grafischer Stellvertreter einer realen Person im Netz) - sonst so cool, so mutig, stark und unheimlich schlagfertig - ist dabei keine Hilfe.

Infos Mehr Informationen zum Thema unter www.comic-on.de und www.schulen-ans-netz.deWas wird Nik tun? Das ist die alles entscheidende Frage des Stückes "r@usgemobbt" aus der Feder der Autorin und Diplom-Sozialarbeiterin Dagmar Schönleber, das die Kölner Theaterproduktion "Comic On!" seit September an Schulen zeigt. In 45 Minuten erzählen die drei Schauspieler Marcus Klapproth, Veronika Franzen sowie Jacqueline Grygier-Bethke die Geschichte und diskutieren anschließend mit den Schülern über das Thema Cybermobbing. Zur Zielgruppe zählen Kinder im Alter zwischen neun und zwölf Jahren.

"Das mag manchem auf den ersten Blick vielleicht noch zu jung erscheinen", sagt Theaterleiter Franz Zöhren. "Aber wir haben uns für unser Stück sowohl mit der Initiative Klicksafe als auch mit der Kölner Kriminalpolizei beraten und möchten gerade bei dieser Altersgruppe gezielte Aufklärungsarbeit leisten."

Rund 70 mal ist"r@usgemobbt" schon aufgeführt worden, auch an Bonner Schulen. "Cybermobbing ist zurzeit das Top-Thema schlechthin", sagt Zöhren, der mit seinem Team schon seit 20 Jahren Themen aus der Kinder- und Jugendpädagogik auf die Bühne bringt. "Es ist für uns faszinierend zu sehen, wie viel die Schüler darüber wissen und wie intensiv sie sich damit auseinandersetzen", beschreibt der Theaterpädagoge die Diskussionsrunden.

Zum Thema Lesen Sie dazu auch "Polizei klärt über strafrechtliche Konsequenzen auf""Und wenn es wohl niemand vor seinen Klassenkameraden so direkt zugeben würde, spüren wir, dass viele schon selbst Erfahrungen mit Cybermobbing gemacht haben oder zumindest jemanden kennen." Die Fragen der Jugendlichen, so Zöhren, seien direkt und auf die Praxis ausgerichtet, und die Schauspieler verfügend über genug pädagogische Kompetenz, um sie beantworten zu können.

"Das beginnt damit, alles zu sammeln und aufzubewahren", führt Zöhren an. "Noch wichtiger aber ist es, sich jemandem anzuvertrauen, sich Verbündete zu suchen und nicht zu schämen, weil jeder zum Cybermobbing-Opfer werden kann. "Es gibt auch Möglichkeiten, falls nötig, Seiten sperren zu lassen", ergänzt Zöhren.

Die Schauspieler wollen vor allem das Bewusstsein der Jugendlichen für einen verantwortlichen Umgang mit dem Internet schärfen. "Experten schätzen, dass es zwei, drei Generationen braucht, um dieses Ziel umzusetzen", ergänzt Zöhren. Und auch Dirk Frank vom Bonner Verein "Schulen ans Netz" sieht Medienkompetenz als wichtigen Baustein, um Missbrauch vorzubeugen. "Dort kommt es allerdings weniger auf die technischen Voraussetzungen als auf die ethisch-moralischen Grundsätze an."

Die Ergebnisse der JIM-Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest belegen Mobbingattacken in sozialen Netzwerken. Ein Viertel der befragten Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren bestätigen, dass sie davon schon mal betroffen waren. Die Frage, ob jemand im Bekanntenkreis mal "im Internet fertig gemacht" wurde, beantworteten laut der Studie 2009 24 Prozent mit "Ja". Eine Online-Befragung des Zentrums für empirische Forschung der Universität Koblenz-Landau ergab 2007 , dass jeder fünfte Schüler von der Klasse eins bis 13 Opfer von Cybermobbing wurden. Bei den meisten hielten sich die Attacken aber zumindest noch in Grenzen.

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