Klose und Wunderlich

Was haben der Fußballer Mirko Klose und der Tenor Fritz Wunderlich gemeinsam? Beide haben sehr hart an ihrer Professionalität und ihrem Stil gearbeitet, finden Vater und Sohn Sistig.

 Der deutsche Stürmer Miroslav Klose im Trikot von Lazio Rom. Sein Nationaldress kann man als Replikat kaufen.

Der deutsche Stürmer Miroslav Klose im Trikot von Lazio Rom. Sein Nationaldress kann man als Replikat kaufen.

Foto: dpa

Viele Leute finden Miroslav Klose toll, weil er, wenn er ein Tor geschossen hat, einen Salto macht - einfach so, aus dem Stand. Das tut er aber gar nicht mehr so oft, nur noch bei besonderen Toren, damit er sich nicht verletzt. Das wäre doof, weil Miro so ein Spitzenstürmer ist: immer ganz vorn und mit dem richtigen Riecher dafür, wie er den Ball ins Tor kriegt.

Ich spiele für die F-Jugend des VfR Flamersheim und ich weiß, dass es gar nicht so einfach ist, an den Gegenspielern vorbei zu kommen, ohne den Ball zu verlieren, und dann auch noch den Torwart auszutricksen. Miroslav Klose ist da echt toll drin. 121 Mal hat er in der Bundesliga getroffen, in Kaiserslautern, Bremen und München. Jetzt spielt er ja bei Lazio Rom, aber in der Nationalmannschaft darf er trotzdem noch mitmachen. Für die hat er schon 63 Tore geschossen - fast so viele wie Gerd Müller!

Ich finde auch gut, dass Miro so ein freundlicher und fairer Fußballer ist. Mit seinen Zwillingen kickt er zu Hause bestimmt auch, so wie ich mit meinen Geschwistern im Garten. Am liebsten spiele ich aber mit Papa, der sagt nicht immer wie mein Bruder Wolfram, das Tor gilt nicht, wenn ich zu hart geschossen habe.

Gereon Sistig (7) besucht die 2. Klasse der Grundschule Flamersheim

Als Fritz Wunderlich am 17. September 1966 im Alter von 35 Jahren eine Treppe herunterfiel und an einem Schädelbruch starb, war ich gerade mal zwei und wusste noch nicht, dass die Welt eine ihrer schönsten Stimmen viel zu früh verloren hatte. Aber zum Glück hatten meine Eltern viele Wunderlich-Aufnahmen, und ich lernte diesen Jahrhunderttenor kennen: hell und strahlend, mit berückendem Schmelz, im Ausdruck so spontan und natürlich, dass man es sich anders gar nicht vorstellen kann.

So ein Tenor will ich auch mal werden, dachte ich, als ich in Alfter jedes Sopransolo sang, das mir mein Vater, Kirchenmusiker an St. Matthäus, auftrug: Gregorianik, Bach, Mozart- und Haydn-Messen, Schubert-Lieder. Aus dem glockenreinen Knabensopran wurde dann aber nur ein passabler Bariton - der sich hin und wieder ein Gedankenspiel gönnt: Was wäre, wenn Wunderlich nicht von dieser Treppe gestürzt wäre?

Er, der unaufhörlich an seiner Stimme arbeitete, wäre immer noch besser geworden, hätte weiter mit Charme alles gesungen, weil er alles konnte: Tamino, den Bach-Evangelisten, Pfitzners Palestrina, Lieder, Unterhaltungsmusik. Er hätte nach seinem für Herbst 1966 geplanten Met-Debüt die Welt erobert. "Denn so schön", schrieb Kritikerpapst Joachim Kaiser 2009, "so fließend, so lyrisch belebt und technisch fantastisch wie Wunderlich singen konnte, (...) so schön glaube ich später keinen Tenor mehr gehört zu haben."

Manfred Sistig (47) ist Kirchenmusiker in Euskirchen.

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