Die Siebziger und Bully Herbig

Ich bin gerade 9 Jahre alt, besuche die 4. Klasse der Grundschule Erndtebrück (wo Sieg, Lahn und Eder entspringen), als ich Ende 1975 in unserem Haus aus diversen Radios einen einprägsamen Rhythmus vernehme.

 Die siebziger Jahre wären ohne Ilja Richter und seine ZDF-Sendung "Disco" ärmer gewesen, jedenfalls für junge Leute.

Die siebziger Jahre wären ohne Ilja Richter und seine ZDF-Sendung "Disco" ärmer gewesen, jedenfalls für junge Leute.

Foto: dpa

Radios, die so spacige Namen wie Nordmende, Saba oder Telefunken tragen. Gestampfe und Klatschen sind seine Zutaten, und immer wieder heißt es in den nicht einmal drei Minuten: "I'm back, back in the New York Groove."

Das Stück aus der Feder von Russ Ballard, Songschreiber für America, Rainbow, Santana oder Hot Chocolate, ist zwar keine musikalische Offenbarung, vermittelt mir jedoch selbst nach 36 Jahren immer wieder das Gefühl der "Golden 70s".

Die vier Jungs aus London, gerade mal zehn Jahre älter als ich, schaffen es auf Nummer 1 in der legendären Discothek im WDR mit Mal Sondock und der WDR2-Schlagerrallye; am Nikolaustag sind Hello in Ilja Richters Disco '75 der Top Act.

Glam Rock Bands wie Hello, Mud, Kenny, Slik und allen voran Slade und Sweet hatten Riesenerfolge in den 1970ern. Kein Problem, dass die meisten ihrer Fans gleichzeitig Langspielplatten von Bands wie BJH, Supertramp, Genesis, Saga oder Kayak hörten, die eher "sophisticated" rüberkamen.

Auch fernsehtechnisch gab es die Woche über ein harmonisches Miteinander - die Programmauswahl mit ARD, ZDF und dem 3. Programm war eher übersichtlich - beginnend mit Bonanza und Shiloh Ranch am Sonntag, Schweinchen Dick am Montag, Raumschiff Enterprise am Mittwoch über Wickie am Donnerstag bis zum Höhepunkt am Freitag: Lachen Sie mit Stan & Ollie. Wer die genialen Komiker näher kennen lernen möchte, dem sei der Besuch im "Laurel & Hardy Museum" in Solingen ans Herz gelegt.

Eines jedenfalls war früher wirklich besser als heute: die Weihnachtsvierteiler. "Der Kurier des Zaren", "Der Seewolf" und natürlich "Die Schatzinsel" retteten uns ins neue Jahr!

Markus Linten (45) arbeitet als Dokumentar an einem Bundesinstitut in Bonn.

Meinen Star Michael Bully Herbig habe ich eher durch Zufall kennengelernt. Auf einer Geburtstagsfeier durfte ich mit anderen Kindern einen Film sehen - die Erwachsenen wollten ja ausgiebig und in Ruhe feiern ... Der Film hieß übrigens "Der Schuh des Manitu", und ich finde ihn auch nach dem x-ten Zuschauen noch klasse.

Er ist sehr witzig und ein bisschen spannend zugleich. Herbig, Rick Kavanian oder Bösewicht Sky du Mont sind in ihren Rollen einfach megacool. Der Film kam zur selben Zeit in die Kinos als ich geboren wurde: im Juli 2001 und war mit "Otto - Der Film", einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme überhaupt.

Besonders mag ich die Momente, als eine Oma eine Action-Szene unterbricht, weil sie mit ihrem Rollator über die Straße muss, und als die Schoschonen den Klappstuhl ausgraben, weil sie kein Kriegsbeil haben.

Nach dieser Parodie auf Winnetou habe ich mir vor zwei Jahren Herbigs tolle Verfilmung von "Wickie und die starken Männer" im Kino angesehen, im Fernsehen dann später "Raumschiff Surprise" mit klasse Dialogen und Gesangseinlagen. Über diesen Film bin ich auf die Original-Serie "Raumschiff Enterprise" gestoßen, deren Geschichten um merkwürdige Planeten und Außergalaktische irgendwie aufregend wirken.

Letzte Woche habe ich endlich "Lissi und der wilde Kaiser" sehen können, ein Animationsfilm, bei dem Bully Herbig der Kaiserin Lissi seine Stimme leiht - ebenfalls klasse!

Ich wünsche mir, dass Bully noch viele, viele Filme machen wird!

Marc Maurice Linten (10) besucht die 5. Klasse der Gesamtschule Hennef.

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