Gänsehautgefühl im Treppenhaus

Popstar Milow spielt auf Einladung der Lokalradios NRW bei einem Geheimkonzert in Oberhausen

Gänsehautgefühl im Treppenhaus
Foto: Ann-Kathrin Cäsar

Oberhausen. Die Stimme klingt wie im Radio - einfach super. Er ist es also wirklich: Milow. Der belgische Sänger wirkt wie der junge Mann von nebenan. Lässig und cool betritt der 29-Jährige die Bühne, greift sich eine der sechs bereitgestellten Gitarren und legt nach einem knappen "Good evening!" direkt mit einem Solo los.

Der Belgier mit dem bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck trägt ein grün-blaues Holzfällerhemd, graue Jeans und Sneakers dazu. Und so, wie er aussieht, so ist es auch, das gesamte Konzert: Die Atmosphäre ist locker und privat. Keine kreischenden Fans, nur ein kleiner ausgewählter Kreis an Zuhörern. Und die haben genauso viel Spaß wie Milow selbst.

Der Auftritt von Milow ist das neunte Geheimkonzert der Lokalradios aus Nordrhein-Westfalen. Am Donnerstagabend fanden sich rund 200 Gäste in Oberhausen ein. An einem Ort, der weiter geheim bleiben soll. Das Gebäude wirkt eher unscheinbar, keine Fans davor, und auch der Veranstaltungsort ist ungewöhnlich: ein Treppenhaus. Wraps und Wackelpudding sind die beliebteste Verpflegung. Das ist also die Location eines Geheimkonzerts?

Geheim deshalb, weil nur geladene Gäste zuhören: die Gewinner einer Radio-Aktion und ein paar VIPs. Das Publikum ist gut durchmischt, zwischen 20 und 50 Jahre alt, vom Schüler bis zum Manager. Alle füllen das Treppenhaus mit guter Stimmung. Und Milow? Als er seinen Superhit "Ayo Technology" bringt, blickt er genauso verschmitzt, wie es der Text gebietet.

Immer wieder sucht er die Nähe zum Publikum. Er geht von der Bühne ab und mitten durch die Menge - und beginnt einen neuen Song auf einem Treppenabsatz. Spätestens jetzt kommt das Gänsehautgefühl: Mit seinen braun-grünen, ausdrucksstarken Augen zieht er die Anwesenden in seinen Bann. Und im ohnehin schon gefühlten 74 Grad heißen Treppenhaus wird es noch ein bisschen wärmer.

Neben den allseits bekannten Liedern stellt er sein neues Album "North And South" vor. Auch hier ist schon zu erkennen, dass manche Songs das Potenzial zum Ohrwurm haben. Brandneu: die Single "Little In The Middle".

Das Publikum ist begeistert von den neuen wie den alten Songs, und selbst Skeptiker sind spätestens bei "She Might, She Might", dem ältesten Lied auf dem neuen Album, von Milow überzeugt. Dass nicht alle textsicher sind, ist nicht zu überhören, aber bei den drei bisher veröffentlichten Chartstürmern singen alle lauthals mit.

Leider endet der Abend viel zu schnell. Eine einzige Zugabe ist einfach zu wenig. Aber als Trost singt Milow ein unveröffentlichtes Lied nur für sein Geheimkonzert-Publikum. Fazit: toller Typ, super Musik, schönes Konzert! Eigentlich fast alles perfekt, wenn da nicht der zu kleine Löffel für den Wackelpudding gewesen wäre.

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