Stadtmuseum in Bonn Erlebnisse und Schicksale der Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg

BONN · Der Erste Weltkrieg, ein "vergessener" Krieg? Vehement gegen das Vergessen stemmen sich im Bonner Stadtmuseum seit Dienstag die Ergebnisse einer Spurensuche, die diesen Namen verdient.

"Vom Rhein an die Somme und an den Bug. Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg", so heißt die von Horst-Pierre Bothien kuratierte Ausstellung, die am Abend von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch eröffnet wurde.

Im Februar 2013 hatten Stadtmuseum und Stadtarchiv die Bonner Bevölkerung aufgerufen, nach Dokumenten, Fotos, Kriegstagebüchern oder anderen Andenken im familiären Umfeld Ausschau zu halten. Die Resonanz war überwältigend: 50 Familien haben sich gemeldet, um Material zur Verfügung zu stellen.

Zu viel für eine Ausstellung, die sich über zwei Räume erstreckt. "Wir haben nur ein Zehntel der Einsendungen als Exponate berücksichtigen können", sagt Bothien nicht ohne Bedauern. Mit dem Ausdruck der Bescheidenheit nimmt er auch die Feststellung zur Kenntnis, dass ihm und den anderen Organisatoren der Schau mit dem enormen Rücklauf aus der Bevölkerung unter Gesichtspunkten der Quellenlage ein echter Paukenschlag gelungen zu sein scheint.

Denn abgesehen von der öffentlichen Ausstellung der Fotos, Tagebücher, Orden und Gebrauchsgegenstände sollen vor allem Bilder und Schriftstücke in jedem Falle der Nachwelt erhalten bleiben. "Wir werden die Eigentümer nach Abschluss des Projekts fragen, ob sie ihre Leihgabe dem Stadtarchiv zur Verfügung stellen möchten", sagt Bothien. Zumindest aber sollen Briefe und andere Dokumente die Bestände der Archivare als Kopie in digitaler Form bereichern.

"In der Fülle von Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg ist sie eine der wenigen, die sich konkret mit einem in der eigenen Stadt stationierten Bataillon beschäftigt, das schon in den ersten Kriegstagen eingesetzt wurde. Gleichzeitig ist es auch die erste Ausstellung in Bonn, die die Zeit von der Mobilmachung bis zu den ersten Kriegsmonaten zum Inhalt hat", sagt Ingrid Bodsch, Leiterin des Stadtmuseums.

Entsprechend gliedert sich die Ausstellung in zwei Teile: Zunächst werden die ersten 100 Tage des in der Ermekeilkaserne stationierten 9. Rheinischen Infanterie Regiments II/160 dargestellt. Der größere der beiden Räume gehört sodann einzelnen Bonner Soldaten und ihren Biographien.

Unter ihnen ist etwa der spätere Oberbürgermeister Eduard Spoelgen, dessen Nachfahren fünf Kriegstagebücher bereit gestellt haben. Spoelgen war im Mai 1915 mit dem Eisernen Kreuz erster Klasse ausgezeichnet worden. Zu den bildlichen Höhepunkten gehören gewiss ein Foto August Mackes, aufgenommen in Uniform und mit Pickelhaube, sowie eine Szene mit Bonner Soldaten 1916 in Weißrussland: Sie lesen in ihrem Unterstand den General-Anzeiger.

Besondere Erwähnung verdient der 128 Seiten starke Katalog, der die Beiträge - ebenso gehaltvoll im Textanteil wie reich illustriert - zuhause nachlesbar macht. Auch ein Faltblatt informiert über die Schau; es steht in den Sprachen der westlichen Kriegsschauplätze, also auch auf Französisch und Flämisch, zur Verfügung.

Heute vor hundert Jahren verbrachten die Angehörigen des Zweiten Bataillons des Infanterie-Regiments 160, stationiert in der Ermekeilkaserne, die ersten Stunden auf französischem Boden. Hinter ihnen lagen bereits die ersten schweren Gefechte mit französischen Einheiten im belgischen Dörfchen Porcheresse. Der dortige Häuserkampf eskalierte und forderte auch zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung. Nun, am 27. August, lagerten die Bonner Infanteristen bei Vivier oberhalb der Maas und warteten auf den Befehl zur Überquerung.

Info

Die Ausstellung "Vom Rhein an die Somme und an den Bug. Auf den Spuren Bonner Soldaten im Ersten Weltkrieg" ist bis zum 9. November im Stadtmuseum Bonn, Franziskanerstraße 9, zu sehen.

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