Heavy Metal für schönes Lächeln

Zahnspangen sind in vieler Munde und meist eine teure Angelegenheit

 Ein Mädchen betrachtet seine Spange im Spiegel. Viele Teenies wünschen sie sich eine Zahnspange, weil viele ihrer Freunde sie tragen.

Ein Mädchen betrachtet seine Spange im Spiegel. Viele Teenies wünschen sie sich eine Zahnspange, weil viele ihrer Freunde sie tragen.

Foto: DPA

Giulia hat eine, Leanne hat eine, und Tom hat auch eine. In unserem Alter sind sie in fast aller Munde: Fast jeder zweite Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren hat inzwischen eine Zahnspange. Ist das wirklich notwendig? Oder vor allem ein großes Geschäft?

Ich liege beim Kieferorthopäden im Behandlungsstuhl, denn ich bin bald 14 Jahre alt, und es wird höchste Zeit, dass ich auch eine Zahnspange bekomme. Zwei Mal röntgen, mehrere Fotos, Wachsabdruck; demnächst kommen dann die Brackets rein. Angst macht mir das alles nicht. Schließlich haben fast alle meine Freundinnen die Prozedur schon vor mir durchgemacht, und keine hat hinterher Horror-Geschichten erzählt.

Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für einfache Modelle. Und nur dann, wenn die Zähne wirklich schief und krumm sind und eine Behandlung aus medizinischen Gründen notwendig ist.

Ist es ein rein optisches Problem, und das ist es sehr oft, müssen Eltern - auch meine - sehr viel Geld zahlen, 1000 Euro und noch deutlich mehr. Und sie fragen sich: Muss das wirklich sein?

"Ja", behaupten viele Kieferorthopäden. Jeder wolle heute ein schönes Lächeln mit schönen Zähnen haben. Und heute werde sehr viel mehr Wert auf die Optik gelegt. Früher sei es nicht so wichtig gewesen, ob die Zähne gut stehen oder nicht.

Meine Oma (77) hat einen vorstehenden Eckzahn, den sie auch "Hauer" nennt. "Als ich 13 war," erzählt sie, "hat kein Jugendlicher eine Klammer getragen". Meine Mutter (52) hat sehr schöne, gerade Zähne und war nie bei einem Kieferorthopäden.

Tai Jörmann (40) hingegen hatte als Jugendliche schon eine Spange. Als diese aber entfernt wurde, sagt sie, hätten sich ihre Zähne wieder in die alte, schiefe Position geschoben. "Früher wusste man noch nicht, dass Zähne wieder zurückwandern", erklärt dazu Kieferorthopäde Lothar Linus Huber. Dafür gebe es heute einen sogenannten Retainer-Draht, der hinter die Schneidezähne geklebt werde und dies verhindere. Für mich und meine Freundinnen stand schon in der Grundschule fest, dass wir eine Zahnspange haben wollen.

Giulia (13) hat vorn weiße und hinten silberne Brackets. Leanne (13) hat überall Silberplättchen aus Metall, und ich bekomme die auch. Giulia sagt, dass es kurz nach dem Nachziehen ein bisschen weh tut; Leanne findet das Reinigen etwas lästig. Aber Nike (15), für die das Zahnspangen-Thema inzwischen erledigt ist, berichtet stolz, dass ihre Zähne heute viel gerader sind als früher.

Und wir wissen auch, dass die Drahtgestelle schon längst nicht mehr als Knutschbremsen verschrien sind - manche nennen sie sogar liebevoll "Heavy Metal".

Ein Freund meiner Eltern witzelte neulich, er wolle in seinem nächsten Leben reich und deshalb Kieferorthopäde werden. Ganz so einfach ist es aber doch nicht.

Otto-Kühne-Schule Klasse 8b

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