Ludwig-Erhard-Berufskolleg, FAB M5 Wo die Teilhabe scheitert

BONN · Inklusion stößt im täglichen Leben an Grenzen: Aufzüge und Bereitschaft fehlen: Als Mensch, der selbst von einer körperlichen Beeinträchtigung betroffen ist, schreibt eine Berufsschülerin von eigenen Erfahrungen zum Thema Inklusion und deren Umsetzung.

Heute wird viel darüber gesprochen. Aber was ist Inklusion eigentlich? Laut UN-Behindertenrechtskonvention bedeutet Inklusion, "dass allen Menschen von Anfang an in allen gesellschaftlichen Bereichen eine selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe möglich ist". Nicht der Mensch mit Behinderung solle sich anpassen, sondern die Gesellschaft soll dafür sorgen, dass ihre Angebote für alle zugänglich sind.

Inklusion ist also "die vollständige Einbeziehung behinderter Menschen ins gesellschaftliche Leben, ihre gleichberechtigte Anerkennung und Würdigung: kurzum die Verwirklichung umfassender, gleichberechtigter und selbstbestimmter Teilhabe".

Die UN-Behindertenkonvention lässt Menschen mit Behinderung darauf hoffen, dass Inklusion funktionieren kann, doch leider ist die Realität eine andere! Meine Behinderung hat von der ersten Sekunde an mein Leben bestimmt. Sie hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich habe durch gesundheitliche Vorfälle einige Operationen über mich ergehen lassen müssen. Die Folge war, dass ich nach langen Krankenhausaufenthalten die Regelgrundschule nicht mehr besuchen konnte, weil die nicht auf Menschen mit Behinderung ausgelegt war.

Ich musste also mitten im Schuljahr auf eine Schule für schwerbehinderte Menschen wechseln, da dies die einzige Möglichkeit für mich war, meine Schullaufbahn weiterzuführen. Doch es gab fast jedes Jahr neue Rückschläge in meinem Leben, einige zwangen mich, nicht den Weg gehen zu können, den gesunde Menschen wählen können. Beispielsweise waren Schulen nicht mit Aufzügen ausgestattet oder öffentliche Verkehrsmittel nicht barrierefrei.

Deshalb stehe ich dem Thema Inklusion sehr kritisch gegenüber. Es wird viel versprochen, aber in der Gesellschaft wird Menschen mit Behinderung durch fehlende Barrierefreiheit oder das Verbot bestimmter Freizeitaktivitäten wie Achterbahnen besuchen zu können ein Stück Lebensqualität genommen. Auch in der Berufswahl haben es körperlich beeinträchtigte Menschen schwerer als andere.

Zwar heißt es, dass bei gleicher Eignung Schwerbehinderte bevorzugt werden, doch leider ist oft nicht das Wissen und die Eignung dieser Menschen das Problem, sondern dass viele Betriebe mit der Beschäftigung und der Ausbildung von beeinträchtigten Menschen überfordert sind oder Berührungsängste haben. Nun ist der letzte Ausweg für einen Menschen mit Behinderung wieder nur eine Einrichtung, die sich auf diese Personen spezialisiert hat. So scheitert die Inklusion in vielen Situationen des Lebens.

Ich glaube, dass nur dann Inklusion möglich ist, wenn sich mehr Menschen dafür interessieren und einsetzen. Jeder kann ein Stück zur Inklusion beitragen.

Ludwig-Erhard-Berufskolleg, FAB M5

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