Ludwig- Erhard- Berufskolleg, VFA M1 Nicht jede Anteilnahme tut gut

Bonn · Die Betroffenheit über das Schicksal anderer führt oft dazu, dass Angehörige bedrängt werden.

Jeder von uns ist tief betroffen, wenn plötzlich etwas Tragisches in unserem Leben oder in unserem Umfeld passiert. Nicht immer ist es das persönliche Umfeld, das uns Anteil nehmen lässt.

So am Beispiel von Michael Schumacher. Viele Menschen sprechen ihr Mitgefühl aus, einige Reporter versuchen um jeden Preis an Informationen zu kommen, um alles der Öffentlichkeit berichten zu können. Doch seien wir mal ehrlich, helfen wir so wirklich den Betroffenen? Natürlich nicht.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es alles andere als leicht ist, als Angehöriger plötzlich lernen zu müssen, mit einer solchen Situation zurechtzukommen. Als wäre dies nicht genug, will ein Umfeld Anteil nehmen, das nicht persönlich betroffen ist. Dass jemand Anteilnahme zeigt, ist vollkommen in Ordnung, und man ist natürlich sehr dankbar dafür.

Jedoch ist es leider vielen gar nicht bewusst, dass das einfache "Das tut mir sehr leid" zu einem unangenehmen Gespräch mit Nachfragen führt. Das kann dazu führen, dass man sich zusätzlich dadurch bedrängt fühlt, denn man wird erneut mit dem Schmerz konfrontiert.

So auch bei Michael Schumacher. Niemand kann sich vorstellen, wie schwer es für seine Familie sein muss. Denn sie können gar nicht aus dieser Situation entfliehen. Ihr Schicksal steht im Fokus der Öffentlichkeit, auch wenn die Familie damit nicht einverstanden ist. Für Familien wie meine, die selbst einen solchen Schicksalsschlag durchleben musste, war es schon schwierig genug, damit klar zu kommen.

Wie schlimm mag es nur sein für Familien von bekannten Persönlichkeiten, wenn ihr hartes Schicksal zur Zielscheibe der Boulevardpresse geworden ist? Schließlich geht es dabei doch gar nicht nur um Anteilnahme, sondern vielen darum, die besten Schlagzeilen zu haben. Ähnlich erlebt man das im Privaten. Manchen Leuten geht es nicht darum, zu trösten, sondern eher ihre Neugierde zu stillen.

Für Corinna Schumachers Appell an die Presse, doch die Privatsphäre zu respektieren, habe ich großes Verständnis. Jedem Menschen sollte es überlassen sein, wann, wie und wo er über sein eigenes Schicksal berichten möchte. Denn keinem ist geholfen, ihn zu bedrängen.

Verständnis sowie natürliche Anteilnahme ist wichtig, jedoch hat dies auch Grenzen. Es ist wichtig, über sein Schicksal zu reden, das kann auch ich nur bestätigen. Jedoch sollte man selbst über den Zeitpunkt und die Art und Weise bestimmen können.

Ludwig- Erhard- Berufskolleg, VFA M1

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