Ludwig-Erhard-Berufskolleg, FAB M5 Deutsch mit Migrationshintergrund

BONN · Fremdländisches Aussehen führt bei vielen Menschen dazu, Vorurteile zu treffen.

Stell dir jemanden vor, der in einem Land geboren und aufgewachsen ist. Er kennt dessen Geschichte und dessen Verfassung. Er versteht und akzeptiert die Gesetze und Regeln der Gesellschaft.

Daraus könnte man eigentlich schließen, dass derjenige selbstverständlich ein integriertes Mitglied dieser Gesellschaft ist. Was ist aber, wenn diese Person nicht das typische Aussehen hat und fremdländisch aussieht?

Viele Leute neigen dazu, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen und entsprechend in Schubladen zu stecken. Wenn ich neue Leute kennenlerne, dann weiß ich schon, dass mich die meisten als typisch türkisch einsortieren. Als wären in Deutschland ausschließlich Menschen aus der Türkei eingewandert. Ganz besonders lustig sind die Individuen, die überrascht sind, wie gut und akzentfrei man doch Deutsch plaudere. Das hätte man nicht gedacht, wird mir unverhohlen ins Gesicht gesagt.

Ein Interessent für meinen Gebrauchtwagen sagte einmal zu mir: Hätte er gewusst, dass ich ein Ausländer bin, wäre er die 20 Kilometer nicht zu mir gefahren, um sich das Auto anzuschauen, denn am Telefon hätte ich mich nicht wie ein Ausländer angehört. Wenn danach gefragt wird, was ich bin, ist mir klar, mein Gegenüber möchte eigentlich wissen, woher meine Eltern kommen, nicht welchen Pass ich habe. Denn es wird immer nachgehakt: "Woher kommen deine Eltern?" Frei nach dem Motto: "Du siehst nicht europäisch aus, was bist du wirklich?" Offiziell heißt das "Deutsch mit Migrationshintergrund". Es sollte aber einfach nur "Deutscher" heißen, mehr nicht. Wie will man sich integriert und akzeptiert fühlen, wenn man dezent darauf hingewiesen wird, dass man zwar dazugehört, aber nicht so wie ein Deutscher mit deutscher Herkunft. Als Betroffener hat man oft das Gefühl, sich beweisen zu müssen, um nicht in diese Schublade gesteckt zu werden. Denn an dem Bild des Ausländers haftet doch oft etwas Negatives. Aber mit der Zeit resigniert man und hat einfach keine Lust mehr, sich ständig beweisen zu müssen. Mittlerweile verarbeite ich alles mit Humor und fasse es mit Selbstironie auf.

Wir sollten hier endlich aufhören, Menschen nach ihrem Äußeren, ihrer Herkunft einzuordnen. Schwarze Schafe gibt es überall und auf jeder Seite. Die USA haben es vorgemacht. Das wäre auch hier gut, wenn einer Bundeskanzler würde, der ein Deutscher mit Migrationshintergrund wäre.

Ludwig-Erhard-Berufskolleg, FAB M5

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