Mein Kopftuch gehört zu mir

Als Muslimin trage ich es als Zeichen für meine Religion, stoße aber auch auf Widerstand

 Religiöses Symbol: Eine junge Frau mit Kopftuch.

Religiöses Symbol: Eine junge Frau mit Kopftuch.

Foto: dpa

Ich bin 23 Jahre alt und in Bonn geboren. Derzeit absolviere ich eine Ausbildung zur Fachangestellten für Bürokommunikation. Und ich trage ein Kopftuch.

Mit 18 Jahren habe ich mich entschlossen, das Kopftuch zu tragen. Meine Eltern und Bekannte haben mich in meiner Entscheidung bestärkt, in der Öffentlichkeit traf ich auf viele fragende Blicke.

Ein Teil meiner Freunde war nicht so erfreut darüber, und ich musste mir oft anhören: "Warum trägst du ein Kopftuch? Deine schönen Haare sieht man nicht mehr." Und: "Hat man dich dazu gezwungen?" und "Musst du jetzt heiraten?"

Nein, ich wurde weder gezwungen, noch muss ich heiraten. Es war mein freier Wille und meine eigene Entscheidung. Es gehört zu meiner Religion, dem Islam, das Kopftuch zu tragen. Durch das Tragen meines Kopftuchs fühle ich mich geschützt, und es bereitet mir ein gutes Gefühl, nicht wegen Äußerlichkeiten bewertet zu werden. Ich trage es weder als Modestück noch aus Zwang, sondern als Zeichen meiner Religion, weil ich überzeugte Muslimin bin.

Da ich im Sommer anfing, das Kopftuch zu tragen und gleichzeitig auch eine neue Schule besuchte, fiel mir die Umstellung nicht so schwer. Es war das erste Mal, dass ich mit einem Kopftuch zur Schule ging. Ich fühlte mich durch das Tragen meines Kopftuchs wie neu geboren. Wochen vergingen, und ich verstand mich auch mit meinen neuen Mitschülern super, obwohl ich am Anfang dachte, dass ich vielleicht blöd angemacht werde, weil ich die Einzige in der Klasse, war die ein Kopftuch trug.

Natürlich werde ich deshalb immer wieder angesprochen. Ich liebe mein Kopftuch, und ich freue mich jedes Mal darüber, es zu tragen. Ich bin auch sehr dankbar, dass wir muslimische Frauen in Deutschland die Möglichkeit haben, das Kopftuch zu tragen, auch wenn es vielen Menschen nicht gefällt.

Das Grundgesetz garantiert in Artikel 4 die Religionsfreiheit. Jeder Mensch hat in Deutschland das Recht, seine Religion frei auszuüben. Ich weiß aber, dass das Kopftuch auch für uns muslimische Frauen ein umstrittenes Glaubenssymbol ist.

In Deutschland finden Frauen mit Kopftuch nur schwer eine Arbeitsstelle, so dass manche es ablegen, obwohl sie es gerne tragen würden. Ich selbst hatte auch zunächst Probleme, einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch ich habe nicht aufgegeben und hatte schließlich Erfolg. Mit Kopftuch.

Ludwig-Erhard-Berufskolleg, Klasse FAB M2

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