Fabian Müller spielt für Aktion Weihnachtslicht Vergnügen an Veränderungen

Bonn · "Vergnügen an Veränderung ist dem Menschen bleibend eigen." Dieser Spruch ist ungefähr genauso alt, wie er klingt. Doch was Georg Christoph Lichtenberg im 18. Jahrhundert hier in einem seiner klugen Aphorismen notiert hat, bewahrheitet sich bis heute.

 Finale: Fabian Müller im Frühjahr 2014 beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn.

Finale: Fabian Müller im Frühjahr 2014 beim Deutschen Musikwettbewerb in Bonn.

Foto: Barbara Frommann

Auch der junge Bonner Pianist Fabian Müller scheint mit seinem Programm, das er am Freitag, 28. November, 19 Uhr, zugunsten der Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers spielen wird, eine Bestätigung der Lichtenberg'schen Beobachtung geben zu wollen.

Jedenfalls möchte er den Abend komplett dem Thema Veränderungen oder - wie man in der Musik meist sagt - Variationen widmen. Natürlich könnte ein Abend, den man musikalisch ausschließlich mit Variations-Zyklen bestückt, auch ein bisschen langweilig werden.

Doch Müller hat sich da ein paar kluge Gedanken gemacht, wie man das Variations-Prinzip selbst wieder variieren kann. "Ich werde vier Stücke spielen", verriet der 24-Jährige, der bei Pierre-Laurent Aimard in Köln studiert, vorab. Er beginnt ganz klassisch mit Ludwig van Beethovens 32 Variationen über ein eigenes Thema in c-Moll, WoO 80. "Das ist ein kurzes Thema mit sehr vielen Variationen auf sehr engem Raum", sagt er.

Als Gegenstück dazu wird er die Klavierversion der "Valses nobles et sentimentales" von Maurice Ravel spielen, eigentlich mehr eine Suite als eine klassische Variationenfolge, wie auch Fabian Müller anmerkt. "Abgesehen davon, dass es durchaus thematische Bezüge zwischen den Walzern gibt, handelt es sich hier eher um Variationen einer Form", sagt er.

Nach der hübschen Ravel-Walzerfolge kommen mit Anton Weberns Variationen für Klavier op. 27 wieder ganz andere Strategien zum Einsatz, musikalisches Material zu verändern. Über diesen dreisätzigen, dennoch auf kaum mehr als fünf Minuten komprimierten minimalistischen Klassiker der Zwölftonmusik sagt Müller: "Es hört kein Mensch, dass es sich hier um Variationen handelt. Das ist für das Publikum gar nicht wahrnehmbar."

Selbst dem Komponisten ging es weniger darum, dass die komplexe Struktur hörend nachvollziehbar ist. Ihm war der Ausdruck wichtiger. Der Pianist der Uraufführung, Peter Stadlen, erinnerte sich an eine Lehrstunde Weberns, in der er es um die Interpretation des op. 27 gegangen war.

Stadlen war überrascht, dass Webern "sang und brüllte, mit den Armen wedelte und den Füßen stampfte, um den Inhalt der Musik zu verdeutlichen". Ebenso darüber, dass Webern beim ersten Satz ("Sehr mäßig") Brahms' späte Intermezzi assoziierte und beim zweiten ("Sehr schnell") die Badinerie aus Bachs h-Moll-Ouvertüre.

Nach der Filigranarbeit an Webern, geht Fabian Müller zum Schluss in die Vollen, wenn er die Variationen von Franz Liszt über Bachs "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen" spielt. "Das sind Variationen über ein chromatisch absteigendes Bass-Motiv. Darüber wird immer wieder neu improvisiert.

Liszt schrieb diese traurigen Variationen, nachdem seine Tochter Blandine gestorben war. Am Schluss steht der Choral ,Was Gott tut, das ist wohlgetan', der den Ausweg aus dem Teufelskreis des Leides weist", sagt Müller. "Ich bin schon sehr gespannt, wie das Publikum die Stücke wahrnehmen wird. Denn ein ganz klassischer Variationen-Zyklus ist eigentlich nur der von Beethoven."

Info

Beethoven-Haus, Kammermusiksaal, Freitag, 28. November, 19 Uhr: Fabian Müller, Klavier, spielt Werke von Beethoven, Ravel, Webern und Liszt. Karten zu 16,50 Euro gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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