Altersarmut Senioren meiden Gang zum Amt

BONN · Ein Leben lang gearbeitet und am Ende bleibt eine kleine Rente, die kaum für das Nötigste reicht. Viele Senioren leben am Existenzminimum und sind auf Hilfe vom Staat angewiesen. Bei Rentnern, die unter 700 Euro monatlich bekommen, liegt dem Rentenbescheid vorsorglich ein Antragsformular auf Grundsicherung bei.

 Oft nur ein paar Cent haben Empfänger von Grundsicherung im Monat übrig.

Oft nur ein paar Cent haben Empfänger von Grundsicherung im Monat übrig.

Foto: dpa

Und dennoch ist die Hemmschwelle groß. "Viele Menschen meiden den Weg zum Sozialamt, zum einen aus Scham, weil die Nachbarn davon erfahren könnten, und zum anderen, weil sie befürchten, dass ihre Kinder zu Unterhaltszahlungen herangezogen werden", erklärt Hermann Allroggen.

Der Sozial- und Gesundheitsdezernent des Rhein-Sieg-Kreises empfiehlt jedoch, das kostenlose Beratungsangebot der Sozialämter zu nutzen. "Viele Menschen sind unverschuldet in die Bedürftigkeit geraten, aber gerade wenn die Situation ausweglos erscheint, können die Sozialamtsmitarbeiter kompetent beraten", sagt Allroggen.

Im ersten Gespräch wird die finanzielle Situation beleuchtet, und anhand der Unterlagen prüft das Sozialamt anschließend, ob eine Bedürftigkeit vorliegt. Eine weit verbreitete Sorge der Senioren kann der Sozialdezernent auch zerstreuen: "Die Kinder werden im Normalfall nicht zu Unterhaltszahlungen herangezogen, nur wenn das Einkommen eines Kind mehr als 100.000 Euro im Jahr beträgt", sagt Allroggen.

Das Sozialamt ermittelt dann im Bedarfsfall die Höhe des Anspruchs anhand der Bedürftigkeit im Verhältnis zu Einkommen beziehungsweise Sozialhilfe. "Das deutsche Sozialhilferecht ist ein System individueller Ansprüche und Hilfen", sagt Allroggen. Um diese zu gewährleisten, würden im Sozialamt erfahrene Mitarbeiter eingesetzt - kompetent und mit Lebenserfahrung.

Denn viele Senioren haben oft zu ihrem Budget unverhältnismäßig hohe Mieten zu zahlen. Das liegt vielfach daran, dass sie früher mit einem Partner in der Wohnung gelebt haben und, nachdem sie allein zurückgeblieben sind, nicht mehr umziehen möchten. "Ein Umzug ist eine sehr schwierige Sache für Ältere.

Sie wollen ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen. Das ist für manche dann auch eine so große Veränderung, dass wir in jedem Einzelfall genau abwägen, ob ein Umzug gefordert werden kann", sagt Hermann Allroggen. Ziel sei es, den Senioren ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Ehrenamtliche Hilfe, wie etwa das Weihnachtslicht, sei dabei eine gute Ergänzung, finanziell wie auch moralisch.

"So wissen die Senioren, dass sie nicht allein sind, sie erhalten die Zuwendung unter dem Aspekt 'Jemand hat an mich gedacht'", so der Sozialdezernent. Denn in die Situation der Bedürftigkeit kann jeder Arbeitnehmer in wirtschaftlich schwierigen Zeiten geraten.

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