„Design your Future“: Als Austauschschülerin in Kanada

Cornwall · Stephanie (15) kommt aus Bonn Bad Godesberg und ist Austauschschülerin in Kanada. Am meisten imponiert ihr, dass an der Schule auch lebensnahe Fächer gelehrt werden.

 Vor Stephanies Schule stehen mindestens zehn Busse. Sie sind oftmals die einzige Möglichkeit, sich ohne Führerschein in Cornwall zu bewegen.

Vor Stephanies Schule stehen mindestens zehn Busse. Sie sind oftmals die einzige Möglichkeit, sich ohne Führerschein in Cornwall zu bewegen.

Foto: privat

Ichheiße Stephanie, bin 15 Jahre alt und komme aus Bad Godesberg. Derzeitverbringe ich ein High School Year in Kanada und wohne nun für10 Monate inCornwall, Ontario, Kanada, und gehe hier zur Schule in die 11. Klasse. Ichwohne bei einem älteren Ehepaar, deren Kindern, auch schon Kinder haben. Siewohnen alle in Cornwall.

Ichhabe hier pro Halbjahr je 4 Schulfächer. Diese werden jeden Tag unterrichtet,nur in anderer Reihenfolge. Die Fächer kann man wählen und die meisten Fächersind sehr lebensnah. So kann man z.B. einen Kurs belegen, der „Design yourFuture“ heißt. Dort wird für jeden einzelnen überlegt, was er später werdenkönnte, indem man seine eigenen Interessen, Werte, Fähigkeiten, Lerntypen, etc.herausfindet.

Wir lernen, wie und wann man sich fürs College/ Universitätbewirbt, kalkulieren die Kosten und prüfen, was es für Voraussetzungen gibt,sodass wir nach dem Abitur nur noch die gelernten Schritte ausführen müssen. Ichfinde es schön, dass man hier auch Fächer belegen kann, die nicht so theoretisch/ akademisch sind wie in Deutschland.

Inder Schule, in der Mittagspause und nach der Schule kannst du zu deinen Lehrerngehen, falls du etwas nicht verstanden hast, und es wird Dir dann nochmals erklärt.

JederSchüler muss hier 40 „volunteer hours“ nachweisen, um sein Abitur zu bekommen.Man hat dafür vier Jahre Zeit (9.-12. Klasse). Und das ist wirklich sehr lange.Manche Schüler schaffen schon in drei Monaten ihre 40 Stunden. Man kann natürlich auch mehrStunden haben, so kommt es vor, dass auf dem Abiturzeugnis manchmal auch „250 volunteerhours“ stehen.

Ander Schule gibt es etliche Austauschschüler (mindestens 30). Ich bin(glücklicherweise) die einzige deutschsprachige Schülerin an meiner Schule. Esgibt hier viele chinesische Austauschschüler(mindestens 20), die dauernd untersich bleiben, die kein Interesse an dem Land haben, deren englischeSprachkenntnisse sich dadurch nicht verbessern, die dadurch teilweise den Unterrichtblockieren.

Weite Entfernungen und schlechte Verkehrsverbindungen

Freundezu finden ist schon schwer, doch sich mit ihnen dann zu treffen, um etwaszusammen zu unternehmen, ist noch schwerer.

ZuHause in Deutschland kann ich einfach mit dem Fahrrad oder Bus und Bahn zumeinen Freunden kommen. Doch meine Gastfamilie hat kein Fahrrad, der Bus fährtnur jede Stunde und eine U-Bahn gibt es hier nicht. Wenn man an einemSchultag auf den Bus gewartet hat und bei der Freundin angekommen ist, ist es auchschon Zeit fürs Abendessen, zu dem man schon wieder zu Hause sein sollte.

Manmuss immer seine Gasteltern explizit fragen, ob sie einen bringen und holenkönnen. Und wenn sie gerade keine Zeit haben, muss man halt warten. So hat manwährend der Woche eigentlich keine Zeit, sich mit jemandem zu treffen. Es seidenn, er hat einen Führerschein und ein Auto.

Weihnachtenist hier sehr ähnlich wie bei uns. Die Menschen dekorieren ihre Häuser, dochnicht nur von innen, die meisten haben ihren Vorgarten voller Weihnachtsdekoration.Sie backen spezielle Plätzchen und Kuchen, haben bestimmte Weihnachtsfilme imFernsehen und spielen Weihnachtslieder im Radio und in den Geschäften.

Esgibt hier auch Adventskalender und Adventskränze, doch man hat hier keinenAdventskranz auf den Tisch, die gibt es nur in der Kirche.

Manchmal muss man sich alsAustauschschüler schon sehr zurücknehmen, wenn man z.B. selbst gerne kocht undbackt, die Gastmutter aber die Küche als ihre eigenes, unantastbares Reichansieht.

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