"Bachelor" Jan Kralitschka Die Rolle des ewigen Rosenkavaliers

BAD HONNEF · Der Mann, der für alle nur der Bachelor ist, will nicht auf "Teufel komm raus" in die Medien. Sagt er, und blättert eine Weile später seinen Terminkalender durch: Turmspringen, Kochen und Intelligenztest.

Zwei Talkrunden, Klamauk und das eigene Bad sanieren. Die Kamera, na gut, die war immer mit dabei. Jan Kralitschka ist zum Fernsehgesicht geworden. Es wird nicht wenige Menschen geben, die ihn zu den Promis zählen, doch er selbst meidet dieses Wort. "Ich war doch nur im Fernsehen", sagt der Bad Honnefer und schaut dabei so lieb-verdutzt drein, als verstünde er es wirklich nicht.

Ein Jahr ist es jetzt fast auf den Tag genau her, als Jan Kralitschka in eine Rolle schlüpfte, aus der er nicht mehr so recht herauskommt. Er, der Rosenkavalier. Der Mann, der zur besten Sendezeit aus 20 hübschen Frauen eine aussuchen durfte. Der, der allein schon damit polarisiert, dass er dort überhaupt mitgemacht hat, und der bei allen, die die Sendung gesehen haben, in irgendeiner Schublade entschwunden ist.

Doch: Wer ist dieser Mann, der für alle nur Bachelor ist? Und vor allem: Wie ist sein Leben nach der Entscheidung, wer die letzte Rose bekommt, weitergegangen? Wir haben ihn in seinem Landhaus am Menzenberg besucht.

Jan Kralitschka sieht dieser Tage nicht nur entspannt aus, "ich bin es auch. Endlich habe ich mal wieder Zeit Holz zu hacken, die Glühbirnen auszuwechseln und in Ruhe am Lagerfeuer ein Bier zu trinken." Er genießt die Ruhe hier draußen. Seit zweieinhalb Wochen ist er nur noch zu Hause, keine Termine, keine Kameras. Durchatmen.

Die Welt, in der sich der 37-Jährige in den vergangenen Monaten bewegte, drehte sich so schnell, dass ihm zwischendurch hätte schwindelig werden müssen. Als Jan Kralitschka modelte er und arbeitete weiter als Anwalt für Medienrecht. Als "der Bachelor" jagte er durch zig Fernsehsendungen, kürte bei Veranstaltungen mal den schönsten Hut, mal das beste Outfit, und in einer Discothek war er einfach nur anwesend, als Stargast. Es gibt härtere Wege, sein Geld zu verdienen. Das weiß auch Kralitschka. Er hat die Zitrone, die ihm seine Rolle als Bachelor anreichte, bislang konsequent ausgequetscht. Wer mag es ihm verübeln?

Wer Jan Kralitschka gegenübersitzt, muss mit jedem Satz, den er sagt, seine eigenen Vorurteile über den Haufen werfen. Ein kluger, reflektierter Mann lehnt dort auf der Tischplatte, einer, der über sich selbst lachen kann. Als er nach Szenen der Sendung im Internet sucht und nur Parodien seiner selbst findet, lässt er es laufen, lacht herzhaft.

[kein Linktext vorhanden]Dann erzählt er von der Regenbogenpresse, "oh Mann, haben die mich teilweise verrissen". Auch darüber habe er viel gelacht, doch eines habe ihn gehörig auf die Palme gebracht: "Als meine Kinder in der Zeitung zu sehen waren." Er meint Fotos in Klatschblättern, die ihn mit seiner Tochter beim Einkaufen zeigen, mitten in Bad Honnef, aufgenommen von einem Hobby-Paparazzo. Der seriöse Journalismus sieht diese Frage in der Regel nicht vor, doch beim Bachelor steht sie ganz oben auf der Frageliste: Und, noch Single?

Jan Kralitschka lacht. Er wusste ja doch, dass sie eh kommen wird, diese Frage: "Ja, bin ich", und fügt strahlend hinzu: "Kein unglücklicher im Übrigen." Die Sendung macht er nicht für dieses Alleinsein verantwortlich. Dieses Fernsehformat, das ihm fünf unbeschreibliche Monate gönnte: "Das war so intensiv: Ich habe so viele schöne Länder, so viele schöne Frauen in so kurzer Zeit kennengelernt, das war so emotional. Wenn du Glück hast, erlebst du das in fünf oder zehn Jahren, wenn überhaupt."

Und mit den Frauen sei es doch immer schwierig, kalauert er, schaut dabei lausbübisch und lacht wieder, "die Sendung hat es nicht leichter gemacht". Er glaube aber noch an die Liebe auf den ersten Blick, sogar an die vor der Kamera: "Aber es gibt sicher viele Frauen, die ohne den Jan zu kennen, sagen: Der ist nichts für mich, der ist mir zu selbstverliebt." Mit Vorurteilen beschäftige er sich aber nicht. Die Frauen seien es dann auch nicht wert, sich über sie den Kopf zu zerbrechen.

[kein Linktext vorhanden]Wer im Rampenlicht steht und damit den meisten Teil seines Geldes verdient, muss aufpassen, was er sagt. Jan Kralitschka weiß das offensichtlich. Er sagt oft markige Sätze, die er schnellstmöglich wieder relativiert, wie: "Ich würde es nicht noch einmal machen", um dann doch hastig anzufügen: "aber nur, weil ich es schon mal gemacht habe. Empfehlen kann ich es jedem." Er sagt: "Ich würde nicht alles machen. Dschungelcamp zum Beispiel, niemals", um dann doch zu ergänzen: "Schreiben Sie das lieber nicht. Eigentlich schließe ich ungern Dinge aus." Wer mag es ihm verübeln?

Irgendwie fühle sich sowieso alles so unwirklich an, sagt er. Mädchen im Alter seines Sohnes, die vor seinem Haus stehen und seinen Namen rufen. Gestandene Frauen, die draußen vor dem Haus vorbeilaufen, den Wäscheständer Kralitschkas im Garten sehen und jubilieren: "Da hängt der Schlüpper vom Bachelor." Ja, ja, vom Bachelor. Oder als neulich ein 19-jähriges Mädchen seinen drei Jahre jüngeren Sohn bei einem großen Dorffest in Münster ansprach. Sie fragte ihn nach seiner Handynummer. Den verdutzten Blick des Sohnes konterte sie: "Na, wenn du in drei Jahren so gut aussiehst wie dein Vater, dann habe ich schon mal deine Nummer."

[kein Linktext vorhanden]Seine beiden Kinder, die jeweils bei ihren Müttern leben, seien ihm ohnehin das Wichtigste und das schlechte Gewissen, sie zuletzt so selten gesehen zu haben, sei groß. Sehr groß. Wenn es die Zeit zulässt, will der Naturbursche ein Baumhaus bauen und damit vielleicht irgendwann sogar Geld verdienen. Er will zu Fuß über die Alpen wandern, von Hütte zu Hütte. Er möchte auch weiterhin mit seinem VW-Bus unterwegs sein und darin übernachten. Jan Kralitschka hat so viel mehr Ideen, so viel mehr zu bieten, als es die Rolle des Bachelors vermuten lässt.

Die Sendung ist die bewusste Überzeichnung eines Traummannes, die so wunderbar die größten Bedürfnisse des deutschen Fernsehpublikums stillt: Schadenfreude und Voyeurismus. Weil das so ist, wurde Jan Kralitschka bekannt. Weil das so ist, bleibt Jan Kralitschka auch heute noch der Bachelor. Das ist der Preis. Ob er will oder nicht.

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