Kandidat im Wahlkreis 98 Röttgen will wieder in den Bundestag - "einmal mehr aufstehen"

Wachtberg · Im Mai 2012 stürzte Norbert Röttgen tief. Er verlor die Landtagswahl in NRW und wurde als Bundesumweltminister entlassen. Von der Politik kann er trotzdem nicht lassen - will wieder in den Bundestag.

Norbert Röttgen wirkt locker und entspannt. Nicht wie einer, der bei der nordrhein-westfälischen Landtagswahl vor gut einem Jahr krachend scheiterte und einen demütigenden Rauswurf als Bundesumweltminister verschmerzen musste. Sieben Tage die Woche macht der 48-Jährige im Endspurt Wahlkampf im Rhein-Sieg-Kreis bei Bonn, radelt dabei auch durch die Gemeinden, tritt in Stadthallen ans Mikrofon oder versucht sich auch mal sportlich als Basketballer. Röttgen will wieder in den Bundestag. Er ist zuversichtlich, auch diesmal ein Direktmandat zu holen. Bisher hat es damit seit 1994 immer geklappt. "Ich bin jedenfalls ganz optimistisch", sagt er der Nachrichtenagentur dpa bei einem Ortstermin in Wachtberg.

Röttgen kämpft ohne Sicherheitsnetz. Die NRW-CDU hat ihren früheren Vorsitzenden nicht über die Landesliste abgesichert. "Er wollte auch gar nicht auf die Liste", hatte sein Nachfolger an der NRW-Parteispitze, Armin Laschet, im Frühjahr betont. 2009 hatte Röttgen in der CDU-Hochburg Rhein-Sieg satte 50,3 Prozent geschafft. Spannend wird jetzt, ob sein folgenschweres Wahldebakel vom Mai 2012 Spuren bei seinem Abschneiden am 22. September hinterlassen wird. "Das Ergebnis kann ich nur abwarten. Ich bemühe mich und mache einen aktiven Wahlkampf", sagt der Rheinländer.

Wo will Röttgen mittel- und langfristig hin? Mit 48 Jahren richtet er sich wohl nicht nur auf eine dauerhafte Abgeordnetentätigkeit ein. Auf die Frage nach höheren Zielen entgegnet der CDU-Mann: "Ich kandidiere als Abgeordneter und damit sind die Aufgaben gesetzt." Und: "Basis und Kern der politischen Arbeit ist das Mandat im Bundestag." Solche Antworten lassen vieles offen.

Röttgen ist vorsichtig geworden. Interviews gibt der promovierte Jurist fast nie. Im Wahlkampf kommt ihm keine Kritik an Angela Merkel über die Lippen. Bei deren Beliebtheitswerten könnte das auch ein Eigentor werden. Klar dürfte ihm sein: Unter einer Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Merkel, die ihn im Mai 2012 abservierte, hat er keine Chance auf einen erneuten Platz im Kabinett. Mit einer wichtigen Rolle in der Partei dürfte es ebenfalls schwierig werden für den früheren CDU-Bundesvize.

"Ich gehe nicht mit einem Karriereplan in die Politik", versichert Röttgen. Vor noch gar nicht langer Zeit waren ihm Ambitionen auf das Bundeskanzleramt nachgesagt worden. Den Plan "Wie werde ich was" habe er nie verfolgt, sagt der Ex-Minister. Geknickt oder verbittert wirkt er nicht. Er habe sein Scheitern nie schön geredet. "Ich habe viele Freunde, die sagen: "Hinfallen kann man, aber man muss einmal mehr aufstehen." Das tue ich. Und ich werde schön getragen. Ich spüre viel Solidarität."

Wählerin Angela Auen, die zum Wahlkampftermin in Wachtberg gekommen ist, meint: "Röttgen ist hier eine feste Größe. Man rechnet ihm an, dass er auch nach der Niederlage als normaler Abgeordneter weiter Politik machen will." Auch die Abgeordnete Michaela Noll, die Röttgens Stellvertreterin an der NRW-CDU-Spitze war, traut ihm künftig eine bedeutendere Rolle zu: "Er hat ja noch ein gutes Zeitfenster, um sein Potenzial an der richtigen Stelle wieder geltend zu machen", sagte sie jüngst der dpa. Wähler Werner Vreden aus Wachtberg meint: "Röttgen ist ein Mann der Tat. Er verspricht wenig. Er hält viel. Er wird in der Politik wieder eine Stufe höher kommen.

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