Wahlkreis 97 Robert Wendt: 26 Jahre und schon Kandidat

TROISDORF · Er wirkt irgendwie noch ein wenig wie ein Jungspund. Robert Wendt ist gerade mal zwei Jahre Mitglied in der Grünen-Partei, und wer ihm so gegenübersteht auf dem Schulhof des Heinrich-Böll-Gymnasiums in Troisdorf-Sieglar, denkt: "Der gehört noch hier her." Nicht als Lehrer, eher als Schüler. Obwohl das schon sieben Jahre her ist.

 Einer, der gerne zur Schule ging: Grünen-Bundestagskandidat Robert Wendt vor dem Heinrich-Böll-Gymnasium in Troisdorf-Sieglar.

Einer, der gerne zur Schule ging: Grünen-Bundestagskandidat Robert Wendt vor dem Heinrich-Böll-Gymnasium in Troisdorf-Sieglar.

Foto: Holger Arndt

2006 hat er dort Abitur gemacht, und den Ort als Treffpunkt deshalb ausgewählt, weil er sich noch so gerne an seine Schulzeit erinnert. Nicht zuletzt, weil dort seine politische Laufbahn begann, mit dem vorläufigen Höhepunkt nun Bundestagskandidat im Wahlkreis 97 für die Grünen.

Sein Händedruck ist kräftig, und wer sich mit Robert Wendt unterhält, merkt schnell, dass der junge Mann weiß, was er will. Vor allem die Jugend überzeugen, sich zu engagieren, und das eben auch politisch. So wie er es gemacht hat in seiner Schulzeit. "Wir haben gegen die damalige Bildungspolitik der damaligen schwarz-gelben Landesregierung protestiert, und ich habe mit Freunden die Grüne Jugend in Troisdorf wieder reaktiviert."

Wahlkampf ist auch für ihn stressig. "Aber er macht Spaß. Da kann ich auf die jungen Leute zugehen, sie darauf aufmerksam machen, dass Politik etwas mit ihnen zu tun hat." Wenn sie zur Wahl gingen, sei das gut. "Wenn sie Grün wählen, natürlich noch besser", sagt Wendt. Er habe nicht den Eindruck, dass die jungen Leute politikverdrossen seien. "Eher parteiverdrossen." Und da könne man laut Wendt gut ansetzen.

[kein Linktext vorhanden]Der 26-jährige Volkswirt, der derzeit an der Fernuni Hagen seinen Master in "Governance" macht, ist also noch nicht lange im politischen Geschäft. Aber er hat einen guten Lehrer, den grünen Landtagsabgeordneten Matthias Bolte aus Bielefeld, in dessen Büro er arbeitet. Auch noch ein junger Politiker mit seinen 28 Jahren. "Es ist wichtig, dass junge Menschen Politik machen, weil sie einfach eine andere Perspektive haben", sagt Wendt.

Darüber vergisst er allerdings nicht die Älteren. "Grüne Politik bedeutet für mich nachhaltige Politik. Und da muss man alle Generationen im Blick haben", sagt er. Alle könnten voneinander lernen. "Und das gilt für alle Bereiche der Politik, nicht nur für Energie- und Umweltpolitik." Gerechtigkeit, Bildung, Inklusion und der Kampf gegen Rechtsextremismus sind Robert Wendts Themen. Er verteidigt die Steuervorschläge der Grünen. "Die meisten Bürger werden entlastet. Dazu führen wir eine Vermögensabgabe ein, bei der das reichste Prozent der Deutschen herangezogen wird. Das ist schon sozial ausgewogen und gerecht." Und es entlaste den Staatshaushalt.

Natürlich setzt er als Grüner auf einen besseren öffentlichen Nahverkehr in seinem Wahlkreis und er will endlich ein Nachtflugverbot für den Flughafen Köln/Bonn durchsetzen. "Das geht wohl nur auf Bundesebene." Dazu will er sich für den Ausbau der schnellen Internet-Leitungen im ländlichen Raum einsetzen. "Ohne schnelles Internet ist man doch heute abgeschnitten", sagt Wendt und würde dafür ein bundesweites Förderkonzept auflegen. "Wo es sich für die Anbieter nicht lohnt, brauchen wir Fördermittel." Kritisch sieht er die geplante Beteiligung des Rhein-Sieg-Kreises an der Rhenag. "Das einzige, was sicher ist, sind 80 Millionen Euro Schulden."

Robert Wendt hat sich immer schon für Politik interessiert, protestierte auf der Straße gegen Rechtsextremismus oder den Irak-Krieg und will sich weiter engagieren, auch wenn es nichts wird mit einem Bundestagsmandat.

Aber der junge Mann hätte ohnehin noch eine Alternative, sollte ihn die Politik nicht mehr reizen. Robert Wendt spielt Schlagzeug und gibt in der Band "Elektroapparat" den Takt an, eine Troisdorfer Formation, die er gegründet hat. Aber auch wenn er musikalische unterwegs ist, wird es gern politisch. So tritt die Band am 6. September bei "Rock gegen Rechts" auf. Vier Bands werden dann ab 20 Uhr in der Aula des Gymnasiums Altenforst spielen. "Auch ein Talkrunde zum Thema 'Musik in der Neo-Nazi-Szene' wird es geben", freut sich Wendt jetzt schon auf den Abend.

Bis dahin absolviert er aber noch viele andere Wahlkampftermine und zieht zum Ausgleich seine frühmorgendlichen Bahnen im Schwimmbad. "Neben Radfahren halte ich mich mit Schwimmen fit", sagt Wendt und verabschiedet sich - noch das eine oder andere vorbereiten und dann zum Stammtisch der Troisdorfer Grünen.

Fünf Fragen an Robert Wendt

Welche drei Dinge haben Sie immer im Kühlschrank?
Robert Wendt: Frische Milch für das Müsli am Morgen, Bio-Tomaten für eine gute Nudelsoße und Club Mate.

Welches Buch liegt gerade bei Ihnen auf dem Nachttisch?
Wendt: Ich lese gerade "Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn: Vier Jahre auf der Flucht nach Deutschland." Mit 17 Jahren flüchtet Zekarias Kebraeb aus Eritrea nach Europa. Sein vierjähriger Höllentrip ist in dem Buch beschrieben.

Was war Ihr Lieblingsfach in der Schule?
Wendt: Geschichte fand ich als Schulfach immer ganz spannend. Ich bin davon überzeugt, dass Politik heute nur machen sollte, wer sehr genau weiß, was gestern war.

Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient?
Wendt: Mit dem Austragen von Zeitungen.

Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?
Wendt: "Gunnar!", eine Band von Freunden von mir aus Bonn.

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