Bundestagswahlen im Rhein-Sieg-Kreis Briefwahlrekord bei 20 Prozent

RHEIN-SIEG-KREIS · Noch einmal alle Kräfte mobilisieren wollen die Parteien in den letzten Tagen vor dem Urnengang am Sonntag. Dann wird der Deutsche Bundestag neu gewählt, und noch immer soll es unentschlossene Wähler geben. Um deren Stimmen geht es den Kandidaten in der ganz heißen Phase des Wahlkampf. Aber lohnt sich das?

 Im Wahlbüro in Sankt Augustin können die Wahlbriefe abgegeben werden.

Im Wahlbüro in Sankt Augustin können die Wahlbriefe abgegeben werden.

Foto: Michael Lehnberg

Mit Blick auf die vielen entschlossenen Wähler nicht, denn die haben per Wahlbrief schon ihre Stimme abgegeben. "Von Wahl zu Wahl werden das mehr", sagt Bernd Lehmann, der die Bundestagswahl in Siegburg organisiert. Bezieht man die Nichtwähler mit ein, erreichen die Kampagnen der letzten Tage fast jeden dritten Wahlberechtigten nicht mehr.

Beispiel Siegburg, wo die Briefwahl auf Rekordkurs ist: Bisher haben schon 5726 Wähler ihre Stimme abgegeben. "2000 schon bis zum 1. September", so Lehmann. Erwartet werden rund 6100 Briefwahlstimmen bei 29.984 Wahlberechtigen. Das sind 20,3 Prozent. Bei der Wahl 2009 machten 20.556 der 29.413 wahlberechtigten Siegburger von ihrem Stimmrecht Gebrauch, 5485 nutzten die Briefwahl, das waren 18,6 Prozent. Etwa so viele werden es am Sonntag sein, wenn in Siegburg 29.984 Bürger zur Wahl aufgerufen sind. "Wir rechnen am Ende etwa mit 6100 Briefwählern", so Lehmann.

Vor vier Jahren nahmen das im Rhein-Sieg-Kreis insgesamt 77.068 Wähler in Anspruch. 328.780 Menschen hatten ihre Stimme abgegeben. Mithin wählte fast ein Viertel per Briefwahl.

So ähnlich verlief die Bundestagswahl 2009 auch in Sankt Augustin. 7266 nahmen das Briefwahlrecht in Anspruch. Für diese Wahl haben bereits 7870 Wahlberechtigte die Briefwahlunterlagen beantragt. "Den bisherigen Rücklauf können wir noch nicht beziffern", sagte Stadtsprecherin Eva Stocksiefen. Sie verzeichne eine nicht ganz so deutliche Steigerung wie in den anderen Kommunen. Aber es werden sicher noch ein paar mehr.

Deutlich mehr sind es bereits in Hennef. Hatten 2009 5352 Bürger per Briefwahl gewählt, was einem Prozentanteil von 21,5 entspricht, sind bisher schon fast 6000 Wahlbriefe beantragt worden. Insgesamt sind in Hennef am Sonntag 35.501 Bürger zur Wahl aufgerufen. In Niederkassel sind das 27 587 Einwohner, wovon bereits 4935 Briefwahlanträge gestellt haben. "Wir rechnen mit insgesamt 5200", sagt Sprecher Hans-Ulrich Busch. Was im Vergleich zu 2009 mehr erwarten lässt: Damals gab es 4670 Briefwähler von insgesamt 20.075 Bürgern, die gewählt haben.

Noch bis Freitagabend, 18 Uhr, können die Wähler Briefwahlunterlagen beantragen, entweder gleich im Café oder der Kneipe nebenan wählen und ihre Stimme dann im Wahlbüro abgeben oder auch in die Briefkästen der Rathäuser werfen. Für den Postweg dürfte es heute zu spät sein. Bis 18 Uhr am Sonntag muss der Wahlbrief abgegeben werden, sonst ist die Stimme verloren.

Zum ersten Mal konnte 1957 bei einer Bundestagswahl per Brief gewählt werden. Laut Statistischem Bundesamt waren damals 31,72 Millionen Deutsche wahlberechtigt, wovon 1,53 Millionen Bürger die Briefwahl nutzten. Das waren 4,9 Prozent. Damals musste man auch noch einen triftigen Grund haben, krank oder verreist sein. Das ist heute anders. Seit einer Wahlrechtsnovelle durch den Bundestag im Jahr 2008 ist es einfach, per Brief zu wählen. So müssen Briefwähler nicht mehr wie bisher besondere Gründe glaubhaft machen, weshalb sie am Wahlsonntag ihre Stimme nicht persönlich abgeben können.

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