Haus Michael Claudia Lücking-Michel informiert sich über die Zukunft des Jugendtreffs

SCHWARZRHEINDORF · An ihrem Angriff muss Claudia Lücking-Michel noch arbeiten. Zumindest was ihre Fähigkeiten beim Kickerspielen angeht. Am Dienstagabend besuchte die Bonner CDU-Kandidatin für den Deutschen Bundestag das Haus Michael auf Einladung der CDU Beuel-Nord.

 Mädchen gegen Jungs: Claudia Lücking-Michel (2.von rechts) zeigt beim Kickerspiel im Haus Michael am Anfang leichte Schwächen im Angriff. Nachdem sie sich eingedreht hat, klappt es besser.

Mädchen gegen Jungs: Claudia Lücking-Michel (2.von rechts) zeigt beim Kickerspiel im Haus Michael am Anfang leichte Schwächen im Angriff. Nachdem sie sich eingedreht hat, klappt es besser.

Foto: Roland Kohls

Auch wenn im Vordergrund stand sich über die Offene Tür und damit die Jugendarbeit zu informieren: Der Besuch dürfte sicherlich damit zu tun haben, dass die Einrichtung wie berichtet ums finanzielle Überleben kämpft. 180.000 Euro braucht die Einrichtung pro Jahr.

Die Politik müsse eingreifen, hatte vor einiger Zeit der Vorsitzende des Trägervereins, Hans Reiffs, im General-Anzeiger gefordert. Seitdem die Stadt Bonn 2011 ihre Zuschüsse von 85 auf 75 Prozent gekürzt hat, fehlen dem Trägerverein jährlich 20.000 Euro. "Wenn sich das Finanzierungsmodell der Stadt nicht ändert, wird sich der Trägerverein nicht halten", fand der pädagogische Leiter, Clemens Iwasjuta, klare Worte gegenüber Lücking-Michel.

Ob es denn nicht die Möglichkeit gebe, irgendwelche Landes- oder Bundesprogramme anzuzapfen, wollte die Politikerin wissen. "Beim letzten Projekt, in dem es um Hip-Hop ging, haben wir zwei Jahre nach dem Ende die Landesmittel erhalten", so Iwasjuta. Die Vorfinanzierung könne der Verein aufgrund der desaströsen Haushaltslage aber nicht stemmen.

Dabei hatte vor genau 50 Jahren alles so gut angefangen. "Das Haus war ein Vorzeigeprojekt, als 1963 die Arbeit aufgenommen wurde", betonte der Vize-Vorsitzende des Trägervereins, Hans-Heinrich Emschermann. Noch bevor das Wort Offene Ganztagsschule in aller Munde gewesen sei, habe man hier eine Übermittagsbetreuung für mehr als 100 Kinder angeboten. "Außerdem sind wir bis heute Anlaufstelle für Menschen vom ersten Schuljahr an bis zum 27. Lebensjahr", formulierte Emschermann den Auftrag der Gegenwart.

Michel-Lücking signalisierte, dass sie die Offene Jugendarbeit sehr schätze. "Sie sind am Puls der Zeit", sagte die CDU-Frau. Auf wie viele Mitarbeiter Iwasjuta denn zurückgreifen könne? "Wir haben 2,5 Planstellen, die sich vier Leute teilen, aber hätten wir nicht ständig Praktikanten von Universitäten und Hochschulen wäre unsere Arbeit gefährdet."

Dass es sich lohne, diese Arbeit fortzuführen, belegt für den pädagogischen Leiter schon die Statistik: "Im Jahresdurchschnitt besuchen uns 80 Kinder pro Tag, im Sommer etwas weniger, im Winter etwas mehr." Das liege sicher auch daran, dass die Stadt Bonn nur 40 Prozent der nötigen OGS-Plätze stellen könne, mutmaßte Iwasjuta.

Das Haus selbst gehört der katholischen Kirche, in ihm sind Offene Tür, Kindergarten und ein Raum für die Pfarrei untergebracht. Von der Kirche sei aber eher kein Geld mehr zu erwarten, so Emschermann. Von Vorteil sei aber, dass die Gemeinde hinter der Einrichtung stehe und auch Benefizabende veranstalte.

"Was geben Sie mir mit auf den Weg, wenn ich in den Bundestag einziehe?", fragte die Politikerin, die beim Cusanuswerk tätig ist. Dass nicht nur mehr Geld in die Schulen gesteckt werde, sondern auch in die Offene Jugendarbeit: "Die sieht nämlich gar keiner", so Iwasjuta. Und Emschermann sähe die Jugendpolitik gern gestärkt.

Ausländische Praktikanten suchen Gasteltern

Seit vergangenen Montag erhält das Team von Haus Michael Unterstützung aus der Ukraine und Ecuador. Yuliia Kotenko (19), Nadiia Synytsia (19) und David Parra (24) absolvieren ein Praktikum, das sie über den Austauschservice AIESEC Deutschland erhalten haben, der seinen Sitz in Bonn hat. "Wir haben aber keine Unterkunft gefunden und sind derzeit bei Angestellten von AIESEC untergebracht", erzählte Parra am Rande des Besuchs der CDU-Bundestagskandidatin Claudia Lücking-Michel.

Deshalb würden sich die drei freuen, Gasteltern in Beuel oder Bonn zu finden, die ihnen bis zum 6. August ein Zimmer zur Verfügung stellen. "Wir arbeiten vier Tage die Woche, haben mittwochs und am Wochenende frei", sagte Synytsia, die gemeinsam mit Kotenko in ihrer Heimat Fremdsprachen studiert. Genau wie Parra, der Journalistik studiert, sprechen die Frauen perfekt deutsch. Wer allen drei Praktikanten oder auch nur einem weiterhelfen kann, wendet sich bitte an den Verein AIESEC unter Tel. 0228/213201.

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